Schlagwort: ivan illich

High-Tech Subsistenz oder Smart Capitalism?

contraste-titel[Artikel aus CONTRASTE Nr. 364, Januar 2015]

Technik für eine zukunftsfähige Gesellschaft

Neue, leistbare und relativ einfach bedienbare Produktionsmaschinen sind Wegbereiter für eine neue, selbstbestimmte Produktionsweise. Sie sind Werkzeuge der Selbstermächtigung, möglicherweise sogar zur Überwindung des Kapitalismus – sagen die Einen. Neue Technologien machen noch keine neue Gesellschaft, sie seien auch aus ökologischer Sicht nicht zukunftsfähig, meinen die Anderen und befürchten eine Überdeterminierung der Gesellschaft durch Technik, bis hin zur Gefahr des Technofaschismus. Diese selbstorganisierten Produktionsformen seien überdies leicht ins kapitalistische System integrierbar, führten zu einer Art »smart capitalism«, meinen die Dritten. Differenzierte Betrachtung tut not. Wo liegen die Potenziale der neuen Technologien und wie können sie gehoben werden?

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Keimformen und Konvivialität

Streifzüge Nr. 60/2014[Alle »Keimformen«-Artikel in Streifzüge 60/2014]

Von Andrea Vetter

Wie stellen wir uns eine freiere Gesellschaft vor? Welche Dinge brauchen wir dort – Open-Source-Traktoren, Mikrovergaser, Rennautos oder Komposttoiletten? Tragen diese Dinge, wenn es sie heute schon gibt, vielleicht sogar den Keim für eine freiere Gesellschaft in sich? Eine freiere, künftige Gesellschaft wird nicht plötzlich über Nacht entstehen, sondern kann sich nur durch das Ausprobieren von anderen gesellschaftlichen Praktiken im Zusammenspiel mit anderen (von Menschen hergestellten) Dingen langsam herausbilden (Habermann 2009, Gibson-Graham 2008). Wie aber wird diese Gesellschaft, wie werden ihre Dinge aussehen? Vielleicht ist es sinnvoll, sich dafür intuitiv auf die Suche zu begeben nach Dingen, die es jetzt schon gibt und die für eine Gesellschaft jenseits des Kapitalismus brauchbar sein könnten.
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Degrowth-Konferenz in Leipzig

degrowthEine offene, große Commons-Konferenz gab es noch nicht, aber commonsnahe Konferenzen schon einige. Im September 2014 (2.-6.9.) steht wieder eine an: Degrowth 2014 — in lang: Fourth International Conference on Degrowth for Ecological Sustainability and Social Equity. Es geht »um konsensfähige Alternativen zum derzeitigen Wachstumszwang«, um »wachstumsunabhängige Formen von Wirtschaft und Gesellschaft«.

Das klingt im ersten Lesen seltsam, so als ob man nur einen Konsens darüber erreichen müsse, das Wachstum einzustellen sei. Dabei gibt es das doch schon, eine Wirtschaft ohne Wachstum, nur der Name klingt nicht so gut: Krise. Aber auch darauf gibt es eine Antwort: »Your recession is not our degrowth« (»Eure Krise entspricht nicht unserer Vorstellung einer Wirtschaft ohne Wachstum«). Doch kann man sich das aussuchen? Oder brauchen wir nicht doch eine andere Produktionsweise? Oder soll bei der Konferenz genau danach gesucht werden?

Die Degrowth 2014 ist in die folgenden drei Themenstränge gegliedert. (mehr …)

Hoffnung von unten

[Beitrag aus dem Commons-Buch (Commons – Für eine neue Politik jenseits von Markt und Staat, Hg. Silke Helfrich/Heinrich-Böll-Stiftung); Lizenz: CC BY-SAEnglish version]

Gustavo Esteva

Das besondere Prinzip des Zusammenlebens in Oaxaca

Von Juni bis Oktober 2006 gab es in Oaxaca de Juárez, einer Stadt mit 600.000 Einwohnern, keine Polizei, nicht einmal Verkehrspolizisten. Der Gouverneur der Provinz traf sich mit seinen Funktionären heimlich in Hotels oder Privatwohnungen; in ihre Büros wagten sie sich nicht. Die Asamblea Popular de los Pueblos de Oaxaca (APPO), die Volksversammlung der Völker Oaxacas, hatte alle öffentlichen Gebäude sowie Rundfunk- und Fernsehstationen rund um die Uhr bewacht. Als der Gouverneur veranlasste, diese Wachen in den Nachtstunden anzugreifen, errichteten die Menschen Straßenbarrikaden.

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Open Nanotech

Das auch ansonsten lesenswerte Blog Tux Deluxe hat einen Text zu Nanotechnologie veröffentlicht. Interessant für uns wirds etwas weiter unten, wenn argumentiert wird, dass Nanotechnologie – solange sie noch jung und formbar ist – schleunigst unter das Paradigma der „Offenheit“ gehört.

Und am Schluss wirds direkt philosophisch wenn „Offenheit“ genauer bestimmt wird:

Ivan Illich, the social critic and Jesuit priest, in his 1973 classic „Tools for Conviviality“ argued that tools and technologies should be evaluated on the basis of their ‚conviviality‘. Did they empower their users or disempower them? Could they be modified and repaired by anyone? Did they facilitate liberty, equality and fraternity or dependency, inequality and social isolation? Did they benefit or harm the users‘ society and environment? His examples of tools and technologies for conviviality included telephones, bicycles and skills exchanges – nowdays he would presumably have included Linux, email and IRC. Unconvivial tools included cars, compulsory schooling and television – and now, presumably, AOL and Windows XP.

Vielleicht wird es Zeit für mich mal wieder einen Jesuiten zu lesen?