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Werner Imhof: Zur Kritik der Peer-Ökonomie II

Peer-Irrtum?Werner Imhof hat »eine ergänzende Kritik [1] geschrieben, die sich vor allem mit Christians Methode und den „Gesellschaftlichkeitsdefiziten“ (Hubert) [2] seines Konzepts befaßt, also einige neue Akzente und Argumente enthält« (aus einer E-Mail von Werner). Los geht’s:

Mit der Freien Software hat sich eine neuartige Form der Kooperation mit gemeinsam genutzten Produktionsmitteln entwickelt, die sich von traditionellen Formen gemeinschaftlicher Arbeit, die der Selbstversorgung im eng begrenzten familiären oder dörflichen Rahmen dienen, in mehrerer Hinsicht progressiv abhebt. Im Konzept der Peer- bzw. Peer-to-peer-Produktion hat diese Entwicklung einen theoretischen Ausdruck gefunden, der danach drängt, ihren Anwendungsbereich zu erweitern, sie womöglich gesellschaftlich zu verallgemeinern.

Auch das ist ein Fortschritt. Galt doch vor nicht allzu langer Zeit auch unter theoretisierenden Protagonisten der Freien Software die Vorstellung einer unmittelbar gesellschaftlichen Produktion ohne Äquivalententausch und Geld noch als „abstrakte Negation des Wertgesetzes“, die Gefahr läuft, beim „‚Unmittelbarkeitsterror‘ eines Pol Pot“ zu enden (Stefan Meretz 2001). Doch auch ein an sich fruchtbarer Denkansatz kann sich in sein Gegenteil verkehren und zur Denkblockade führen, wenn sich übereifrige Verfechter mehr vom Wunschdenken leiten lassen als von nüchterner Abwägung des praktisch Möglichen und Notwendigen. Eben das ist bei Christian Siefkes der Fall.

Benni Bärmann nennt Christians Buch ein „Gedankenexperiment“. Das ist stark geschmeichelt. Mit Michel Bauwens würde ich es allenfalls als „Gedankenübung“ einstufen. Denn ein Experiment, auch ein rein gedankliches, verlangt die Analyse der Bedingungen, die seinen Verlauf ermöglichen und bestimmen. In Christians Modell dagegen steht die imaginierte Zukunft beziehungslos der kapitalistischen Gegenwart gegenüber, ohne daß erkennbar wäre, wie jene aus dieser hervorgehen könnte. Ein gedachter oder richtiger: ein erhoffter Weg wird zwar angedeutet („Verdrängung“ der kapitalistischen Produktionsweise), aber unter welchen Bedingungen er gangbar sein sollte, bleibt im Dunkeln. Die einzigen reflektierten Bedingungen, die Christians Modell zugrunde liegen, sind einige Allgemeinplätze, die für jedwede Produktion gelten: daß die Menschen Bedürfnisse haben, die befriedigt werden müssen; daß die Produktion der dazu nötigen Güter Arbeitszeit kostet; daß die nötigen Arbeiten unterschiedlich attraktiv sind; und daß es knappe Güter und Ressourcen gibt, für die ein akzeptabler Verteilungsmodus gefunden werden muß.

Diesen Bedingungen glaubt Christian dadurch Rechnung zu tragen, daß er die Regeln der Peer-Produktion — „commons-basierte“ autonome Projekte freier Kooperation nach den Prinzipien des Eigenbedarfs und der Arbeitsneigung — um ein ausgeklügeltes Verfahren zur Ex-ante-Verteilung des Zeitaufwands und zur Ex-post-Verteilung der Güter ergänzt und außerdem die personelle wie räumliche Beschränktheit der Projekte durch sog. „Verteilungspools“ mit tendenziell globaler Reichweite zu überwinden hofft. Damit meint er, den Nachweis geliefert zu haben, daß „es keinen Grund gibt, warum die Peer-Produktion auf Dauer auf die Nische der Informationsgüter beschränkt bleiben sollte“. Logisch, schließlich hat er alle realen Hürden und Hindernisse ausgeblendet.

Christian abstrahiert nicht nur von den Voraussetzungen, die die Peer-Produktion als „Anomalie“ (Michael Heinrich) inmitten kapitalistischer Produktionsverhältnisse ermöglicht haben und die sie gleichzeitig (weitgehend) auf die „Nische der Informationsgüter“ beschränken — als wäre eine Verallgemeinerung der Peer-Produktion nicht angewiesen auf eine geeignete Verallgemeinerung ihrer Voraussetzungen, die auch ihre derzeitigen Schranken beseitigen würde. (Er klebt an den Phänomenen der „Kopier-“ bzw. „Nichtkopierbarkeit“, ohne ihrer ökonomische Bedeutung nachzugehen.)

Christian abstrahiert gleich auch noch von der bestehenden Produktionsweise überhaupt — als ließe sich eine neue gesellschaftliche und das heißt heute notwendig: industrielle Produktionsweise sozusagen aus jungfräulichem Boden stampfen, als wäre sie möglich ohne Aneignung der vorhandenen Produktionsmittel, ohne Herrschaft über die existierende Teilung der gesellschaftlichen Arbeit, also ohne aktive Rolle der bisherigen Produzenten. Mit anderen Worten: Christians Modell ist eine reine Kopfgeburt, Social-fiction nach dem Motto „Wir malen uns eine Wunschgesellschaft“. Wobei die Unbedarftheit in der Methode der Modellbildung der Unbedarftheit ihres gesellschaftlichen Gehalts entspricht. Denn es entgeht ihm völlig, daß sein Modell einer Peer-Ökonomie gesellschaftliche Verhältnisse voraussetzt, zu der die Subjekte dieser Ökonomie selbst gar nicht fähig wären, die sie weder konstituieren noch beherrschen könnten…

Konkreter: Die Produktion freier Software wurde ermöglicht durch eine kapitalistisch produzierte Technik, die ebenso der individuellen Konsumtion wie der Produktion dienen kann (PCs, Datenleitungen, Strom), und zwar dank der entwickelten Arbeitsproduktivität zu allgemein erschwinglichen Preisen. Hinzu kommt die Besonderheit des Arbeitsmaterials, der digitalisierten Information, daß es quasi kostenlos und unbegrenzt verfügbar und reproduzierbar ist, weshalb sich die Kosten des sachlichen Produktionsaufwands in den genannten Grenzen halten, während die Produktivität der aufgewandten Arbeit mit jeder neuen Kopie nahezu unbegrenzt steigerbar ist. (Software ist für mich also kein „immaterielles“ Produkt, sondern ein Spezialfall materieller Produktion.)

Voraussetzung der freien Software ist weiter, daß ihre Produzenten frei sind vom Zwang, sie zur eigenen Existenzsicherung zu vermarkten, und daß sie über ein eigenes Zeitbudget verfügen. Was wiederum voraussetzt, daß ihre materielle Existenz gewährleistet ist durch ein ausreichendes Geldeinkommen (gewöhnlich aus kapitalistischer Lohnarbeit), das ihnen den Zugang zur Welt der lebensnotwendigen Waren erlaubt, und durch eine kapitalistische Produktion, die diese Waren einigermaßen zuverlässig für sie bereitstellt. Last not least mußte sich unter den Software-Produzenten auch eine besondere gesellschaftliche Einstellung, ein besonderes „Ethos“ herausbilden, das Bedürfnis oder zumindest die Bereitschaft, das persönliche Expertenwissen nicht nur im gemeinsamen Eigeninteresse zu nutzen („to scratch an itch“), sondern es auch einer wildfremden und weltweiten Nutzergemeinde verfügbar zu machen.

So beachtlich und verdienstvoll diese Entwicklung ist, so eindeutig bleibt die freie Software doch abhängig von den kapitalistischen Verhältnissen, die sie zu transzendieren scheint. Und diese Abhängigkeit bestimmt auch die Grenzen ihrer praktischen Vorreiterrolle, mag ihre ideelle Ausstrahlung auch darüber hinaus reichen. Peer-Produktion nach dem Vorbild der freien Software ist unter kapitalistischen Bedingungen überall da, aber auch nur da möglich, wo Menschen in materiell gesicherten Verhältnissen und mit entsprechendem Zeitüberschuß das Bedürfnis entwickeln und bei vergleichsweise geringen sachlichen Produktionskosten auch die Möglichkeit dazu haben, unentgeltlich nicht nur füreinander, sondern auch für andere zu produzieren. Was im übrigen bedeutet, daß die Anwendungsbereiche der Peer-Produktion weder erschöpft sind noch sich auf die „Nische der Informationsgüter“ beschränken müssen.

Außerhalb dieser Nische findet die Peer-Produktion jedoch sehr bald ihre Schranken in den Kosten des sachlichen Produktionsaufwands, zu dem eben nicht nur die Arbeitsmittel gehören (auf die der Begriff „Produktionsmittel“ meist reduziert wird, auch Bauwens kennt nur „the cost of fixed capital“), sondern auch die Arbeitsgegenstände, die im Produktionsprozeß „nicht-kopierbarer“ Güter laufend verbraucht werden und daher ebenso laufend durch neue ersetzt werden müssen. Bei kapitalistischer Produktion handelt es sich hierbei um die Auslage von zirkulierendem Kapital, das mit jedem Verkauf der Waren zurückfließt. In der Peer-Produktion bleiben diese laufenden Ausgaben unwiederbringlich verloren, vernichteter Wert. Außerhalb der Nische der Informationsgüter wird sie daher beschränkt bleiben (müssen) auf die Produktion kleiner Gütermengen mit einfachen technischen Mitteln.

Vielleicht entdecken die Praktiker der Peer-Produktion dabei dann ja auch, was ihre Theoretiker bisher nicht einmal registriert haben: daß es längst eine weitere kooperative „Produktionsweise“ mit gemeinsam genutzten Produktionsmitteln gibt, die sich dem Prinzip der Warenproduktion und damit der Herrschaft des Wertgesetzes entzieht und ebenfalls auf einer Besonderheit des Arbeitsmaterials beruht, weil dieses „Material“ nämlich — der Mensch selbst ist, dessen „Bearbeitung“ sich nur bedingt profitabel verwerten läßt. Freiwillige Feuerwehr, Bergwacht, Seenotrettungsdienst, DLRG, „ehrenamtliche“ Helfer in der Altenpflege, Ärzte ohne Grenzen sind allbekannte Beispiele von Dienstleistungen am Menschen, die ebenso unentgeltlich sind wie die freie Software und sich doch ganz wesentlich von der Peer-Produktion unterscheiden.

Weil hier Arbeit nicht auch, sondern ausschließlich für andere geleistet wird, die Arbeit für andere also nicht nur Nebenprodukt, sondern Selbstzweck ist; und weil die „Projekte“ ihre „autonome“ Entscheidung über das Was und Wie der Produktion der freien Einsicht ins Notwendige unterwerfen. Aber auch dieses scheinbar selbstlose (tatsächlich ein gesellschaftliches Selbst verwirklichende) Engagement hat die kapitalistischen Produktionsverhältnisse ebenso zur Voraussetzung, wie sie seine Schranken bilden. Am spürbarsten ist auch hier die Kostenschranke des sachlichen Produktionsaufwands, die seine Ausbreitung etwa im Gesundheitswesen oder auf den Personentransport verhindert und manche „Projekte“ nur mit Hilfe von Spenden oder Zuschüssen aus öffentlichen Haushalten überleben läßt.

Aber zurück zur Peer-Produktion. Es versteht sich von selbst, daß ihre Verallgemeinerung die Überwindung oder Beseitigung ihrer derzeitigen Schranken erfordern würde. Lassen wir mal, wie Christian in seinem Buch, den (möglichen oder unmöglichen) Prozeß dieser umwälzenden „Verallgemeinerung“ im Dunkeln und unterstellen gleich sein glückliches Resultat: eine verallgemeinerte Peer-Produktion, eine Peer-Ökonomie, in der mit den kapitalistischen Produktionsverhältnissen auch alle ihre heutigen Schranken beseitigt wären. Das klingt nach einer Tautologie, ist es aber ganz und gar nicht.

Denn mit den kapitalistischen Verhältnissen wären auch die bisherigen Voraussetzungen der Peer-Produktion beseitigt, was bedeutet, daß die Peer-Ökonomie, die den Kapitalismus ablösen (können) soll, imstande sein müßte, ihre eigenen Voraussetzungen zu produzieren oder sich auf eigener Grundlage selbst zu reproduzieren. Konkreter: Sie müßte zum einen die materielle Existenz der Menschen durch eine zuverlässige Produktion aller benötigten Konsumgüter und Dienstleistungen sichern und zum andern die Produktion von Produktionsmitteln gewährleisten, die nötig wären, um fortlaufend verbrauchte zu ersetzen sowie vorhandene zu verbessern und zu erweitern. Beide Anforderungen wären aber nur zu erfüllen, wenn die Menschen ihr verallgemeinertes Vertrauen in die Grundsätze der Peer-Produktion — so wie Christian sie faßt — schnell wieder fahren ließen.

Denn 1. müßte die Produktion für den Eigenbedarf absolut zurücktreten hinter die Produktion für andere, für gesellschaftlichen, auch völlig „fremden“ Bedarf. Bei Produktionsmitteln, deren laufender Ersatz heute immerhin fast zwei Drittel der Gesamtarbeit erfordert, liegt das auf der Hand, bei Dienstleistungen ebenso, aber auch bei allen dinglichen Gütern des individuellen Konsums wäre es nicht anders. Schließlich müßten die Produzenten eines jeden Betriebs unabhängig von der Reichweite seines Versorgungsbereichs immer für eine vielfach größere Zahl von Menschen arbeiten, die mit der Produktion anderer Dinge beschäftigt wären oder überhaupt nicht arbeiten könnten.

2. müßte, wenn die Produktion dem gesellschaftlichen Bedarf dienen und folgen (können) soll, die Zielautonomie der Produzenten ihrer selbst- und verantwortungsbewußten Einsicht ins Notwendige weichen. Würden sie sich aber gegen diese Einsicht sperren und das Notwendige nur als äußeren Zwang und Fremdbestimmung empfinden, würde die geldlose Produktion in Kürze zusammenbrechen und die Rückkehr zur kapitalistischen Produktionsweise unausweichlich.

3. müßte auch die Kooperation in Form neu zu gründender „Projekte“ in den Hintergrund treten. Absoluten Vorrang hätte die Beherrschung und Nutzung aller lebenswichtigen vorhandenen Betriebe als Voraussetzung für die notwendige Sicherung der laufenden Reproduktion der Gesellschaft und die Umgestaltung der vom Kapital hinterlassenen Technik und Arbeitsorganisation. Neue Projekte, die nicht von anerkanntem gesellschaftlichen Bedarf diktiert wären, sondern allein der „autonomen“ Befriedigung des Eigenbedarfs und persönlicher „Leidenschaften“ dienten, würden ins Reich der Freizeitbeschäftigung gehören (müssen).

4. fände folglich auch die freie Kooperation der Individuen ihre vorläufigen Schranken in der gegebenen Verteilung der gesellschaftlichen Arbeit, der gegebenen Verteilung der Produktionsmittel und der gegebenen Qualifikationsstruktur der gesellschaftlichen Arbeitskraft. Diese Gegebenheiten wären nur schrittweise umzumodeln, nicht aber schlagartig zu überwinden.

5. wäre es barer Unsinn, die innerbetriebliche Arbeitsteilung vorab durch eine „software-basierte“ öffentliche Aufgabenversteigerung mit Hilfe unterschiedlich gewichteter Arbeit unter allen kooperationswilligen Interessenten festlegen zu wollen. Diese Idee beruht offenbar auf der absurden Annahme, die Menschen der Peer-Ökonomie müßten und könnten — statt sich auf die existierenden Betriebe und Belegschaften zu stützen — ihre gesellschaftliche Produktion sozusagen „Projekt“ für „Projekt“ neu erfinden und neu einrichten. In bestehenden Betrieben könnten allein die dortigen Produzenten aufgrund ihrer Kenntnis der Produktionsanlagen und -abläufe die notwendige Arbeit beurteilen und deren Verteilung ihren verschiedenen Fähigkeiten und Neigungen anpassen.

Bei neu zu errichtenden Betrieben aber könnten nur Menschen mit einschlägiger Produktionserfahrung beurteilen, welche verschiedenen Arbeiten in welchem Umfang zu bewältigen wären. Alle anderen müßten, ebenso wie jeder „Neuling“ in einem bestehenden Betrieb, die konkrete Arbeit überhaupt erst einmal selbst kennenlernen, um über ihre Aufteilung kompetent mitreden zu können. Es wäre aber das Ende jeder kollegialen, flexiblen und verantwortungsvollen Zusammenarbeit im Dienste des gesellschaftlichen Bedarfs, wenn die betriebliche Arbeitsplanung in das Korsett einer kleinlichen Stundengewichtung und -versteigerung gezwängt würde, die bei jeder Änderung oder Störung im Betriebsablauf, bei jeder technischen Neuerung und jeder Personalveränderung, bei jeder notwendigen oder gewünschten Änderung der Arbeitsteilung selbst wiederholt werden müßten. Völlig grotesk schließlich ist die Vorstellung, diese Aufgabenversteigerung auch noch auf großer Stufenleiter über sog. „Verteilungspools“ abwickeln zu wollen, als hätten die Menschen der Peer-Ökonomie die Freiheit, die objektiv gegebene Struktur und Verteilung der gesellschaftlichen Arbeitskraft zu ignorieren, um sie nach subjektiven Präferenzen ganz neu zusammenzusetzen.

6. endlich würde die ganze Produktion in kürzester Zeit kollabieren, wenn die Menschen diesen „Verteilungspools“ auch noch ebensoviel vergangenen Aufwand in Form von Gütern und Diensten entnehmen wollten, wie sie selbst an gewichtetem Aufwand geleistet haben, oder anders formuliert: wenn sie nur soviel Arbeit zum gesellschaftlichen Produkt beitrügen, wie sie daraus für sich selbst beanspruchten. Was bei dieser „Verteilungsgerechtigkeit“ (die an die frühsozialdemokratische Losung vom „unverkürzten Arbeitsertrag“ erinnert) auf der Strecke bliebe, wäre der größte Teil der notwendigen gesellschaftlichen Arbeit, dessen Produkt nämlich überhaupt nicht unter den Individuen verteilt werden kann, weil es aus Produktionsmitteln incl. Vorräten bestehen, also Gemeineigentum bleiben muß. (Es ist kein Witz, aber in Christians Zukunftsgemälde müssen keine Produktionsmittel produziert werden; sie werden anscheinend als arbeitslos verfügbare „Ressourcen“ vorausgesetzt.)

Die Menschen müßten wohl oder übel anerkennen, daß ihr gesellschaftliches Gesamtprodukt sehr viel mehr umfaßt als nur den Inhalt der „Verteilungspools“, und ihren Verteilungsmodus (für knappe oder bewußt knapp gehaltene Güter, für die allein einer nötig wäre) dementsprechend korrigieren. So wie der zur Verteilung (unter den Produzenten!) anstehende Teil des gesellschaftlichen Produkts auch nur einen bestimmten Teil ihrer Gesamtarbeit absorbiert, so könnte auch nur ein proportionaler Anteil der individuellen Arbeitsleistung als Maßstab des individuellen Zugriffs auf diesen „Verteilungspool“ dienen. (Ob auch andere Verteilungsmodi denkbar wären, mag dahingestellt bleiben.) Wobei zu hoffen wäre, daß die Menschen spätestens an dieser Stelle auch dem Unsinn der Arbeitsgewichtung ein Ende setzen würden. Denn da jedes Produkt ebenso als Verkörperung eines „projekt“- bzw. betriebsspezifischen Arbeitsgewichts gälte wie die individuell geleistete Arbeit, müßte — um sie vergleichbar zu machen — eine allgemein gültige Maßeinheit der Arbeitsgewichtung gefunden werden, wenn die Verteilung nicht von endloser Streiterei und Eifersüchtelei begleitet sein sollte. Das wäre zwar noch kein Geld oder geldähnliches Tauschmittel (wie Stefan Merten meint), aber doch der einfachen Durchschnittsarbeit als Maßeinheit der allgemein oder abstrakt menschlichen Arbeit verdammt ähnlich und sicher kein Ruhmesblatt für eine Gesellschaft, die den Krämergeist der Warenproduktion hinter sich gelassen haben sollte…