MOVE: Neue Energie für Utopie

„Utopisch“ ist das neue „Realistisch“, schreibt Christiane Kliemann auf dem Degrowth-Blog in einem Artikel zu MOVE UTOPIA. Das, was bisher im umgangssprachlichen Sinne Realität und Normalität ausmachte, ist dabei sich aufzulösen. Sie fährt fort:

In Abwesenheit der alten Realität rückt nun jegliche Utopie oder leider auch Dystopie, die sich überhaupt nur denken lässt, in den Bereich des Möglichen. Daher liegt es an uns allen, die wir heute auf dieser Erde leben, zu entscheiden, welche der möglichen Utopien wir in die Welt bringen und zu unserer konkreten Realität machen wollen. Das einzige, was in diesen Zeiten noch unrealistisch erscheint, ist das Aufrechterhalten der alten Realität.

Bringen wir nicht Utopisches nach vorne, so setzt sich Dystopisches durch. Regressive, exklusionsradikale, menschenfeindliche Bewegungen setzen auf schlichte Schließungsreflexe im Angesicht drohender Abstiege.

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MOVE – Sommertreffen 2017

MOVE: Miteinander Offen Vertrauensvoll Emanzipatorisch…

…die Zukunft gestalten

Das Wirtschaftssystem, das unsere Welt beherrscht, ist an sein Ende gekommen. Immer mehr Menschen begreifen dies, und fürchten um die Zukunft. Doch die Antworten linker Parteien gehen über ein ‚Wir machen es etwas weniger schlimm‘-nicht hinaus und überlassen das Feld rechtspopulistischen Bestrebungen.

Wir sehen es als absolute Notwendigkeit, diesen Strömungen eine Bewegung entgegenzusetzen, an der jeder Mensch teilhaben kann. Wir möchten miteinander, nicht gegeneinander leben.

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Eine Welt, in der alle gut leben können

Titelbild „Die Welt reparieren“Das Potenzial der commonsbasierten Peer-Produktion

[Mein Beitrag zum neuen Sammelband Die Welt reparieren. Open Source und Selbermachen als postkapitalistische Praxis, herausgegeben von Andrea Baier, Tom Hansing, Christa Müller und Karin Werner (Transcript, Bielefeld 2016). Es ist auch möglich, das komplette Buch herunterzuladen (Lizenz: CC BY-NC-ND).]

Die Grundideen des Internets sind Offenheit und Dezentralität – jede soll mitmachen können, ohne erst andere um Erlaubnis fragen zu müssen. Wer heute das WWW benutzt, spürt davon womöglich nicht mehr viel. Wird nicht alles von einigen großen Plattformen wie Google, Facebook, Youtube und Amazon dominiert? Es mag so scheinen, doch ist das WWW nur ein kleiner Teil des Internets und die großen Plattformen sind nur ein kleiner Teil des WWW.

Und was auffällig ist: Auch bei Plattformen wie Facebook, Youtube und Twitter sind es die Benutzer (ich verwende weibliche und männliche Formen zufällig im Wechsel), die alle Inhalte beitragen – anders als beim Fernsehen und bei gedruckten Medien, deren Inhalte von bezahlten Profis erstellt werden. Google ist als Suchmaschine für die Vielfalt des WWW groß geworden, produziert also ebenfalls keine eigenen Inhalte, sondern ermöglicht es, diese zu finden. Beim Onlineshop Amazon spielt der „Marketplace“, auf dem Drittanbieter eigene Produkte verkaufen, eine zunehmend größere Rolle, und eBay lebt komplett von der Vermittlung der Angebote anderer Menschen und Firmen.

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Unsere NK-Projekte sind die Keimform einer utopischen Gesellschaft – sind sie das?

[alle Texte der Broschüre „ich tausch nicht mehr – ich will mein Leben zurück“]

Cover der Broschüre "ich tausch nicht mehr - ich will mein Leben zurück"Es tut gut, sich in einem solidarischen Netzwerk zu begegnen, d.h. mit Menschen in einem Zusammenhang zu sein, in dem alle geben und nehmen, ohne zu tauschen, ohne aufzurechnen, einfach weil es menschliche Gesten sind. Geld und Besitz sind unwichtig.

Es ist eine Vision, wie die Welt anders aussehen könnte – keine Konkurrenz, kein Raub, keine Ausbeutung. Wie schön, dies im Kleinen zu leben und damit die Vision zu haben, dass dies eine Keimform[1] ist, aus der sich andere gesellschaftliche, antikapitalistische Verhältnisse entwickeln können.

Aber dann kommen meine Zweifel. Und ich frage mich, ob unsere NK-Experimente wirklich eine emanzipative Ausrichtung haben oder ob sie nur Lückenbüßer sind, die Defizite kompensieren, die die Umbrüche in der gegenwärtigen kapitalistischen Neuausrichtung mit sich bringen. Wir erleben alle, wie die soziale Versorgung abgebaut oder in profitorientierte Unternehmen übergeben wird, die Löhne weiter sinken, Verarmung und Ausgrenzung auch hier zunehmen.

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Wie(so) ich mich an die NKL ranrobbte

[alle Texte der Broschüre „ich tausch nicht mehr – ich will mein Leben zurück“]

Cover der Broschüre "ich tausch nicht mehr - ich will mein Leben zurück"Im April 2013 bin ich zusammen mit anderen Verrückten auf den Karlshof in der Uckermark gezogen mit der recht vagen Idee, einen gemeinschaftlichen, nicht-kommerziellen Initiativen-Hof[1] zu organisieren.

Mit der Idee der Nicht-kommerziellen Landwirtschaft bin ich selbst 2006/2007 das erste Mal in Berührung gekommen, durch Besuche der damaligen Gruppe auf dem Karlshof. Später war ich hin & wieder bei den monatlichen Kartoffelcafés[2] in Berlin und backte mit der damaligen Berliner NK-Backgruppe.

Was mensch sucht…

Meine Motivationen, auf den Hof zu gehen, waren ganz vielfältig und nicht (nur) weil ich unbedingt ein nicht-kommerzielles Projekt aufbauen wollte.

Ich hatte wenig Erfahrung und viel Lust auf das Leben in und mit einer Gruppe, war sehr abgegessen von dem anstrengenden Aufbau einer Firma – die, wie ich lernen musste, wirtschaftlich nur erfolgreich sein oder bestehen konnte, wenn wir den ganzen Scheiß[3] selbst reproduzierten, den ich selbst am Kapitalismus kritisierte. Ich hatte Lust, aus der Stadt wegzuziehen, Lust auf Landleben und Landwirtschaft.

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Ich tausch nicht mehr – ich will mein Leben zurück

Theorie & Praxis von nicht-kommerziellen Projekten

Cover der Broschüre "ich tausch nicht mehr - ich will mein Leben zurück"

Im September 2015 ist die umfangreiche Broschüre ich tausch nicht mehr – ich will mein Leben zurück“ erschienen. In den nächsten Wochen werden auf Keimform.de nach und nach einzelne Artikel aus der Broschüre vor- und zur Diskussion gestellt.

Vorab:

Editorial

Unter dem Label nichtkommerziell finden seit 2005 verschiedenste soziale und ökonomische Experimente statt, deren Gemeinsamkeit darin liegt, dass sie versuchen Geben und Nehmen zu entkoppeln. Diese Broschüre ist nun der Versuch diesen Projekten eine Plattform zu geben.

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Commonsbasierte Zukunft

[Quelle: Aus Politik und Zeitgeschichte/bpb.de, 35-37/2015, Kapitalismus und Alternativen, Lizenz: Creative Commons by-nc-nd/3.0/de/]

Wie ein altes Konzept eine bessere Welt ermöglicht

Von Friederike Habermann

Heute ist es einfacher, sich das Ende der Welt vorzustellen als das Ende des Kapitalismus – so bringen Theoretiker wie Slavoy Žižek oder Frederic Jameson die allgemein empfundene Alternativlosigkeit zum Kapitalismus auf den Punkt.[1] Doch: „Ein neues Wirtschaftssystem – die Kollaborativen Commons – betritt die ökonomische Weltbühne.“ Mit diesem Satz beginnt der Ökonom Jeremy Rifkin sein 2014 erschienenes Buch „Die Null-Grenzkosten-Gesellschaft“. [2] Und beschreibt dabei das, was sich seit Beginn dieses Jahrtausends in vielen Bereichen als neue Formen der Organisation des Lebens abzeichnet: in Ansätzen anderen Wirtschaftens, in Sozialen Bewegungen, in dem Boom des sharings. (mehr …)

Commons auf der Solikon 2015

solikon2015Der Kongress Solidarische Ökonomie — kurz Solikon — findet dieses Jahr vom 10. bis 13. September an der TU Berlin statt (Anmeldung). Das Programm ist schier unüberschaubar umfangreich, wer allerdings warenkritische Veranstaltungen sucht, muss sich echt anstrengen. Kritik ist viel, doch wie weit geht sie?

Hier eine subjektive Auswahl von Workshops, die auch mal das Ganze (aka Kapitalismus) in Frage stellen und darüber hinausgehen wollen (zum Teil mit Menschen aus dem Demonetize-Netzwerk):

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Die gute Nachricht: Kapitalismus ohne Wachstum gibt es nicht

degrowth[Repost von hier und hier]

Von Friederike Habermann

Wachstum ist keine Option, denn eine absolute Entkoppelung von Wachstum und Ressourcenverbrauch hat sich historisch als unmöglich erwiesen – diese Position eint all jene, die zur Degrowth-Konferenz beitragen. Wachstumskritik ist auch in den Medien immer präsenter. Selbst die liberale Wochenzeitung DIE ZEIT (Nr. 10/ 2013) beendete ihren Leitartikel zum Thema mit den Worten „Die Deutschen […] sind ausgewachsen“. Zu diesem Ergebnis kommt sie aufgrund einer Analyse des Eigentums des (nicht existierenden) Durchschnittsjugendlichen Jan Müller im Vergleich zu seinem Vorgänger Wilhelm Müller vor gut hundert Jahren, sowie mit Blick auf Leon Müller aus dem Jahr 2038, der bei dem gerne anvisierten Wachstumsziel von jährlich drei Prozent bereits doppelt soviel essen, shoppen oder sonstwie verkonsumieren müsste. (mehr …)

Neuer Commons-Blog: CommonsSenses

CommonsSenses ist der Blog von Johannes Euler — »a Political Ecommonist’s blog«, wie er im Untertitel schreibt, »that will deal with questions of the Commons from a theoretical, practical, and movement perspective«, wie er ganz unten in der Seite ergänzt. Den Begriff der »Ecommony« als Wortverbindung von Economy und Commons übernimmt er von Friederike Habermann. Folgenden Vortrag (englisch) zur Einführung in die Commons-Problematik möchte ich empfehlen:

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