Schlagwort: antipolitik

Diskursfigur 9: Jenseits der Politik

Das ist Teil 9 einer Serie wöchentlich erscheinender Artikel, deren englische Fassung im Journal of Peer Production erscheinen soll. In den Artikeln versuche ich zehn Diskursfiguren zu beschreiben, wie sie im Oekonux-Projekt in über zehn Jahren der Analyse Freier Software und commons-basierter Peer-Produktion entwickelt wurden. Mehr zum Hintergrund im einleitenden Teil. Bisher erschienene Teile: 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8.

Diskursfigur 9: Jenseits der Politik

[English]

Da es bei der commons-basierten Peer-Produktion vor allem um die Entfaltung einer neuen Produktionsweise geht, ist sie grundsätzlich eine nicht-politische Bewegung. (mehr …)

Pattern 9: Beyond Politics

This is part 9 of a weekly series of articles to appear in the journal Critical Studies in Peer Production (CSPP). In the series I try to describe analytical patterns developed by the Oekonux Project since over ten years of research on Free Software and commons-based peer production. Please visit the introducing part for the background. Already released patterns: 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8.

Pattern 9: Beyond Politics

Since commons-based peer production is mainly about constructing a new mode of production, it is basically a non-political movement. (mehr …)

Mit der FAZ die Welt retten ;-)

Die Commons-Ideen sickern auch in die FAZ: »Was Sie sofort tun können: Zehn Empfehlungen«. Ohne dass Commons draufsteht. Und Cradle-to-Cradle wird auch nicht weiter erklärt. Aber erfrischend antipolitisch und selbst-aktiv-werdend sind die zehn Empfehlungen schon. Das ist doch mal was, von der FAZ: »Bilden Sie Labore der Zukunft und haben Sie Spaß dabei«!

Bis zum nächsten Jahr!

[gefunden bei Annette, auch bei Annette das hier]

Liquid Feedback und die Dialektik des Datenschutzes

Es ist ja sei den Bundestagswahlen etwas ruhig geworden um die Piraten. Sie kreisten sehr um sich selbst. Nun ist mal wieder etwas aus dem Bauch der Piratenpartei nach oben gespült worden, was eine größere (Netz-)öffentlichkeit interessiert obwohl auch das eigentlich eine rein interne Angelegenheit ist.

Ich habe ja schon von Anfang an gesagt, dass – bei aller Kritik die ich an den Piraten geäußert habe – einer ihrer interessantesten Aspekte ihre Experimente mit neuen Demokratieformen sind. Zu diesem Zweck benutzt zum Beispiel der Berliner Landesverband ein Tool namens „Liquid Feedback“ (eine Implementation der Ideen der „Liquid Democracy„). Die Bundespartei will das laut einem Parteitagsbeschluss auch einführen. Was ist das überhaupt? Im Kern geht es um eine Mischung aus direkter und repräsentativer Demokratie. Ich kann je nach Thema selber abstimmen oder meine Stimme für bestimmte Themenkomplexe delegieren. Die Leute an die ich die Stimmen delegiere, können diese dann selbst wieder delegieren. Ich kann jederzeit meine Delegation widerrufen (Das Parteigesetz lässt allerdings nicht zu, dass Beschlüsse damit gefasst werden, das System soll also vorerst nur empfehlenden Charakter haben).

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»Vor Veränderung kommt Verstehen« — allerdings!

Die neue Ausgabe der »ak – analyse & kritik – zeitung für linke Debatte und Praxis« erscheint erst am 16.4.2010. Löblich, dass einige Artikel schon vorher online zugänglich sind. Noch besser ist, dass »Commons« das Schwerpunkt-Thema ist. Mehr dazu sicherlich noch in den nächsten Tagen in diesem Blog.

Heute möchte ich gerne den Artikel von Ingo Stützle kommentieren (gleich ein Minuspunkt: keine Kommentaroption auf der ak-Seite). Ich zitiere komplett und kommentiere jeweils unter den Absätzen.

Vor Veränderung kommt Verstehen
Die Commons liefern nur ein schräges Bild vom Kapitalismus

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Die Commons in den Zeiten der Cholera

arranca-TitelblattDie Zeitschrift arranca! hat in ihrer aktuellen Ausgabe einen Schwerpunkt zum Thema „Transformationsstrategien“. Ich habe dazu auch einen Artikel beigetragen, nämlich den hier:

Wie herauskommen aus dem kapitalistischen Elend? Wir müssen uns wohl vor allem erst einmal fragen, was nicht geht. Sei es aus analytischen Gründen, aus solchen der historischen Situation oder der historischen Erfahrung. Erst dann können wir anfangen zu überlegen, was gehen könnte. Ein recht anspruchsvolles Programm, für einen Zeitschriftenartikel.

Was nicht geht

Es gibt im Wesentlichen zwei Hauptströmungen linksradikaler Transformationsvorstellungen. Zum einen ist da der Politizismus, also die Vorstellung, der Kapitalismus ließe sich auf politischem Weg aufheben, durch eine Eroberung der Macht. Wenn man die Macht einmal hat, führt man dann schrittweise per Reform oder plötzlich per Revolution den Sozialismus ein. Die andere Strömung – man könnte sie Kooperatismus nennen – versucht in unmittelbaren, alltäglichen, konkreten Lebenszusammenhängen zu wirken. Von dort soll durch ein Zusammenwachsen oder Vernetzen dieser unterschiedlichen Basisinitiativen am Ende die Gesellschaft als Ganzes verändert werden. Heute findet man oft den Anspruch (und selten die Realität), irgendwie beides zu machen.

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Die Piratenpartei auf dem Weg vom Schwarm zum Mob

Zur Europawahl hatte ich noch zur Wahl der Piratenpartei aufgerufen. Dazu stehe ich auch weiterhin. Seitdem hat sich diese Partei aber stürmisch entwickelt und ich fürchte nicht zu ihrem Besten. Warum interessiere ich mich überhaupt so sehr für diese Partei, dass ich mir mehrfach die Mühe gemacht habe ihre Entwicklung kritisch zu begleiten? Eigentlich sind wir Keimformer ja ansonsten nicht gerade für unsere Begeisterung für Parteien bekannt. Auch ich halte Parteien im Grunde für eine veraltete Form repräsentative Öffentlichkeiten zu beeinflussen.

Dennoch: Wenn es überhaupt so etwas wie eine antipolitische Partei geben kann, dann haben die Piraten viele Eigenschaften, die sie in diesem Sinne interessant machen:

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Piratenkritik

Ich verfolge gerade den Bundesparteitag der Piratenpartei nebenher im Livestream. Ich hatte ja zur Europawahl zur Wahl der Piratenpartei aufgerufen. Selbst bin ich zwar wohlwollender Beobachter aber kein Mitglied, weil ich viel zu sehr Antipolitiker bin, um bei einer Partei mizumachen. Mir sind beim Livestreamgucken ein paar Sachen aufgefallen, die mich bezüglich der politischen Kultur in dieser Partei doch etwas iritiert zurück lassen:

  • Trotz aller vor sich her getragenen Distanz zum politischen Geschäft gibt es eine geradezu gespenstisch anmutende Begeisterung auch ja alles „richtig zu machen“. Schon immer tummeln sich in der Netzkultur auch die Grammatiktrolle und Regelfetischisten wie sonst nirgendwo (ausser vielleicht in Kleintierzüchtervereinen). Jetzt haben sie eine Partei zum Austoben. So wirkte das Ganze zeitweise mehr wie eine Parodie eines Parteitages oder wie eine Partie Nomic. Die Piraten sollten aufpassen, dass sie nicht von der Legalistenpartei unterwandert werden.

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Alles Umsonst ist was Du daraus machst

808735784_a6367b75e7_mAm 28.3. sollen große Demonstrationen in Frankfurt und Berlin unter dem Motto „Wir zahlen nicht für eure Krise“ deutlich machen, dass wir uns nicht die Kosten der Krisenbewältigung aufhalsen lassen. Damit das funktioniert, müssen da richtig viele Leute kommen, also sowas mit vielen Nullen. Das wird wohl wahrscheinlich nix werden, wenn man die bisherige Friedhofsruhe zum Maßstab nimmt. Trotzdem werde ich hingehen. Nicht, weil ich denke, dass eine mehr oder weniger dolle Regulationspolitik am Krisenverlauf als solchen viel wird ändern können. Aber weil ich tatsächlich glaube, dass es davon abhängt, wie viele Leute sich wehren, wer die Kosten aufgebrummt kriegt. Oder auch um es mit plomlompom zu sagen: „Wir müssen aufpassen, dass wir unsere Zukunft nicht an die Vergangenheit verkaufen.“

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Was ist und zu welchem Ende betreiben wir Antipolitik?

Seit Robert Kurz‘ Artikel „Anti-Politik und Anti-Ökonomie“ ist im Zusammenhang mit Keimformen oft von der sogenannten Antipoltik die Rede. Dieser Begriff ist für viele verwirrend und auch für mich ist er noch immer alles andere als geklärt.

Aus Leipzig erreichte mich nun kürzlich ein schon älterer Artikel (2002), der versucht genauer zu umreißen, was Antipolitik eigentlich sei. Das versucht er auf zwei Weisen. Zunächst wird eine lange Liste aufgeführt, die positiv darstellen soll, was antipolitisch ist. Da kann ich bei den meisten Punkten nicken, bei anderen wieder nicht. Schließlich versucht er den Begriff noch negativ zu bestimmen, also zu untersuchen, wie genau das Verhältnis von Politik und Antipolitik sich darstellt. Dabei wird ein erstaunlich simpler Politikbegriff unterstellt. Der reduziert sich nämlich auf

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