Schlagwort: antiamerikanismus

Sozialismus und Commons

Wenn Sozialismus die Gesellschaft ist, die sich auf den Weg zum Kommunismus gemacht hat, dann lässt sich festhalten:

  • Staatssozialismus ist eine genauso absurde Vorstellung wie Marktsozialismus. Man kann Markt und Staat nicht dadurch abschaffen, dass man sie überhöht. Und auch nicht dadurch, dass man sie maximal ineinander verzahnt (das wäre dann Sozialdemokratie). Die Vorstellung „Sozialismus = mehr Staat“ ist also kompletter Unsinn auch wenn im allgemeinen Sprachgebrauch genau das meist gemeint ist.
  • Wenn Kommunismus eine Gesellschaft ist, die hegemonial über Commons reguliert wird, dann wäre Sozialismus also eine Gesellschaft in der die Commons nicht mehr strukturell benachteiligt sind, sondern ihre Stärke entfalten können und so der Weg zum Kommunismus offen ist. Sozialismus zeichnet sich also dadurch aus, dass das Gemeinsame immer eine gleichberechtigte Option ist, auch wenn Reste von Markt und Staat noch existieren mögen.
  • Sozialismus ist also die Gesellschaftsform in der Markt und Staat sterben, aber noch nicht tot sind.
  • In großen Teilen der Softwarewelt leben wir also zwar noch nicht im Kommunismus, aber bereits im Sozialismus, weil hier tatsächlich in sehr großen Bereichen die Commons (sprich: Freie Software) eine gleichberechtigte Option sind, die auch von Markt und Staat nicht mehr ignoriert werden können.

Gut, dass das mal geklärt ist.

Crashkurs Krise

Norbert Trenkle eröffnete das diesjährige Krisis-Seminar zum Thema »Crashkurs – Finanzmarktkrise, Peak Oil und die Grenzen der Warengesellschaft« mit dem ironischen Hinweis, dass das Seminar nicht wegen des aktuellen Finanzmarkt-Crashes stattfände (und auch nicht umgekehrt!), sondern dass das Seminar schon länger geplant sei. So sei es zwar passend, aber doch zufällig, sich mitten im Crash zu treffen. Grundsätzlich gehe man zwar von einer tiefgreifenden Krise aus, doch die Verlaufsform sei eben nicht vorherzusagen.
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Unterirdischer Jungle

Ich lese ja seit Jahren regelmäßig die Jungle World, und weiß sie durchaus zu schätzen. Leider ist das halt nunmal die einzige linke Wochenzeitung, die nicht so extrem staubtrocken ist und wo man auch mal was zu lachen hat (vor allem natürlich wegen den super Comics). In all den Jahren hab ich mich auch eigentlich nun wirklich an ihr ärgerliches, rituelles und meist ebenso uninspiriertes wie uninformiertes Bewegungsbashing gewöhnt und nehme es als lästige Randerscheinung hin. Aber diese Woche schießen sie mal wieder den Vogel ab. Sie schreiben über Freie Software. Der Artikel wimmelt nur so von haarsträubenden Fehlern („Red Hat war die erste Firma, die mit dem Verkauf freier Software Geld verdiente.“). Auch generell wird überhaupt nicht das Phänomen Freie Software als Produktionsweise untersucht sondern nur anhand der Äußerungen von Teilen der Bewegung, dass sie keinen Kommunismus wollten, darauf geschlossen, dass das wohl dann auch nix mit Emanzipation zu tun haben kann. Ganz clever. Und dann wird sogar behauptet, die Freie Software Bewegung sei anti-amerikanisch.  Die wiki(kalifornische Ideologie) ist also anti-amerikanisch, brilliant.

Aufhänger des Artikels waren die aktuellen Entwicklungen rund um den Mail-Client Thunderbird. Was mich sehr wundert, ist, dass es vom selben Autor (Carsten Schnober) einen durchaus sachlichen und interessanten Artikel zum selben Thema im Linux-Magazin gibt. Dort wird tatsächlich zumindestens ansatzweise das schwierige Verhältnis zwischen Kommerz und Community beleuchtet, was ja eine wichtige Sache ist. Nur wieso ist das im Jungle nicht auch möglich? Hat da jetzt die Redaktion reingepfuscht oder ist dem Autor angesichts  des linken Publikums der Gaul durchgegangen?