Schlagwort: markt

Zwischen Hippiekultur und Revolution

pragerfruehling19[Repost aus dem Magazin prager frühling zum Schwerpunktthema der Commons]

Thesen der Redaktion des prager frühling zur Rückkehr der Commons

Comeback der Commons

Die Commons kommen zurück – als theoretisches Modell und als politische Praxis, dem Commoning. Die vergangenen Jahrhunderte wurden sie von rechten wie linken TheoretikerInnen für tot erklärt. Die politische Ökonomie marxistischer Prägung sah die Einhegung von Gemeineigentum als abgeschlossenen Prozess und als Voraussetzung für die Entstehung des kapitalistischen Privateigentums an Produktionsmitteln an. Mit den Einhegungen im Zuge der Industrialisierung stellte sich für MarxistInnen die Frage nach den Commons nicht mehr. Auf der anderen Seite prägte der Neomalthusianer Garrett Hardin mit der von ihm 1968 popularisierten katastrophischen Metapher der “Tragödie der Commons” für Jahrzehnte die Überzeugung, Commons seien naturnotwendig zum Scheitern verurteilt. Der Mensch als Homo oeconomicus und Nutzenmaximierer zerstöre zwangsläufig die Gemeingüter, weil er sie übernutzt.

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Commons und Herrschaftskritik

pragerfruehling19[Repost aus dem Magazin prager frühling zum Schwerpunktthema der Commons]

Produktive Einsatzpunkte und Ambivalenzen

von Ulrich Brand

In den letzten Jahren hat der Begriff „Commons“, zu Deutsch Gemeingüter oder Allmende, zunehmend an Bedeutung gewonnen. Er steht für die Kritik an herrschenden Entwicklungen, für konkrete Forderungen und alternative Praktiken wie etwa gemeinschaftliche Nutzungsregeln. Es gibt keine fixe Definition von Commons, sondern es handelt sich um einen politischen Begriff, der Teil sozialer Auseinandersetzungen ist und in diesen immer wieder aktualisiert und präzisiert wird. Immer wieder werden der Mindestlohn oder die wesentlich von der öffentlichen Hand organisierte soziale Infrastruktur wie Bildung, Mobilität und Gesundheit zu den Commons gezählt. Commons ist also nicht der große Hebel, das alleinige Prinzip, das alle Probleme löst. Commons – das sind Prinzipien und Praktiken sowie politische und strategische Perspektiven und damit Teil umfassenderer Auseinandersetzungen.

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„Wo hört Nische auf und fängt Transformation an?“

Christina Kaindl, Caroline Rosenthal, Thomas Lohmeier und Christian Siefkes (zum Vergrößern klicken)[Repost aus dem Onlinemagazin prager frühling. Die sehr umfangreiche aktuelle Ausgabe ist ganz den Commons gewidmet.]

Gespräch mit Caroline Rosenthal, Christina Kaindl und Christian Siefkes

Über das emanzipatorische Potential von Commons und über deren Beschränkungen sprachen wir mit dem Programmier und Publizisten Christian Siefkes, der Psychologin Christina Kaindl sowie Caroline Rosenthal, von Rathausstern Lichtenberg. Die Bürgerinitiative will auf dem Gelände einer ehemaligen Polizeiwache in Berlin-Lichtenberg Wohnraum, einen Stadtteilgarten, Versammlungsräume, ein Nachbarschaftscafé und eine Kita schaffen.

prager frühling: Caroline, du engagierst dich, bei den Rathaussternen. Was ist euer Anliegen?

Caroline Rosenthal: Wir haben den Rathausstern als eine Art Statement, als ein Experiment geplant: Wir wollten ausprobieren, ob Menschen, die das nicht professionell machen, an einem Berliner Liegenschaftsvergabeverfahren teilnehmen können und in den angeblich verbesserten Vergabeverfahren auch wirklich eine Chance haben. Aber wir unterscheiden uns auch von klassischen Hausprojekten. Wir sind da ähnlich wie das Philosophikum …

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Wie der Kapitalismus entstand

Streifzüge Nr. 60/2014Und was uns das über die Entstehungsvoraussetzungen der nächsten Gesellschaft lehrt

[Alle »Keimformen«-Artikel in Streifzüge 60/2014]

Die US-amerikanische Historikerin Ellen Meiksins Wood befasst sich in ihrem sehr lesenswerten Buch The Origin of Capitalism: A Longer View (London: Verso, 2002, Seitenangaben nachfolgend in Klammern) mit der Frage nach der Entstehung des Kapitalismus. Ihre Antwort ist dabei sowohl originell als auch plausibel, weshalb sie eine nähere Betrachtung verdient. Im Folgenden sollen zunächst Woods – im deutschsprachigen Raum bislang wenig diskutierte – Erkenntnisse vorgestellt werden. Anschließend erörtere ich kurz, wie weit ihre Rekonstruktion dem Keimform-Modell geschichtlicher Entwicklungen entspricht, wobei ich einige für die Keimformtheorie problematische Differenzen sehe. Dreht man Woods Analyse der Entstehungsvoraussetzungen des Kapitalismus um, erkennt man Merkmale, die eine Produktionsweise aufweisen muss, um nicht zwangsläufig wieder beim kapitalistischen Modell zu landen – das Thema des letzten Teils dieses Artikels.

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Arbeitsteilung, aber wie?

Rinder auf der Al(l)m(ende) (Foto von MadeleineSchäfer, CC-BY-SA, URL: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Weidende_Rinder_auf_der_Alm.JPG – zum Vergrößern klicken)(Voriger Artikel: Was ist Arbeit?)

Die kapitalistische Realität: Arbeit als schwer zu erfüllende Pflicht

Eine Möglichkeit der Arbeitsteilung kennen wir aus dem Kapitalismus: individuelle Arbeit als gesellschaftliche Existenzbedingung bei gleichzeitiger Konkurrenz um Arbeitsmöglichkeiten. Die meisten Menschen müssen heute arbeiten, um volle gesellschaftliche Teilhabemöglichkeiten zu erhalten und „Arbeitslosigkeit“ kann sogar existenzbedrohend werden (je nach Umfang der gesellschaftlichen Sicherungssysteme in dem Land, in dem man lebt). Gleichzeitig findet man Arbeitsmöglichkeiten nicht einfach wie Beeren im Wald, sondern muss sich um jede erst einmal „bewerben“ und sich dabei gegen andere durchsetzen, die sie ebenfalls wollen. Ähnlich wie beim Spiel „Reise nach Jerusalem“ ist es üblicherweise so, dass einige auf der Strecke bleiben und keinen „Arbeitsplatz“ bekommen. Schließlich können bei Konkurrenz definitionsgemäß nicht alle gewinnen und keinerlei gesellschaftliche Mechanismen sorgen dafür, dass es genug Arbeitsmöglichkeiten für alle gibt, die arbeiten wollen bzw. müssen.

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Commons – Zukunftsperspektiven jenseits alltäglicher Abwehrkämpfe

Der folgende Vortrag, den ich am 11.6.2013 beim Arbeitslosenausschuss der Gewerkschaft ver.di in Münster hielt, ist insbesondere für Einsteiger_innen in das Commons-Thema geeignet. Der Vortrag dauert 44 Min und umfasst 32 Folien, hier als Slidecast zum ansehen und anhören (Download: Folien als PDF oder ODP, Audio als OGG oder MP3).

Was ist eigentlich „solidarisch“ an der „Solidarischen Landwirtschaft“?

Prinzipien für eine Solidarische Landwirtschaft die über die Geldlogik hinaus weist.http://superpolar.org/wp-content/uploads/2013/02/nclarge.png

Prinzip:

Bedarfserhebung im Unterstützer*Innen-Kreis

 Umsetzung:

  • Zur Gründung einer Solidarischen Landwirtschaft wird der Bedarf der Unterstützer*Innen an verschiedenen Produkten erhoben. Dann wird jährlich eine Befragung unter den Unterstützer*Innen durchgeführt, in der deren Zufriedenheit mit Menge und Qualität der Produkte festgestellt wird. So nähern sie die Bäuer*Innen in der Anbauplanung immer weiter dem exakten Bedarf der Unterstützer*Innen an.

Warum:

  • Trotz Marktforschung wird in der Marktwirtschaft ins Blaue hinein produziert. Weil man weiß nicht was die Konkurrenten tun. Es gibt keine Bedarfserfassung sondern man hofft, dass man seine Waren, loswird. Wenn das nicht klappt greift man zum Marketing. Und dann landet der Großteil des Produzierten auf dem Müll. All das ist absurd und sollte in der Solidarischen Landwirtschaft anders sein.

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Commons Creating Peer Economy

Silke Helfrich (Klicken zum vergrößern)Silke Helfrich hat die Langfassung ihres Oya-Artikels »Commons fallen nicht vom Himmel« in vier Teilen auf dem CommonsBlog veröffentlicht. Unbedingt lesen! Und diskutieren, das mache ich unten. Hier zunächst die Links auf die vier Teile:

  1. Jedes Commons ist sozial
  2. Commons-Institutionen sind nur Hülle
  3. Commons brauchen Schutz. Jenseits von Open Access
  4. Commons Creating Peer Economy. Kristallisation einer enkeltauglichen Gesellschaft

Diskussion

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Demonetization – replacing transactions with social relations

Ecc2013-logo

[On the Economics and the Commons Conference I gave a short input on the topic of demonetization. The following text was written afterwards and generously edited by David Bollier.]

The question of how we deal with and act within the given monetary environment is crucial for the commons movement, since the monetary logic and the commons logic are opposites. Contrary to the claims of mainstream economics, money is not neutral or simply an informational means for mediating transactions. Thus, replacing currencies with alternative currencies of different designs basically does not change the underlying monetary logic. It amounts to changing the tools while keeping the workshop.

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Sozialismus und Commons

Wenn Sozialismus die Gesellschaft ist, die sich auf den Weg zum Kommunismus gemacht hat, dann lässt sich festhalten:

  • Staatssozialismus ist eine genauso absurde Vorstellung wie Marktsozialismus. Man kann Markt und Staat nicht dadurch abschaffen, dass man sie überhöht. Und auch nicht dadurch, dass man sie maximal ineinander verzahnt (das wäre dann Sozialdemokratie). Die Vorstellung „Sozialismus = mehr Staat“ ist also kompletter Unsinn auch wenn im allgemeinen Sprachgebrauch genau das meist gemeint ist.
  • Wenn Kommunismus eine Gesellschaft ist, die hegemonial über Commons reguliert wird, dann wäre Sozialismus also eine Gesellschaft in der die Commons nicht mehr strukturell benachteiligt sind, sondern ihre Stärke entfalten können und so der Weg zum Kommunismus offen ist. Sozialismus zeichnet sich also dadurch aus, dass das Gemeinsame immer eine gleichberechtigte Option ist, auch wenn Reste von Markt und Staat noch existieren mögen.
  • Sozialismus ist also die Gesellschaftsform in der Markt und Staat sterben, aber noch nicht tot sind.
  • In großen Teilen der Softwarewelt leben wir also zwar noch nicht im Kommunismus, aber bereits im Sozialismus, weil hier tatsächlich in sehr großen Bereichen die Commons (sprich: Freie Software) eine gleichberechtigte Option sind, die auch von Markt und Staat nicht mehr ignoriert werden können.

Gut, dass das mal geklärt ist.