Wer bloggt?

Die Blogger in alphabetischer Reihenfolge.

Benni Bärmann

Ich bin so eine Art Universaldilletant und verbringe momentan meine meiste Zeit mit Kinderhüten und einem Halbtagsjob als Programmierer (leider proprietär). Früher hab ich mal Informatik und ein bisschen Philosophie studiert, beides aber nicht zu Ende. Vor dem Kind hab ich mich mit gelegentlichen Programmierjobs durchgeschlagen. Wenn ich mir mal Gedanken mache – was von Zeit zu Zeit vorkommt – schreib ich das momentan meist im Laboratorium oder in meinem Resteblog auf.

Mein theoretischer Background ist zwar relativ breit aber so richtig kenne ich mich mit nix aus (Universaldilletant halt). In dieser Runde (oder ihren Vorläufern) hier bin ich oft derjenige der Positionen aus dem postoperaistischen Umfeld oder aus der Perspektive der Freien Kooperation einbringt, was nicht heißen muss, dass ich mich damit voll identifiziere, eher dass es halt sonst oft niemand gemacht hat. Neben den oben genannten Tätigkeiten ist ein weiterer wichtiger praktischer Bezugspunkt für mich meine Tätigkeit als Spieler, zur Zeit meistens als Go-Spieler, früher auch als Spieleautor und Spieleentwickler, das ruht aber momentan wegen Zeitmangels.

Ich neige zur Bedenkenträgerei, wundert euch also nicht, wenn ich eher was zum rumkritteln finde. Aber den Job muss ja schließlich auch wer machen, sonst wird sowas schnell zum Schulterklopfclub.

Christian Siefkes

Studiert habe ich Informatik und als Nebenfach Philosophie (nicht als einziger hier!), und Anfang 2007 habe ich meine Promotion im Bereich statistischer Lernverfahren abgeschlossen. Derzeit arbeite ich gelegentlich, soweit notwendig oder reizvoll, als selbständiger Softwareentwickler, und schreibe ansonsten Texte — unter anderem eben hier 😉 Mit Freier Software hatte ich schon lange als Nutzer, gelegentlicher Entwickler und zeitweiser Übersetzer für das GNU-Projekt zu tun; zugleich haben mich politische Fragen immer schon interessiert.

Was mich stört an der heutigen Gesellschaft, ist letztlich, dass sie so ineffizient ist – dass die meisten Menschen jede Menge Zeit mit Dingen verbringen (müssen), die ihnen selbst nicht wirklich wichtig sind und die anderen meist wenig bringen (oder sogar schaden); dass das Rad aus Angst vor Konkurrenz immer wieder neu erfunden werden muss; dass es sehr, sehr vielen Menschen schlecht geht, obwohl die Voraussetzungen, allen ein gutes Leben zu ermöglichen, eigentlich so gut sind wie nie zuvor.

Über die Veränderbarkeit gesellschaftlicher Umstände habe ich mir nie Illusionen gemacht – da mir klar ist, dass Gesellschaften sich sowieso permanent verändern, treibt mich die Frage um, wie Gesellschaften aussehen können, die diese Probleme lösen (oder zumindest mildern), und wie wir einer solchen Gesellschaft näher kommen können. Freie Software und verwandte Ansätze halte ich dabei für ein interessantes Modell, das diverse kapitalistische Lebenslügen widerlegt und zeigt, dass Menschen sich oft ganz anders verhalten als sie der Vorstellung des Homo oeconomicus gemäß sollten. Gleichzeitig halte ich es aber für wenig ergiebig, sich allzu eng an diesem Modell entlang hangeln zu wollen, da es dem gesellschaftlichen Status quo in vielen Fragen, etwa den Verhältnissen zwischen Männern und Frauen oder Erwachsenen und Kindern, unkritisch gegenübersteht, und da es bislang rein auf informationelle (und damit frei kopierbare) Dinge beschränkt ist und noch nicht in der Lage war, den Sprung zu materiellen (= nicht-kopierbaren) Dingen zu machen.

Das Interesse an Überwindung dieser Beschränkungen und an diesem »Sprung« in die materielle Welt und in alle Lebensbereiche war für mich der Hauptgrund, warum ich zusammen mit Kurt Jansson das Freie-Gesellschaft-Wiki initiiert habe und mich jetzt an diesem Blog beteilige.

Listen meiner größeren deutsch- und englischsprachigen Texte über Commons und Peer-Produktion pflege ich im Peerconomy-Wiki. Die dort weiter oben verlinkten (also neueren) Texte sollten einen Einblick in meine aktuellen theoretischen Ansätze bieten.

Stefan Meretz

Nach »gründlichem Studium« in mehreren Disziplinen (Agrar- bis Politikwissenschaft), zog ich zunächst dann ein Ingenieurstudium durch, an das ich gleich noch eine Diss hängte. Mir war jedoch klar, dass ich nie in dem (militärisch stark kontamierten) Bereich lohnarbeiten würde. Viel spannendere Dinge geschahen seinerzeit im Bereich der Informatik, so dass ich dann auch noch dieses Studium absolvierte. Damals ging das noch, heute wahrscheinlich undenkbar.

Nach einer relativ kurzen Phase als »Freier« ließ ich mich von einer Gewerkschaft anwerben, die heute Teil von ver.di ist. Dort bin ich auch heute noch, derzeit jedoch nur passiv eine längere Auszeit auskostend. Ich lebe in Berlin zusammen mit drei anderen netten Menschen, die ich nicht missen möchte, obwohl irgendwann wohl das »Auswachsen/-ziehen« ansteht.

Politisch komme ich aus einer eher traditionell linken Position der »Gewerkschaftlichen Orientierung«. Davon habe ich mich jetzt jedoch freigeschwommen, wobei die Zukenntnis- und Bezugnahme auf die »Wertkritik« sehr hilfreich war. Geblieben ist mein Interesse für das, was politökonomisch »Produktivkraftentwicklung« genannt wird und worunter ich sehr generell die Art und Weise der Produktion der menschlichen Gesellschaft verstehe. Diese hat sich historisch stets verändert, und mit der Freien Software hat ein neues Phänomen meine Aufmerksamkeit gefunden, das mehr ist als nur Software, und zwar – wie kann es anders sein – eine qualitativ neue Art der Produktivkraftentwicklung. Dies natürlich nicht voll ausgeprägt, sondern vielfältig gebrochen, aber eben doch klar erkennbar und also »keimförmig« real. Unter anderem deswegen schreibe ich hier.

Mein Online-Hauptprojekt ist die Plattform »open theory« zur kollektiven Entwicklung von Texten, außerdem versorge ich die Website »Kritische Informatik« mit Texten – allerdings etwas nachlässig derzeit. Ein wichtiger Meetingpoint derjenigen, die über die gesellschaftliche Verallgemeinerbarkeit der Prinzipien Freier Software nachdenken, ist das Projekt »Oekonux«, an dem ich auch mitwirkte. Ironischerweise ging mit dem zunehmenden Eintreffen so mancher »Prognosen« oder »Phantasien« die Bedeutung und Kultur des Projekts zunehmend verloren. Eine Re-Fokussierung ist noch nicht geschafft.

Simon Sutterlütti

Seitdem ich mit 14 oder so von der Klimakrise hörte, wollte ich Ingenieur werden – bis ich dann mit Ingenieur*innen zusammenarbeitete. Diese meinten Technik kann die Welt nicht retten, nur wenn sich die ökonomischen und sozialen Umstände ändern könnte eine Technik entstehen, die eine wirklich ökologische Gesellschaft erlaubt. Im meinem Auslandsjahr in Kolumbien lernte ich dann auch, dass Technik und Ökologie sicherlich nicht alles ist, dass soziale Gerechtigkeit entscheidend ist, und die Vorstellung von Glück des kapitalistischen Westen doch mehr als dürftig ist. Ich studierte also Soziologie und ‚Volkswirtschaftslehre‘, aber die interessierten sich gar nicht für meine Fragen einer gerechten, ökologischen Welt in der das Glück der Menschen im Zentrum steht. So gelangte ich dann zur Gesellschaftskritik, (Neo-)Marxismus und Feminismus. Dort stellte man die richtigen Frage, und in Praxis und Theorie lernte ich dort auch, dass man vom Staat nicht viel zu erwarten hat. Aber wenig Antworten fand ich dann auf die Frage ‚Wie denn dann jenseits von Marktwirtschaft und DDR?‘.

Dann hatte ich das Glück Stefan und andere Leute vom Keimform-Blog und dem Commons-Institut kennenzulernen. Hier diskutieren Menschen meine Fragen und versuchten Alternativen jetzt schon praktisch umzusetzen. Viele meiner Erfahrungen in politischen Kämpfen um Wohnraum und Uni wurden hier aufgenommen und bekamen eine Form. Ich war begeistert und versuchte mitzuwirken so gut ich konnte. Seitdem bin ich dabei, versuche Netzwerke zur Utopieforschung aufzubauen (wie hier), zerbreche mir im Commons Institut den Kopf über alternative Re/Produktion, tüftle mit Degrowth-Leuten an einer Computersimulation einer Commons-Gesellschaft und schreib, denke und kämpfe mit Stefan, Benni, Jojo, Indigo u.v.a. für eine Gesellschaft jenseits von Staat und Markt.

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