Monat: April 2018

Die Keimformtheorie ist tot! Es lebe die Keimformtheorie!

Elementarformen

Nachdem ich etwas holprig bestimmt habe, was Elementarformen sind und welche es bisher in der Menschheitsgeschichte gab und nachdem ich erste Eigenschaften bestimmt habe, die die Elementarform des Kommunismus haben muss, möchte ich jetzt das Thema noch weiter vertiefen und mich dabei auch etwas genauer mit dem Begriff der Keimform auseinandersetzen. Die Diskussion wurde in der Vergangenheit etwas erschwert dadurch, dass es hier in unseren Kreisen zwei Verwendungen des Begriffs gibt. Die erste, die im Untertitel unseres Blogs allgemein beschrieben wird als „Das Neue im Alten“ ist sehr unbestimmt und bezeichnet eigentlich mehr oder weniger alle Ansätze im Hier und Heute, in denen wir Potential sehen für eine Neue emanzipatorische Gesellschaft. Neben dieser Verwendung gibt es noch eine speziellere, wie sie vor allem von Stefan, Simon und anderen in der ungeliebten Nachfolge von Robert Kurz  verwendet wird. Sie meinen mit „Keimform“ die Vorläufer der Elementarform der Neuen Gesellschaft in der Alten. Ohne die erste allgemeinere Verwendung des Wortes ausschließen zu wollen, beziehe ich mich im Folgenden auf die zweite, engere Verwendung des Begriffes, weil nur in diesem Sinne von einer „Keimformtheorie“ gesprochen werden kann und weil ich denke, dass ich, nachdem ich etwas präziser verstanden habe als bisher, was die Elementarform einer Gesellschaft ausmacht, ich nun auch etwas präziser bestimmen kann, was die Keimform einer neuen Gesellschaft in diesem engeren Sinn auszeichnen müsste.

  1. Da die bestimmende Eigenschaft von Elementarformen ist, die Kohärenz einer Gesellschaft herzustellen, kann es nicht mehrere Elementarformen gleichzeitig geben, da eine Gesellschaft nicht auf mehrere Arten kohärent sein kann. Es kann nur eine Elementarform geben.
  2. Daraus folgt unmittelbar, dass es zu jeder Bewegung von einer Elementarform zu einer anderen auch nur eine Keimform (ge)geben (haben) kann. Es mag mehrere verschiedene Formen gegeben haben, die von der alten Elementarform abgewichen sind, aber nur eine davon konnte sich in einer Richtung zur neuen Elementarform entwickeln. Es kann aber durchaus unterschiedliche Keimformen geben, die sich in unterschiedliche Richtung in der Elementarform-Matrix entwickeln. Vom den agrargesellschaftlichen Imperien aus betrachtet sind also sowohl Warenproduktion als auch Care und Commons Keimformen.
  3. Wir haben gesehen, dass schon die Veränderung eines Parameters in der Matrix ein extrem seltenes und schwieriges Ereignis ist. Dass sich beide Parameter gleichzeitig ändern, können wir also als nahezu unmöglich ausschließen. Mit anderen Worten: Es gibt keine Keimformen, die zu einer diagonalen Bewegung in der Matrix führen. Das bedeutet also, der direkte Weg von einer imperial organisierten Gesellschaft zum Kommunismus ist ausgeschlossen. Ebenso ausgeschlossen ist aber auch der direkte Weg vom Kapitalismus zu einer auf Commons und Care und interpersonaler Vermittlung basierenden Gesellschaft. (mehr …)

Emergenz und Blockchain

Streifzuege 70[Kolumne Immaterial World in der Wiener Zeitschrift Streifzüge]

Den Begriff Emergenz betrachte ich seit jeher mit Skepsis. Ist nicht erklärbar, warum und wie aus einem Prozess etwas hervorgeht, so wird die Erklärungslücke mit dem Hinweis auf „Emergenz“ zugedeckt. Dabei gibt es tatsächlich systemische Ganzheiten, bei denen nicht kausal bestimmt werden kann, wie diese aus ihren Elementen entstehen. Die Gesellschaft ist so ein Beispiel. Das Handeln der Einzelnen ist möglichkeitsoffen, und trotzdem ergibt es ein stabiles, kohärentes Ganzes. Irgendwie emergent halt. Alles, was gebraucht wird, wird gemacht – und überfordert langfristig auch die planetaren Grenzen nicht. Letzteres würde zumindest für eine commonistische Gesellschaft gelten, die Geld, Tausch, Markt, Staat und Herrschaft nicht mehr kennt.

(mehr …)