Ein Plädoyer für die Spezifizierung von Utopie und Transformationstheorie

Es gibt viele akademische und aktivistische Bewegungen, die den Kapitalismus kritisieren und überwinden wollen. Eine Strömung ist die Degrowth-Bewegung (wörtlich übersetzt ungefähr ‚ent-wachsen‘). Der Kern von Degrowth ist die Einsicht, dass unser aktuelles Wirtschaftsmodell, das Wirtschaftswachstum und privaten Gewinn über alle anderen politischen Ziele stellt, keine zukunftsfähige Art des Zusammenlebens ist. Dabei spricht sich Degrowth nicht einfach für ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung, also eine Rezession, aus, sondern für eine fundamentale Veränderung unserer Wirtschafts- und Lebensweisen. Eine Überwindung des Kapitalismus sowie die Verringerung des Materialverbrauchs unserer Gesellschaften sind dabei zentral. Konkrete alternative Zukunftsvisionen der Degrowth-Bewegung sind vielfältig: Mehr Freizeit für alle, die Achtung planetarer Grenzen, das Wiederaufleben-Lassen von Gemeinschaften, und der Ausbau deliberativer Demokratie. Das sind nur einige der politischen Maßnahmen, die in einer Studie aus dem Jahr 2022 als gemeinsame Forderungen der Degrowth-Vertreter*innen ausgemacht wurden (Fitzpatrick et al., 2022).