Schlagwort: kapitalismus

Sortierungen zum Tausch

[Kolumne Immaterial World in der Wiener Zeitschrift Streifzüge]

Es ist gar nicht so einfach, eine scheinbar klare Sache wie den Tausch zu bestimmen. Franz Schandl hat vor 23 Jahren einen Entwurf einer Metakritik des Tauschs veröffentlicht, dem eigentlich ein weiterer, systematisch ausgearbeiteter Text folgen sollte. Dazu kam es nie, doch wie beim Handwerkeln, gilt auch hier: Provisorien halten am längsten. So wird beim Wikipedia-Artikel zum Lemma Tausch auf diesen Aufsatz verwiesen – neben Sohn-Rethels Warenform und Denkform, nicht die schlechteste Nachbarschaft. Mit der folgenden Sortierung möchte ich vorschlagen, die Kategorien doch etwas anders zu fassen, als dies in der Metakritik geschah (alle folgenden Zitate daraus).

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Der Kapitalismus ist vorbei

Huihui, der Benni wieder mit seinen steilen Thesen. Aber bitte nicht gleich weg klicken. Hört mich an.

Was ist der Kapitalismus? Nun, ihr kennt alle den berühmten ersten Satz im Kapital: „Der Reichtum der Gesellschaften, in welchen kapitalistische Produktionsweise herrscht, erscheint als eine ‚ungeheure Warensammlung‘, die einzelne Ware als seine Elementarform.“ Offensichtlich ist der Kapitalismus in diesem Sinne nicht vorbei. Noch immer sind die allermeisten unserer Güter durch Warenproduktion entstanden.
Aber im weiteren wird dann ja von Marx sehr viel über das „Wie“ gesprochen. Der zentrale Mechanismus ist dabei die Vermehrung von Geld (und Kapital) durch die Produktion von Waren. Die Waren werden produziert um das Kapital der Kapitalist*innen zu vermehren. Das ist, was die berühmte Formel G->W->G‘ meint. Daraus ergibt sich eine stetige Vermehrung des Kapitals und damit auch der Waren. Das zentrale für mein Argument dabei: Die Ressourcen fließen also in immer größerem Maße in die Warenproduktion bis sie schließlich die ganze Gesellschaft und schließlich den ganzen Planeten erfassen. Nur durch dieses „Wie“ ist der Kapitalismus anderen Gesellschaftsformen überlegen. Er hat einen eingebauten Expansionsmotor der stärker ist als der von anderen Gesellschaftsformen, weswegen die alle nach und nach weg konkurriert wurden. Mathematisch gesprochen: Der zentrale Vorteil des Kapitalismus ist also nicht seine Produktion, sondern die Steigerung der Produktion, sozusagen die erste Ableitung davon.

Meine These ist nun: Der Motor ist kaputt. Und zwar dauerhaft. Dass er immer mal gestottert hat, das kennen wir. Das sind die normalen Krisen, die er selbst hervor bingt. Doch bisher ist er noch jedes Mal gestärkt aus diesen Krisen hervorgegangen. Man nennt das dann manchmal „Kreative Zerstörung“ durch „lange Wellen“. Alte Produktionsweisen gehen unter und machen Platz für neuere, effektivere. Doch damit das passieren kann muss auch in der Krise dafür gesorgt sein, dass die gesellschaftlichen Ressourcen in die Warenproduktion fließen und nicht in irgendwas anderes. Ich meine nun: Das ist nicht mehr oder zumindest immer weniger der Fall.

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Was tun mit der Theorie „intrinsischer/extrinsischer Motivation“?

Fühlt sich in dieser Gesellschaft jemand dazu berufen, etwas über Motivation zu sagen, dann unterscheidet sie*er ziemlich schnell zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation. Und das klingt ja auch irgendwie naheliegend, Menschen können aufgrund ‚innerer‘ oder ‚äußerer‘ Gründe etwas tun. Ob dann handeln, weil man etwas richtig findet oder weil man sonst eingesperrt wird, beides motiviert heißen muss, ist dann schon fraglich. Aber das ist bei weitem nicht der größte Fehler, den die hegemoniale Theorie intrinsischer/extrinsischer Motivation zu bieten hat. Ihre wissenschaftlich-hegemoniale Fassung – glücklicherweise nicht ihre alltagstheoretisch-hegemoniale – trennt den Menschen von der Welt, isoliert ihn zu einer selbstbezogenen Monade, verschleiert systematisch und strukturell Herrschaft und verhindert theoretisch eine befreite Gesellschaft. Wäre intrinsisch/extrinsische Motivation nur irgendeine Kleinst-Motivationstheorie, who cares, aber sie ist absolut hegemonial in der Motivationstheorie. Kaum ein Nachdenken über Motivation in dieser Gesellschaft kommt an ihr vorbei. Und well, Motivationstheorien denken ja auch nur darüber nach, was Menschen eigentlich machen wollen in ihrem Leben. 

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Open-Source-Hardware – update

Wir haben hier im Blog schon lange nicht mehr (zuletzt: [1], [2], [3], [4], [5]) über offene Hardware geschrieben. Dabei hat sich einiges getan, so viel, dass sogar populäre Medien darauf aufmerksam werden. Als Beispiel sei der Spiegel der Computerzeitschriften genannt, die c’t. In der Ausgabe 1/22 hat sie dem Thema einen Schwerpunkt gewidmet (vgl. „Hintergrund“). Leider sind die meisten der Artikel nicht offen lesbar (Minuspunkt, liebe c’t, bei dem Thema), der Artikel um den es mir hier geht, ausnahmsweise schon: „Technik gut beschreiben“.

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Wachstum – dystopischer Wahn

[Kolumne Immaterial World in der Wiener Zeitschrift Streifzüge]

Der Kapitalismus ist ein Erfolgsmodell. Dumm ist nur, dass Bestandteil dieses Erfolgs ist, die natürlichen Lebensgrundlagen – uns darin eingeschlossen – zu zerstören. Dabei geht es nicht nur um die Klimakatastrophe, die der Kapitalismus erfolgreich produzierend in die Welt gesetzt hat. Viel weniger Aufmerksamkeit bekommen andere Verherungen, etwa die geozeitlich gesehen sechste Welle des Artensterbens, die Meeresversauerung und Überfischung, das Aufbrauchen der Süßwasservorräte, die Zerstörung der Böden und Wälder, die Vergiftung der Biosphäre usw. Alle Indikatoren deuten darauf hin, dass es der Kapitalismus schaffen wird, die globale Menschheit in den Kollaps zu produzieren. It’s not a bug, it’s a feature.

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Commons statt Kapital

[Artikel erschienen in Agora42 – Das philosophische Wirtschaftsmagazin, Ausgabe 4/2021]

Klimaschutz und Kapitalismus sind unvereinbar. Aber wie kann eine Lebens- und Produktionsweise jenseits der Geldlogik und der Verhaltensweisen, die sie uns nahelegt, aussehen? Mein Vorschlag: Commons. Die Mittel, die wir zum Leben und Produzieren brauchen, als Gemeinsame, also als Commons zu behandeln, kann bei der geteilten Wohnung als WG beginnen, über freie Software zu solidarischer Landwirtschaft führen und noch weit darüber hinausgehen.

Commoning ist der Umgang mit dem Gemeinsamen, und ein Gemeinsames, ein Commons, ist das, was wir dazu machen. Potenziell also alles. Nichts ist per se ein Commons, sondern wird es erst, wenn Menschen sich die Mittel, um die es geht, aneignen, sie herstellen und pflegen. Mittel sind dabei nicht nur Nahrungsmittel, sondern schließen ebenso Wissen, Kultur und Care ein. Eben alles. Commoning, der selbstorganisierte Prozess, steht dabei im Zentrum. Bestimmen Commoning und Commons die ganze Gesellschaft, dann haben wir Commonismus. Wem der Ismus Unbehagen bereitet, nenne es anders, Commons-Gesellschaft oder wie es beliebt. Es ist nicht wichtig, wie es heißt, wichtig ist, was es in sich hat.

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Besondere Umstände … again

Wir haben mal wieder gepodcastet.

Zum ersten mal waren wir zu viert. Es sprachen Antje, Benni, Eva und Anne über 

  • wie historisch sind die Zeiten in denen wir leben und
  • Wie ist das Verhältnis von Wahrheit und Politik (ab ca. Minute 46)

Es ging im Folgenden dann auch noch viel darüber was überhaupt die Möglichkeiten von Politik sind, was das überhaupt ist und ähnliche Fragen.

Und bei all dem natürlich auch wieder um unsere Dauerbrenner, Klima- und Coronakrise, Kapitalismus und Patriarchat.

Warum die Kopplung von Geben und Nehmen aufhören muss

[Erschienen bei Telepolis]

Corona zeigt uns die Verrücktheit unserer gesellschaftlichen Organisation. Und wie wir uns damit buchstäblich um unsere Existenz bringen

Wir halten Tauschen für eine der natürlichsten Sachen der Welt. Ist es aber nicht. Tauschen koppelt Geben und Nehmen aneinander. Du kriegst nur was, wenn du auch was gibst. In modern: Lege Geld auf den Tisch und du bekommst das Begehrte. Oder umgekehrt: Hier ist mein Geld, jetzt gib es mir. Das ist der Kern dessen, was wir als Marktwirtschaft kennen. Ist doch natürlich, oder? Tausch gibt es doch schon ewig? Geld ist eine tolle Erfindung zur Vereinfachung des Tausches? Markt ist eine Errungenschaft? Und überhaupt: Was soll daran schlimm sein? Schauen wir hin, was wir von Corona lernen können.

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Ismus oder Nicht-Ismus – das ist hier die Frage!

Wohin wollen wir gehen, und dürfen wir das benennen?

Nicht nur im Commons-Institut wird die Frage eifrig diskutiert, ob „auf eine bestimmte Art handeln, vorgehen“ (Wikipedia) einen „Ismus“ (so die Übersetzung aus dem Griechischen) verdient, oder ob es besser wäre, das zu vermeiden. Was ist eure Meinung? Hier kommt meine 🙂

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