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Schon 1000 Netlabels für freie Musik

Das weiß die Jungle World in einem lesenswerten Artikel über den Stand der freien Musik im Internet [1].

Der Artikel zeigt Licht und Schatten in der Entwicklung auf: Einerseits wird immer mehr Musik mit Creative Commons-Lizenzen versehen und von Netlabels vertrieben oder einfach von den Bands auf ihren Seiten oder in Communities wie myspace eingestellt. Dazu trägt auch die ökonomische Entwicklung bei: Erst die Dotcom-Blase, dann die allgemeine Wirtschaftskrise und zusätzlich die Verwertungskrise der mit der Kopierkultur ringenden Musikindustrie führte dazu, dass die schrumpfende Musikbranche sich zunehmend aufs „Kerngeschäft“ mit Stars konzentriert. Nischenmärkte, die eine Zeit lang als Ausweichmöglichkeit betrachtet wurden, sind nicht mehr attraktiv. Die Betroffenen nehmen die Herausforderung an und weichen auf alternative Modelle aus.

Andererseits benutzen offenbar viele Bands Creative Commons-Lizenzen nur strategisch zum Bekanntwerden und nehmen dann doch Plattenverträge an. Das führt zur ärgerlichen Entwicklung, dass man plötzlich für etwas zahlen soll, was man eben noch kostenlos kriegte, und sich geködert fühlt. Wenn gar keine Lizenzen angegeben waren, können liebgewonnene Lieder bzw. Videos plötzlich verschwinden bzw. kostenpflichtig angeboten werden. Trotzdem ist das Verhalten der oft jungen Künstler verständlich, die schließlich irgendwann (wenn die Eltern nicht mehr zahlen oder das Leben familienbedingt teurer wird) Geld verdienen müssen. Die Gegenfraktion, die zur CC-Lizenz steht, hat (zumindest in diesem Artikel) keine Lösung anzubieten: Dem Berliner Rapper Jenz Steiner fällt nur ein „Wer Geld verdienen will, soll arbeiten gehen.“ Aber nicht jedeR kann neben der Kunst noch einen anstrengenden Job halten. Von Auftritten leben können auch nur jene, die ein ausreichend großes und von Veranstaltern berücksichtigtes Publikum bedienen.