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Inter-, Trans- und Metapersonalität

[1]Bei den Diskussionen über meine holprigen [2] theoretischen [3] Versuche [4] in den letzten Wochen ist mir immer wieder aufgefallen, dass ein Begriff am häufigsten für Un- oder Missverständnisse sorgt. Und zwar der Begriff der Transpersonalität. Zum einen habe ich festgestellt, dass manche Leute Probleme hatten überhaupt zu verstehen, dass es neben der direkten interpersonalen Ebene noch etwas gibt, was sich nicht darin erschöpft. Im Grunde geht es da vermutlich um ein Verständnis von Gesellschaftlichkeit überhaupt. Zum anderen habe ich mit anderen wiederum, die durchaus den Sinn einer solchen Unterscheidung verstanden haben, große Unterschiede darin bemerkt, was wir darunter zu verstehen scheinen. Nach langen Überlegungen und Grübeleien bin ich zum Schluss gekommen, dass wir eigentlich über unterschiedliche Dinge gesprochen haben. Deswegen halte ich es für nötig, neben der Inter- und der Transpersonalität einen weiteren Begriff einzuführen, nämlich den der Metapersonalität. Im Folgenden versuche ich also nun genauer zu bestimmen, worum es bei den drei Begriffen geht. Hintergrund von all diesen Überlegungen ist immer noch die Frage, wie eine Transformation zum Kommunismus funktionieren kann. Die Begriffe müssen also vor allem für diesen Anwendungsfall überzeugen.

Zunächst die alt bekannten Begriffe in neuer kurzer und prägnanter Formulierung:

Dazu zunächst einige Anmerkungen:

Die Versuchung liegt nahe, Gesellschaftlichkeit als transpersonal zu verorten und viel in unserer bisherigen Diskussion geht auch in diese Richtung. Tatsächlich denke ich aber, dass diese Bestimmung die eigentliche gesellschaftliche Ebene noch gar nicht erreicht, sondern auf der Ebene von Institutionen verbleibt. Institutionen werden geradezu dadurch definiert, dass die Menschen in ihnen austauschbar sind und sie trotzdem bestehen bleiben. Gesellschaft ist aber mehr als eine Summe von Institutionen.

Ich werde nun zunächst einige Beispiele auflisten, von denen ich denke, dass an ihnen besonders deutlich wird, dass sie mit bloßer Transpersonalität noch nicht wirklich erfasst werden:

Mit diesen Beispielen voraus geschickt kann ich jetzt eine Definition versuchen:

Auch zu dieser Definition wieder einige Anmerkungen:

In meinen bisherigen Versuchen zur Theorie der gesellschaftlichen Transformation habe ich nur von Transpersonalität gesprochen und damit manchmal bis meistens Phänomene gemeint, die ich jetzt als metapersonal beschreiben würde. Das hat zu einiger Verwirrung geführt. Diese neue Bestimmung wird also auch meine Theorie von Geschichte und Transformation verändern. Ich bin noch nicht so weit, dass jetzt schon alles benennen zu können, aber ein paar Sachen sind mir schon klar, auch wenn mir noch nicht im Detail klar ist, was daraus folgt:

  1. Schon in der imperialen Phase ist die Elementarform oft stark transpersonal geprägt. Auch wenn ein Auswechseln des Herrschers zu enormen Verwerfungen führen konnte, bleibt die transpersonale Institution des Königs oder Kaisers meist unangetastet.
  2. Das Neue an der kapitalistischen Elementarform ist also nicht ihre Transpersonalität sondern ihre Metapersonalität.
  3. Jede private Aneignung, die halbwegs verlässlich ist und nicht bloß prekärer Raub benötigt Institutionen und somit Transpersonalität.
  4. Es ist eine Gesellschaft denkbar, die nur wenige bis hin zu fast keinen transpersonalen Elementen oder Institutionen enthält. Das allgemein menschlich-gesellschaftliche ist also nicht die Transpersonalität sondern die Metapersonalität.

Ich bin gespannt zu welcher Transformationstheorie mich das jetzt wieder führen wird und freue mich auf eure Gedanken dazu.

Vielen Dank an alle, die mir beim Denken geholfen haben, insbesondere Andrej, Jan, Bini, Eva, Simon und Franziska.

Update: Nach noch mal drüber schlafen und grübeln über Simons Kommentar bin ich auf eine wesentlich einfachere Bestimmung von Metapersonalität gekommen.

Anmerkungen dazu:

Update zum Update:

Ich bin nach weiterem Grübeln nun zum Schluss gekommen, dass _beide_ Definitionen richtig und wichtig sind um Metapersonalität zu fassen. Metapersonalität ist also gleichzeitig eine Eigenschaft von Beziehungen also Beziehungen, die nicht interpersonalisierbar sind, als auch der Einfluss dieser Beziehungen auf inter-oder transpersonale Beziehungen. Das widerspricht sich ja gar nicht! Heureka!