Sein und Haben — Thesen zur Warenkritik

Die Zukunftswerkstatt Jena hat eine Broschüre zur Kritik der Warengesellschaft online gebracht. Die Autorinnen und Autoren zeigen in einem methodisch und historisch sehr grundlegendem Aufriss, dass die Menschheit an eine Grenze der Reproduktion ihrer Gattung gelangt ist und sich bei einem „weiter so“ in ihrer Existenz selbst gefährdet. Als Ursache wird die Verselbstständigung der Warenproduktion gegenüber den Bedürfnissen der Menschen angesehen.

Da die gegenwärtige Form der gesellschaftlichen Reproduktion als Warenproduktion historisch entstanden ist, ist auch ihr historisches Ende und Ablösung durch eine neue Form der gesellschaftlichen Reproduktion denkbar. Als Eckpunkte hierfür werden genannt: Freie Kooperation und Freiheit der Anderen als Voraussetzung für die eigene Freiheit. Für eine solche Entwicklungsrichtung seien bereits heute Keimformen sichtbar.

Die Kapitelübersicht gibt einen ganz guten Überblick über den Inhalt der Broschüre:

  • Kapitel 1: Wie nehmen wir unser Leben wahr?
  • Kapitel 2: Warum ist das „formale Denken“ so weit verbreitet?
  • Kapitel 3: Der methodische Fünfschritt
  • Kapitel 4: Anfänge menschlicher Gesellschaft
  • Kapitel 5: Entwickelte Warenproduktion in der Antike
  • Kapitel 6: Dominanzwechsel zu Beginn des Kapitalismus
  • Kapitel 7: Umstrukturierung des Gesamtprozesses im entwickelten Kapitalismus
  • Kapitel 8: vom Haben zum Sein
  • Kapitel 9: Beispiele, die Hoffnung geben können

Anders als es vielleicht in meiner gerafften Darstellung erscheint, ist die Broschüre wirklich gut zu lesen. In einem recht lockeren Erzählstil wird „mal eben“ die Kulturgeschichte der Menschheit abgehandelt. Dass nun Erich Fromm als Ausgangspunkt für die Entwicklung eines alternativen Szenarios genommen wird, leuchtet mir nicht ein. Der Bezug zu Fromm ist allerdings auch eher assoziativ.

Die Downloadversion der Broschüre ist übrigens ein wenig anders aufgebaut — die „Warenkritik“ kommt hier im Titel nicht vor.

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