Tipp: »Umkämpftes Copyright«

copy-right-leftSabine Nuss hat seit längerer Zeit mal wieder einen Artikel zum »Copyriot« geschrieben. In ihrem Text »Umkämpftes Copyright. Der Streit um das geistige Eigentum« in den Blättern für deutsche und internationale Politik führt sie zunächst recht ausführlich in die Problematik ein (von ACTA bis zum Urheberrecht), um dann grundsätzlicher das »geistige Eigentum« zu diskutieren. Hier bringt sie auch ihre zentrale These:

Ganz gleichgültig, ob nun in der materiellen oder immateriellen Sphäre, in einer kapitalistisch organisierten Gesellschaft herrscht das Gesetz des Privateigentums: die „künstliche“ Verknappung ist generell notwendige Bedingung für Kapitalverwertung. (…) Die „künstliche“ Verknappung wird im materiellen Feld zumeist nicht als solche wahrgenommen, bzw. ist hier die Annahme vorherrschend, Materielles sei an sich knapp.

Sie stellt diese Aussage (die sie auch in einem gemeinsamen Gespräch anführte) gegen Annahmen von »Netzaktivisten«, die in der nichtstofflichen Natur digitaler Güter eine unvergleichliche Besonderheit sehen, weshalb der Begriff »geistiges Eigentums« abzulehnen sei. Die Autorin hingegen stellt klar, dass die »absolute Verfügungsgewalt über das Eigentum« für alle Güterarten gleichmaßen gelte und gelten müsse, damit die Warenform durchgesetzt werden könne.

Die Immaterialität digitaler Güter werde dann relevant, wenn es um die praktische Durchsetzung der Eigentumsordnung gehe. Hier komme das Dilemma zwischen künstlicher Verknappung zwecks Verwertung und freier Verteilung der Wissensgüter voll zum Tragen:

…weiterhin ist künstliche Verknappung die Grundvoraussetzung der warenproduzierenden Gesellschaft. Ein Sektor allein kann hier nicht ausbrechen. Mit anderen Worten: Die grundsätzlichen Konflikte werden bleiben. Das wissen letztlich auch alle Beteiligten an der Debatte um geistiges Eigentum. Sie reden daher zu Recht stets nur von einem „Ausgleich“ der Interessen, nicht aber davon, die Interessensgegensätze zu überwinden.

Wieder ganz auf der Linie der vorher kritisierten »Netzaktivisten« (sowie von Linkspartei und Piraten) schließt die Autorin:

All denen, die an einem freien Informationsfluss interessiert sind, bleibt daher nichts anderes übrig, als die Rechte der Urheber zu stärken. Dafür gilt es, das realexistierende Machtungleichgewicht zwischen Urhebern und Rechteverwertern zu verringern.

Das klingt dann doch etwas dünn, zumal der unauflösbare Gegensatz zwischen freien Informationsfluss (=keine Kontrolle) und Durchsetzung der Rechte der Urheber (=mehr Kontrolle) vorher explizit benannt wurde. Stattdessen wird von dieser (fundamentale) Gegensatz auf einen zwischen Urhebern und Rechteverwertern verschoben, die — wie vorher auch richtig festgestellt wurde — doch bezüglich des Urheberrechts im gleichen Boot sitzen.

So bleibt zum Abschluß des Artikels nur, auf die Notwendigkeit »endlich wieder grundsätzlichere Fragen zu stellen« hinzuweisen. Auch wenn dabei keimform.de erwähnt wird, müsste es doch hier mit dem Text erst richtig losgehen:

Denn gerade im Netz gibt es zuhauf selbstorganisierte, freie Projekte, in denen Konsumenten und Produzenten kooperieren – jenseits von Verwertungs- und Marktzwängen. Auf dem Portal keimform.de wird beispielsweise seit Jahren diskutiert, inwiefern die Produktion von freier Software und der sogenannten Commons als Modell für eine gesamtgesellschaftliche Perspektive dienen könnte.

Aber vielleicht kommt das mit den gesamtgesellschaftlichen Alternativen ja in einem Folgeartikel 😉

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