(Voriger Artikel: Vorüberlegungen)
Karl Polanyi weist darauf hin, dass es Warenmärkte in sehr vielen Gesellschaften gegeben hat, sich aber erst mit der Verbreitung des Kapitalismus auch Märkte für fiktive Waren im großen Stil durchgesetzt hätten. Als „fiktive Waren“ bezeichnet er Arbeitskraft, Boden und Geld, da sie nicht für den Verkauf produziert werden, auch wenn sie im Kapitalismus wie Waren gehandelt werden (Polanyi 1978, 108). Diese fiktiven Waren sind zu unterscheiden von echten Waren (Realwaren), die in Betrieben oder von Einzelproduzentinnen für den Verkauf produziert werden.
Der Kapitalismus braucht augenscheinlich Märkte für fiktive Waren, während andere Gesellschaften weitgehend ohne diese auskamen. Eine zu untersuchende These ist somit, dass eine Gesellschaft, in der fiktive Waren nicht mehr (oder jedenfalls nicht in erster Linie) auf Märkten erhältlich sind, nicht mehr kapitalistisch wäre, selbst wenn es noch Märkte für Realwaren gäbe.