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Commons

Es ist schwer, ein verständliche deutsche Übersetzung für Commons zu finden. Das Wort Gemeingut oder Gemeingüter, was wir auch hier öfter mal als Übersetzung nehmen, ist dafür nicht wirklich gut geeignet, weil es immer wieder die gleichen Verwechselungen hervorruft: »Ein Gemeingut ist ein Gut, das allen gemeinsam gehört«. Das ist zwar nicht völlig falsch, aber so grandios unterbestimmt, dass es dann am Ende doch falsch wird. Warum? Weil ein Commons kein Gut ist, sondern eine soziale Form mit Ressourcen und Gütern umzugehen.

Ein Gemeingut ist also in Wahrheit gerade kein »Gut«, kein Ding, keine Sache, sondern eine bestimmte Art und Weise, Güter herzustellen, zu erhalten und zu verteilen. Diese Schwierigkeit teilt das Gemeingut mit der Ware. Hier denken die allermeisten Menschen an Dinge, die man kaufen kann. Das ist zwar auch nicht völlig falsch, aber ebenso grandios unterbestimmt. Daher der Parallelität wegen ein paar Worte zur Ware.

Eine Ware ist ebenso wie ein Commons kein Gut, kein Ding, keine Sache, sondern eine bestimmte Art und Weise, Güter herzustellen, zu erhalten und zu verteilen. Das wiederum sehen die meisten Commoners nicht unbedingt so. Sie behandeln die Ware wie die meisten Warendenker die Commons behandeln: als Ding. Beide — Commons wie Ware — müssen also erst als soziale Formen der Produktion und Reproduktion enttarnt werden, denn es liegt nicht auf der Hand.

Im Falle der Ware gibt es immerhin einen großen Denker, der die Sache durchschaut hat: Karl Marx fand heraus, dass die Verdinglichung [1] — also, dass uns Soziales wie ein Ding erscheint — seine Ursache im Warenfetischismus [2] hat. Dieser Fetischismus betrifft nun indirekt auch die Commons. Wenn Waren Dinge sind, dann müssen auch Commons Dinge sein — so der Kurzschluss.

Wir aber wissen: Commons und Ware sind unterschiedliche soziale Formen, Ressourcen zu nutzen und Güter zu produzieren, zu erhalten und zu verteilen. Ist das aber ausreichend? Nein. Es geht nicht nur um Ressourcen und Güter, sondern um alles, was wir zum Leben brauchen. Vor allem geht es darum, dass Commons und Ware jeweils soziale Formen sind, die sich selbst produzieren, also die soziale Form, in der das geschieht.

Was unterscheiden nun aber Commons und Ware als soziale Formen der Produktion und Reproduktion? Ein ganze Menge! Die beiden sind geradezu wie Feuer und Wasser, und vor allem bedeutet es für uns etwas völlig Unterschiedliches, ob wir commons-basiert oder warenförmig unsere Lebensbedingungen herstellen und erhalten. Aber das führe ich jetzt hier nicht weiter aus — dafür gibt’s tausend andere Artikel 🙂

So, und wie nennen wir das Ganze nun, wenn »Gemeingut« ausfällt?

Wir nennen es einfach Commons. Wir nutzen das englische Wort so wie »Computer« und »Internet«. Dafür hat auch Jacob in unserem Nachbar-Blog [3] schlicht und ergreifend argumentiert: Commons? Einfach genial! [4]

Jetzt wäre nur noch zu überlegen, ob wir hier im Keimform-Blog die Kategorie Gemeingüter [5] in Commons umbenennen und uns dafür das Tag Commons [6] sparen. Was ihr Mit-Keimformist*innen dazu? Oder ihr, geschätzte Leser*innen?