Schlagwort: produktionsmittel

FAQ zum Fünfschritt und zum Keimform-Ansatz

Nach der Darstellung des Fünfschritts als methodisch-analytisches Denkwerkzeug, sollen nun häufig gestellte Fragen (FAQ) diskutiert werden. Also bitte erst den vorhergehenden Artikel lesen, sonst werden die Fragen und Antworten nicht unbedingt verständlich.

Ich halte eine Diskussion um diese Fragen für sehr wichtig. Ich habe selbst auf viele Fragen keine oder nur vorläufige Antworten. Und mir fallen oft auch jeweils zig Gegenargumente ein, die gegen meine eigenen Pro-Argumente sprechen. Ich hoffe, dass ich dadurch die Komplexität nicht zu hoch schraube, wenn ich das »mit mir« diskutiere. Lest den Text als eine Form individueller Selbstverständigung. Wenn wir daraus eine kollektive machen könnten, wäre das gut.

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Das gute Leben produzieren

Streifzüge Nr. 51 (zum Vergrößern klicken)[aus: Streifzüge Nr. 51]

Wenn wir über das gute Leben nachdenken, stellen wir uns ein Leben in Fülle vor – wo niemand Not leiden muss, wo es genug für alle gibt und jede/r seine oder ihre Bedürfnisse befriedigen kann. Aber geht das überhaupt? Scheitert die Möglichkeit eines Lebens in Fülle nicht zwangsläufig an der Endlichkeit der Erde? Und wo soll die Fülle herkommen? Kommt nicht vor den Freuden des Konsums die Mühsal des Produzierens, vor dem angenehmen „Reich der Freiheit“ das weniger erfreuliche „Reich der Notwendigkeit“? Um diese zwei Herausforderungen für die Vision eines guten Lebens für alle soll es im Folgenden gehen.

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Wie es den Kapitalismus zum Commonismus treibt

Neues Deutschland[Dieser Artikel ist in der heutigen Ausgabe des Neuen Deutschlands unter dem (vom der Redaktion veränderten) Titel „Vorwärts zum Commonismus“ erschienen.]

Stellen wir uns eine Welt vor, in der Produktion und Reproduktion bedürfnisorientiert zum Wohle aller stattfinden, organisiert von Menschen, die sich niemandem unterordnen müssen und sich freiwillig in die erforderlichen Tätigkeiten teilen. Ich nenne eine solche Gesellschaft Commonismus, weil ich glaube, dass darin die Commons, die Gemeingüter, eine wichtige Rolle spielen werden.

Man mag einwenden, dass eine solche Gesellschaft unmöglich ist, weil es sie noch nicht gab und weil sie der Natur des Menschen widerspricht. Doch daraus, dass es etwas noch nicht gab, kann man nicht schließen, dass es unmöglich ist; und Argumente zur „Natur des Menschen“ übersehen, dass die Menschen nicht nur die Gesellschaft machen, sondern umgekehrt auch durch die Gesellschaft beeinflusst und geprägt werden. Ändern sich die Strukturen, ändert sich auch das Verhalten der Menschen.

Der Commonismus bliebe allerdings eine abstrakte Idee, wenn er nicht das Zeug hätte, aus der heutigen Gesellschaft, dem Kapitalismus, heraus zu entstehen. Karl Marx sagte dazu, dass „die materiellen Existenzbedingungen“ neuer Produktionsverhältnisse „im Schoß der alten Gesellschaft selbst ausgebrütet“ werden müssen.

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Commons-basierte Peer-Produktion

[Artikel erschienen in spw 182, auch als PDF]

Von Stefan Meretz

Vor zehn Jahren hatte ich das Vergnügen in der spw 120 in einem Artikel zur Freien Software „20 Thesen für eine andere Gesellschaft“ zu formulieren. Zeit also, die Thesen zu überprüfen. Meine zentrale Aussage war seinerzeit, dass Freie Software eine Keimform einer neuen Form der Vergesellschaftung und neuen Art und Weise der Produktion der notwendigen und nützlichen Güter sei. Diese Grundthese hat sich bestätigt. Was mit der Freien Software begann, hat sich auf viele Bereiche der Gesellschaft ausgedehnt. Hinzu kam – das war vor zehn Jahren noch nicht im Blick – ein weltweiter Prozess der Wiederentdeckung der Gemeingüter (Commons).

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Peer Produktion: Wie im Internet eine neue Produktionsweise entsteht

Beitragen statt tauschenDer folgende Artikel ist im WIDERSPRUCH – Münchner Zeitschrift für Philosophie, Heft 52 (2010) erschienen.

„Kreativ zu sein, ist eine inhärente Eigenschaft des menschlichen Geistes … Warum singt Figaro, warum schreibt Mozart Musik, die Figaro singt, warum erfinden wir alle neue Worte? Weil wir es können. Homo ludens trifft Homo faber. Die soziale Bedingung globaler Verbundenheit, die wir das Internet nennen, ermöglicht uns allen, kreativ zu sein auf eine neue und nie erträumte Weise. Wenn wir nur nicht das ‚Eigentum‘ dazwischen­funken lassen.“

So beschreibt der US-amerikanische Rechtsprofessor Eben Moglen (1999) das bemerkenswerte Phänomen, das Peer-Produktion genannt wird. Es hat die Art und Weise der Produktion von Software und Kulturgütern in den letzten Jahrzehnten kräftig durcheinander gewirbelt. Was ist das Geheimnis der Peer-Produktion, und wie weit reicht ihr Potential? Warum und unter welchen Umständen kommt es zur spontanen und ungezwungenen Kooperation gleichberechtigter „Peers“? Welche Bereiche der gesellschaftlichen Produktion wurden dadurch schon verändert, und wo stehen Veränderungen ähnlicher Reichweite bevor? Darum soll es im Folgenden gehen.
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Industrial Leaking ist gefordert

Im vergangenen Jahr ist das Leaking, das Herausschleusen mehr oder weniger geheimgehaltener Informationen, in den Fokus der medialen Öffentlichkeit vorgedrungen. Das politische Leaking ist in Mode gekommen, Plattformen schießen wie Pilze aus dem Boden. Ob es sich dabei um vertrauenswürdige Angebote handelt oder diese Sammelstellen für Geheimnisse als Fallen von Geheimdiensten, Regierungen oder privaten Akteuren installiert wurden, ist nicht überprüfbar. Nicht nur deshalb plädiere ich dafür, den Geheimnisverrat in die eigenen Hände zu nehmen. Wie gezeigt wird kann jeder einen kleinen Beitrag für mehr Transparenz leisten.

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Which Commons Sense?

Nachfolgend der»Partner-Artikel« zu dem bereits veröffentlichten Text »Einschluss statt Ausschluss«. Die Zeitschrift iz3w hat beide Artikel als Kontroverse initiiert. Nach der Auslotung der emanzipatorischen Möglichkeiten folgt also nun eine Kritik des Commons-Ansatzes. Weitere Artikel zum Thema gibt’s in der aktuellen Ausgabe iz3w 322. Danke an den Autor und iz3w für die Genehmigung zur Veröffentlichung.

Which Commons Sense?

Die Debatte um Gemeingüter ist oft rückwärtsgewandt

von Winfried Rust

Ein Programmierer formuliert auf einem Commons-Kongress die Freiheiten offener Software: »Benutzen, studieren, anwenden, teilen und die verbesserte Variante neu verteilen.«1 Darauf ruft eine Kleinbäuerin: »Genau. Das fordern wir für unsere Saaten!« Diese Begegnung hat einen rebellischen Charme. Allerdings führt die Freie-Software-Szene eine Parallelexistenz gegenüber der kommerziellen Softwarewelt. Und kleinbäuerliche Gemeingüter stellen keinen Großgrundbesitz infrage.

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Einschluss statt Ausschluss

[Vgl. dazu auch: »Which Commons Sense?«]

In der entwicklungspolitischen wie in der linken Szene ranken sich die Diskussionen oft entlang griffiger Begriffe. Nach Nachhaltigkeit, Neoliberalismus, Globalisierung und Multitude geht ein weiteres Zauberwort herum: die Commons. Und schon haben die Stars der Globalisierungskritik, Antonio Negri und Michael Hardt, mit „Common Wealth“ den Bestseller zur Debatte veröffentlicht (siehe iz3w 319).

Doch was sind die „Commons“ eigentlich? Sind dabei vor allem Gemeingüter wie Wasser und Boden gemeint, die allen gehören sollen? Geht es um frei verfügbare Dienstleistungen wie z.B. Freie Software oder Bildung für alle? Was ist am Gemeinschafts-Konzept der Commons kapitalismuskritisch, was nicht?

Einschluss statt Ausschluss — Commons jenseits des Kapitalismus

Von Stefan Meretz

Der Kapitalismus hat mit seinen Imperativen erfolgreich Handeln, Denken und Fühlen der Menschen besetzt – weltweit. Seine unerbittliche Logik gibt sich wie ein natürlicher Zusammenhang. So erscheint auch den kritischsten KritikerInnen »Wirtschaft« als das Selbstverständlichste von der Welt. Gleichzeitig ist der Kapitalismus in einer ökonomischen Krise, und auch seine Akzeptanz schwindet. Dies allerdings bedeutet nicht, dass seine Imperative zur Disposition stehen. Die scheinbar in Beton gegossene Unhinterfragbarkeit seiner grundlegenden Mechanismen wurde und wird immer wieder auch durch antikapitalistische Ansätze bestätigt. Alle Erzählungen sind erzählt und probiert: Die Linke in ihrem Lauf hält den Kapitalismus dennoch nicht auf.

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Self-organized Plenty

Peers support each other[Eine etwas ausführlichere Version dieses Artikel gibt es auch auf Deutsch.]

This is a handout of the slides of the talk which I gave at FSCONS 2010. So far, a detailed written version of the talk exists only in German (1, 2, 3, 4), but I hope to prepare something similar in English in the foreseeable future.

The Emergence of Physical Peer Production

Commons-based Peer Production

Commons
Goods which are jointly developed and maintained by a community and shared according to community-defined rules.
Peer production
People cooperate voluntarily on an equal footing (as peers) in order to reach a common goal.
Commons-based peer production
Peer production which is based upon commons and which creates new commons or maintains and fosters the existing ones.

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»Auf dem Weg Richtung Wissenskommunismus«

… so lautet der Titel der Thesen der Redaktion des »prager frühling«, die wir nachstehend mit freundlicher Erlaubnis der Redaktion reposten (explizit unter keimform.de-Gemeinfreiheit). Hier können sie diskutiert werden.

Der Titel klingt ja ganz schön forsch. Halten die Thesen aber, was der Titel verspricht?

Was ist eure Meinung dazu?

Lest dazu auch »com.munismus.komm! Patente Sachen über Wissen, Arbeit und Eigentum«.

Hier nun die »Thesen der prager-frühling-Redaktion«. (mehr …)