Produktivkraft als Versprechen

Titelseite der PROKLA 185

Notwendiger Niedergang des Kapitalismus oder möglicher Kommunismus ohne viel Arbeit?

[Artikel aus der Ausgabe 185 der PROKLA, S. 621–638.]

Ein Abschnitt der von Karl Marx 1857/58 niedergeschriebenen sogenannten Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie ist als „Maschinenfragment“ in die spätere Debatte eingegangen (MEW 42: 590ff.). Marx überlegt hier, dass mit Voranschreiten der kapitalistischen Produktivkraftentwicklung materielle Produktionsmittel – Maschinen aller Art – und Wissen im Produktionsprozess zunehmend an Bedeutung gewinnen, während die lebendige Arbeit immer mehr zurückgedrängt wird. Im Maschinenfragment geht Marx davon aus, dass sich der Kapitalismus aufgrund seiner fortschreitenden Produktivkraftentwicklung selbst die Grundlage entzieht – die menschliche Arbeit. Während diese These in Marx’ eigener Zeit geradezu futuristisch erscheinen musste, spielt sie seit der vor knapp zehn Jahren begonnenen großen Krise eine beachtliche Rolle in der Debatte um die Frage, wie es um die Zukunftsfähigkeit des Kapitalismus bestellt ist. Marxistisch geprägte Autor_innen wie Mason (2016) sowie Lohoff und Trenkle (2012) berufen sich explizit auf Marx’ Prognose, während andere Theoretiker_innen wie Rifkin (2014) in ähnlicher Weise argumentieren, ohne sich dabei auf die Arbeitswerttheorie zu beziehen.

Es lohnt sich deshalb, die Begründung dieser These kritisch unter die Lupe zu nehmen. Wie ich im Folgenden zeigen werde, steht sie auf dünnem Grund, weil sie sich nur auf bestimmte Gebrauchswertmengen bezieht. Die in einer Gesellschaft konsumierten Gebrauchswerte werden aber nicht durch die Produktionsweise bestimmt, sondern hängen auch vom Konsumverhalten der Kapitalist_innen und den Folgen staatlicher Umverteilung ab. Diese Faktoren entwickeln sich nicht in einer von vornherein feststehenden Weise, weshalb nicht von der zwingenden Tendenz gesprochen werden kann, dass sich der Kapitalismus „selbst abschafft“.

Während das Maschinenfragment mit diesem Argumentationsstrang nicht überzeugen kann, enthält es jedoch auch eine positive Vision, die in der an Marx angelehnten Debatte bislang selten gewürdigt wurde. Im Gegensatz zur Verherrlichung der Arbeit und des Arbeiter_in-Seins im Realsozialismus skizziert Marx hier die Perspektive eines Kommunismus, der die Arbeit auf ein Minimum reduziert. Nicht die allgemeine Arbeitspflicht, sondern viel Muße und selbstbestimmte Zeit für alle sind bestimmendes Merkmal dieses Kommunismus.

Diese bislang unterbelichtete Perspektive gilt es zu würdigen, aber auch kritisch unter Einbeziehung aktueller Erkenntnisse zu prüfen, etwa vor dem Hintergrund der bereits praktizierten kollektiven Selbstorganisation im Internet. Wichtig ist dies gerade in Zeiten, wo im öffentlichen Diskurs chauvinistisch-nostalgische Sehnsüchte nach der Wiederherstellung eines vermeintlich goldenen kapitalistischen Zeitalters vorherrschen („Make America Great Again“) – grob inspiriert von den 1950ern, als Männer noch sicherere Industriearbeitsplätze hatten, auch weil sich Frauen zuhause um die Kinder kümmerten und Ausländer_innen nicht ins Land kamen. Und wo die einzige verbreitete Alternative zu diesem erzreaktionären Diskurs ein teils neoliberales, teils sozialdemokratisches „Weiter so“ ist, das suggeriert, man müsse nur hier und da an ein paar Stellschrauben drehen – mehr Freihandel, aber gegebenenfalls richtig reguliert, bessere Bildung, weniger oder aber „richtigere“ Wirtschaftspolitik –, dann würde der Kapitalismus wieder florieren und doch noch gut bezahlte Arbeitsplätze für zumindest alle hinreichend Fleißigen und Talentierten bereithalten.

Gerade in diesen Zeiten, wo es scheinen könnte, als ob es neben der barbarischen und der bornierten Alternative nichts anderes mehr gäbe, braucht es die Vision eines arbeitsminimierten Kommunismus als elementares Kontrastprogramm.

Sprengt sich die kapitalistische Produktionsweise selbst in die Luft?

Wenden wir uns zunächst dem Widerspruch zu, den Marx in den Tendenzen der kapitalistischen Produktivkraftentwicklung sieht. Dieser Widerspruch rührt daher, dass die Kapitalist_innen einerseits versuchen (müssen), einzelne Waren effizienter, mit weniger Arbeitseinsatz zu produzieren, um aber andererseits mehr Waren zu produzieren und möglichst zu verkaufen: „das Quantum zur Produktion eines gewissen Gegenstandes nötige Arbeit [wird] auf ein Minimum reduziert, aber nur damit ein Maximum von Arbeit in dem Maximum solcher Gegenstände verwertet werde“ (MEW 42: 597).

Marx sieht das Kapital dabei unfreiwillig „an seiner eignen Auflösung als die Produktion beherrschende Form“ (ebd.: 596) arbeiten. Denn einerseits ist das, was Marx später „lebendige Arbeit“ nennen wird (in den Grundrissen spricht er noch von „unmittelbarer Arbeit“) die einzige Quelle neuen Wertes und daher unabdingbar für die Aneignung von Mehrwert: „Voraussetzung ist und bleibt – die Masse unmittelbarer Arbeitszeit, das Quantum angewandter Arbeit als der entscheidende Faktor der Produktion des Reichtums“ (ebd.: 600). Andererseits verliert die lebendige Arbeit bei voranschreitender Produktivkraft immer mehr an Bedeutung:

In dem Maße aber, wie die große Industrie sich entwickelt, wird die Schöpfung des wirklichen Reichtums abhängig weniger von der Arbeitszeit und dem Quantum angewandter Arbeit als von der Macht der Agentien, die während der Arbeitszeit in Bewegung gesetzt werden und die selbst wieder […] in keinem Verhältnis steht zur unmittelbaren Arbeitszeit, die ihre Produktion kostet, sondern vielmehr abhängt vom allgemeinen Stand der Wissenschaft und dem Fortschritt der Technologie. (Ebd.)

Mit den in Bewegung gesetzten Agentien sind hiermit die Maschinen gemeint – die ganze hocheffektive technische Infrastruktur, die im Produktionsprozess zum Einsatz kommt. Deren Herstellung erfordert zwar selbst lebendige, produktive Arbeit, jedoch weniger als durch ihren Einsatz verdrängt wird. Die Produktivkraftentwicklung führt nicht unbedingt dazu, dass mehr Wert – finanzieller Reichtum – produziert wird, wohl aber dazu, dass die Menge und Qualität der produzierten Gebrauchswerte – sinnlich-stofflicher Reichtum – immer weiter steigt, während der dafür nötige Arbeitsaufwand schrumpft. „Der wirkliche Reichtum manifestiert sich vielmehr – und dies enthüllt die große Industrie – im ungeheuren Mißverhältnis zwischen der angewandten Arbeitszeit und ihrem Produkt“ (ebd.: 601).

Da die Rolle der lebendigen (unmittelbaren) Arbeit im Produktionsprozess immer mehr zurückgeht, wird der auf Ausbeutung menschlicher Arbeit basierende kapitalistische Verwertungsprozess Marx zufolge immer prekärer: „Sobald die Arbeit in unmittelbarer Form aufgehört hat, die große Quelle des Reichtums zu sein, hört und muß aufhören, die Arbeitszeit sein Maß zu sein und daher der Tauschwert [das Maß] des Gebrauchswerts“ (ebd., eckige Klammern i.O.).

Statt der unmittelbaren Arbeit sieht er als „große[n] Grundpfeiler der Produktion und des Reichtums“ jetzt „die Aneignung seiner eignen allgemeinen Produktivkraft, sein Verständnis der Natur und die Beherrschung derselben durch sein Dasein als Gesellschaftskörper.“ Im Verhältnis des Kapitals zur Arbeit sieht er einen notwendigen Widerspruch, da es einerseits „die Arbeitszeit auf ein Minimum zu reduzieren strebt, während es andrerseits die Arbeitszeit als einziges Maß und Quelle des Reichtums setzt“ (ebd.). Für das Kapital sind die „Produktivkräfte und gesellschaftlichen Beziehungen – beides verschiedne Seiten der Entwicklung des gesellschaftlichen Individuums – […] nur Mittel, um von seiner bornierten Grundlage aus zu produzieren. In fact aber sind sie die materiellen Bedingungen, um sie in die Luft zu sprengen“ (ebd.: 602). Diese kühne Aussage hat Eindruck gemacht und einige an Marx orientierte Theoretiker_innen entscheidend geprägt. So begründen Lohoff und Trenkle (2012: 32) und Mason (2016: 184ff.) ihre Thesen eines unausweichlichen Niedergangs unter Verweis auf das Maschinenfragment. In einer anderen Tradition steht Rifkin (2014), der auf Grundlage neoklassischer Theorie argumentiert und sich nicht explizit auf Marx bezieht, aber ebenfalls davon ausgeht, dass dem Kapitalismus seine eigene Produktivkraftentwicklung zum Verhängnis wird (vgl. Siefkes 2016).

Im Folgenden soll es nicht um die Texte gehen, die mit dem Maschinenfragment argumentieren, sondern um deren Ausgangspunkt, die kurze, aber einflussreiche marxsche Skizze. Die Grundrisse waren ein von Marx innerhalb weniger Monate abgefasster Entwurf, der nicht zur Veröffentlichung bestimmt war und erst posthum publiziert wurde. Im Kapital und anderen von Marx selbst veröffentlichten Werken fehlt jeder Bezug auf die Thesen des Maschinenfragments, was man durchaus als Hinweis ansehen kann, dass er wohl selbst nicht völlig davon überzeugt war. Tatsächlich fehlt im Maschinenfragment eine genaue Begründung, warum die permanente Produktivkraftentwicklung die kapitalistische Produktionsweise schließlich „in die Luft sprengen“ sollte. Marx führt nur aus, dass immer mehr Gebrauchswerte (sinnlich-stofflicher Reichtum) mit gleichbleibendem Arbeitsaufwand hergestellt werden können oder umgekehrt, dass mehr oder bessere Gebrauchswerte herstellt werden müssen, wenn weiterhin dieselbe Menge an Arbeit verwertet werden soll. Aber warum sollte das dem Kapital nicht gelingen? Zahlreiche der heutigen Gebrauchswerte gab es zu Marx’ Zeiten noch gar nicht – Mikrowellen, elektrische Zahnbürsten, Smartphones, Autos, Fernseher, Klimaanlagen, Pauschalreisen etc. Grundsätzlich scheint es keineswegs ausgeschlossen, dass sich diese Entwicklung fortsetzt und die Kapitalverwertung so auch bei ständig zunehmender Produktivkraft erfolgreich weitergehen kann. In der Neoklassik, dem ökonomietheoretischen Mainstream, ist dies die vorherrschende Annahme – Produktivitätszuwächse sollen im Endeffekt sogar zu einer Ausweitung des Arbeitsvolumens und damit der Kapitalverwertungsmöglichkeiten führen, da sich mehr Menschen die günstiger werdenden Produkte leisten können und da die „freigesetzten“ Kapitalien und Arbeitskräfte stattdessen in andere Märkte ausweichen und dort für Wachstum sorgen (vgl. Pasinetti 1981).

Maschinenfragment versus Reproduktionsschemata

Zum Kontrast mit den vom Maschinenfragment angeregten Zusammenbruchsfantasien lohnt sich ein Blick auf ein anderes, ebenfalls erst posthum veröffentlichtes Fragment, nämlich die „Reproduktionsschemata“ aus dem zweiten (von Engels veröffentlichten) Band des Kapitals (MEW 24: 391ff.). Dort betrachtet Marx die Geld- und Warenflüsse im Kapitalismus. Bei jeder einfachen Transaktion (Verkauf irgendeiner Ware, inklusive der Arbeitskraft) fließt Geld in die eine Richtung, die Ware in die andere; von komplexeren Transaktionen, die nicht in dieses Schema passen (etwa Kreditaufnahme) abstrahiert Marx an dieser Stelle. Auch Veränderungen der Produktivkräfte werden nicht betrachtet, doch lässt sich dies, wie wir sehen werden, ergänzen.

Die folgende Kritik an den Reproduktionsschemata geht in eine etwas andere Stoßrichtung als die in Anlehnung an Rosa Luxemburg (1913) geführte Debatte (vgl. hierzu Rosdolsky 1968; Trigg 2006). Luxemburg akzeptiert grundsätzlich die marxsche Modellbildung, wonach der Output einer Produktionsperiode jeweils zum Input der nächsten Periode wird. Damit reduziert sich die Frage, ob die Schemata „stimmen“ bzw. zumindest unter gewissen Voraussetzungen stimmen können, auf ein mathematisches Problem – und mathematisch lässt sich dann leicht zeigen, dass Luxemburgs Kritik ins Leere geht (Stützle 2014). Ich werde hingegen argumentieren, dass schon die gewählte Form des Modells zu stark von der Realität abstrahiert und deshalb zu unrealistischen Ergebnissen führt.

In den Reproduktionsschemata skizziert Marx einen Kapitalismus, der theoretisch krisenfrei immer weiter wachsen kann. Er unterscheidet dafür zwei große Abteilungen der gesellschaftlichen Produktion: die erste stellt Produktionsmittel her, die zweite Konsumtionsmittel. Bei letzteren differenziert er weiter zwischen notwendigen Lebensmitteln, die großteils von den Arbeiter_innen konsumiert werden, und Luxusmitteln, die sich nur die Wohlhabenden, d.h. die Kapitalist_innen leisten können. Während Marx für diese drei (Sub-)Branchen Nummern verwendet (Abteilung I sowie IIa und IIb), werde ich der größeren Klarheit halber Buchstabenkürzel verwendet:

  • Pm für die Produktionsmittel produzierende Branche (oder deren Output)
  • ALm für die Branche, die Lebensmittel und Konsumgüter für die Arbeiter_innen produziert
  • KK für die Branche, die (Luxus-)Konsumgüter für den Privatkonsum der Kapitalist_innen herstellt.

Marx’ Berechnungen werden dabei dadurch verkompliziert, dass er davon ausgeht, dass ein kleiner Teil der notwendigen Lebensmittel (Abt. IIa) von den Kapitalist_innen konsumiert wird, die schließlich auch Alltagsgüter wie Brot und Klopapier verbrauchen. Es schadet den Schemata aber nicht, wenn man an dieser Stelle vereinfacht und die zwei Konsumtionsbranchen, wie oben vorgeschlagen, anhand der Endabnehmer_innen differenziert. Man kann sich hier vorstellen, dass die Arbeiter_innen zu Aldi gehen (ALm), die Kapitalist_innen hingegen in den Bioladen (KK). Marx geht davon aus, dass der Output einer Produktionsperiode (eines Jahres) jeweils in der nächsten Produktionsperiode genutzt und verbraucht wird. Im Jahr 1 hergestellte Produktionsmittel werden also im Jahr 2 im Produktionsprozess genutzt und sind am Ende dieses Jahres verschlissen oder obsolet. Im ersten Jahr hergestellte Konsumtionsmittel werden im Lauf des zweiten Jahres von Arbeitern und Kapitalist_innen verzehrt.

Der für den Kapitalismus übliche Fall ist die erweiterte Reproduktion (MEW 24: 485ff.), wobei das Produktionsvolumen regelmäßig ausgeweitet wird, die Wirtschaft also wächst. Kapitalist_innen haben es in der Hand, wie schnell das Wachstum verläuft, da sie einen Teil des Mehrwerts selbst konsumieren, den Rest akkumulieren, d.h. neu investieren und damit das Produktionsvolumen vergrößern – je mehr sie akkumulieren, desto schneller das Wachstum. Innerhalb der Reproduktionsschemata ist dies krisenfrei möglich, sofern die innerhalb eines Jahres produzierten Waren der im Folgejahr bestehenden Nachfrage entsprechen.

Werden etwa 20 Prozent Mehrwert produziert und die Hälfte davon akkumuliert, dann muss der Wert der in der KK-Branche hergestellten Güter der Hälfte des gesamten Mehrwerts entsprechen, also 10 Prozent des insgesamt produzierten Wertes. Diese (Luxus-)Konsumgüter werden von den Kapitalist_innen am Ende des Jahres bzw. im Lauf des Folgejahres gekauft und im Lauf des Folgejahres nach und nach aufgebraucht. Alle übrigen Waren gehen als Input in den Produktionsprozess des nächsten Jahres ein, entweder als Produktionsmittel oder als von den beschäftigten Arbeiter_innen verbrauchte Konsumtionsmittel. Hier muss nur das Verhältnis stimmen, damit die Rechnung aufgeht. Beträgt das Verhältnis von c (konstantes Kapital) zu v (variables Kapital, d.h. Löhne) sieben zu drei, dann müssen 70 Prozent der restlichen Warenmenge aus Produktionsmitteln Pm bestehen und die anderen 30 Prozent aus Lebensmitteln für die Arbeiter_innen ALm.

Man kann leicht sehen, dass es zu Krisen kommen kann, wenn das richtige Verhältnis verfehlt wird. Dann werden vielleicht mehr Luxusgüter KK produziert, als die Kapitalist_innen konsumieren wollen, oder es fehlt an Produktionsmitteln, um die Produktion so stark auszuweiten, dass das gesamte neu akkumulierte Kapital verwertet werden kann. Allerdings sind solche Fehlakkumulationskrisen, bei denen das passende Verhältnis zwischen den drei Abteilungen verfehlt wurde, die einzige Art von Krise, die sich aus den Reproduktionsschemata ergibt. Wenn das Verhältnis stimmt, kann der hier skizzierte Kapitalismus weiter und weiter wachsen, sofern ihm nicht irgendwann die benötigten Inputs für die stoffliche Seite des Produktionsprozesses ausgehen (Arbeitskräfte und natürliche Ressourcen).

In den Reproduktionsschemata geht Marx von einem unveränderten Stand der PK-Entwicklung aus – das Verhältnis c zu v bleibt also immer gleich. PK-Entwicklung besteht typischerweise in verstärktem Einsatz von Maschinen – ein bestimmtes Quantum lebendiger Arbeit (v+m) wird durch ein kleineres Quantum toter Arbeit (c) ersetzt. Unter kapitalistischen Umständen rechnet sich Produktivkraftentwicklung nur dann, wenn die Stückkosten sinken, also cNeu + vNeu kleiner ist als cAlt + vAlt. PK-Entwicklung bedeutet eine steigende organische Zusammensetzung des Kapitals (c/v), da c zunimmt, während v abnimmt.

Zwar hat Marx dies in den Reproduktionsschemata nicht explizit durchgespielt, doch stellt es in deren Kontext kein grundsätzliches Problem dar, da sich wiederum nur das Verhältnis zwischen den herzustellenden Warenarten ändert. Eine Produktivkraftsteigerung könnte etwa bedeuten, dass c von 70 auf 72 steigt, v von 30 auf 27 fällt. Entsprechend muss sich das Verhältnis der fürs Folgejahr produzierten Produktionsmittel Pm zu Standard-Konsumtionsmitteln ALm auf 72 zu 27 ändern bzw. auf 72,7 Prozent zu 27,3 Prozent. Wird dieses Verhältnis eingehalten, kann die Wirtschaft harmonisch weiterwachsen.

Gleichzeitig bedeutet Produktivkraftentwicklung, dass die Menge oder Qualität der hergestellten Gebrauchswerte schneller wächst als die produzierte Wertmenge, da der Wert eines bestimmten Gebrauchswerts gefallen ist. Im Rahmen der Reproduktionsschemata spielt das aber keine direkte Rolle, da sie nur produzierte Wertmengen und keine „Gebrauchswertmengen“ betrachten, wobei letzteres ohnehin kein seriöser Begriff ist, da sich Äpfel und Birnen bzw. Smartphones und Erfrischungsgetränke nicht auf einen Nenner bringen bzw. zusammenzählen lassen.

Wirtschaftswachstum und Privatkonsum der Kapitalist_innen

Aus diesen beiden Fragmenten, die beide zu Marx’ Lebzeiten nicht veröffentlicht wurden und deshalb nicht als fertig ausgearbeitete Theorien betrachtet werden können, ergeben sich somit sehr unterschiedliche „Zukünfte“ (Rilling 2014) für den Kapitalismus. Während dem Maschinenfragment zufolge der Kapitalismus durch die zunehmende Produktivkraftentwicklung sich selbst die Grundlage entzieht, erwecken die Reproduktionsschemata den Eindruck, dass er grundsätzlich immer weiter wachsen kann, sofern sich die Kapitalien nur im richtigen Verhältnis auf die unterschiedlichen Warenkategorien aufteilen. Ist das nicht der Fall, kommt es zu Fehlallokationskrisen, die aber eher temporärer Natur sein dürften.

Hilfreich an den Reproduktionsschemata ist, dass sie den Blick weg von den Gebrauchswerten auf die produzierte Wertmasse lenken. Für die Kapitalien kommt es nicht darauf an, welche und wie viele Gebrauchswerte produziert werden – was zählt, ist, dass die Wertverwertung gelingt. Ob eine bestimmte Wertmasse einen im Vergleich zum Vorjahr verbesserten oder neu auf den Markt geworfenen Gebrauchswert repräsentiert, oder eine größere Menge eines ansonsten unveränderten Gebrauchswerts, interessiert dabei nicht. Wichtig ist nur, dass der neu produzierte Gebrauchswert verkauft wird. Die Reproduktionsschemata lenken den Blick auf die Frage, wer jeweils die Käufer_innen sind und beantworten sie dabei zugleich, freilich nur innerhalb ihres eigenen abstrakten Rahmens.

Naturgemäß fehlen in diesem einfachen Modell einige wesentliche Kategorien, insbesondere der Staat und der durch staatliche Ausgaben oder staatliche Umverteilung ermöglichte Konsum; ebenso fehlen Banken und die für den realen Kapitalismus essenzielle Möglichkeit des (produktiven oder privaten) Konsums auf Kredit. Zweifellos spielen diese Faktoren für die reale Krisenhaftigkeit des Kapitalismus eine Rolle und ich werde später noch kurz auf sie eingehen. Im Rahmen der Reproduktionsschemata scheint es aber durchaus vertretbar, von ihnen zu abstrahieren. Wenn der Kapitalismus ohne Staat und ohne Kredit theoretisch krisenfrei wachsen könnte, ist schwer einzusehen, warum nur gerade diese Faktoren zu seinem Kollaps führen sollten. Zudem spielen Staat und Kredit in der Argumentation des Maschinenfragments ebenso wenig eine Rolle wie in den Reproduktionsschemata.

Bleibt man im einfachen Modell der Reproduktionsschemata, ist auffällig, dass alle drei Kategorien des Konsums vollständig von den Kapitalist_innen abhängen. Am Ende jeder Produktionsperiode konzentrieren sich alle Geldmittel bei ihnen; einen Teil davon widmen sie ihrem Privatkonsum und den Rest stecken sie in den zukünftigen Verwertungsprozess und bezahlen damit Produktionsmittel und Arbeiter_innen.

In der Entscheidung, wie viel sie selbst konsumieren und wie viel sie akkumulieren, sind die Kapitalist_innen gemäß den Schemata völlig frei. Je mehr sie akkumulieren, desto schneller wächst die Wirtschaft, und das klappt krisenfrei, sofern nur das Verhältnis zwischen Produktionsmittel-Konsum und dem Konsum der Arbeiter_innen stimmt, das sich aus der organischen Zusammensetzung des Kapitals ergibt. Der kapitalistische Privatkonsum ist in den Reproduktionsschemata streng genommen völlig unnötig – er kann stagnieren, schrumpfen oder völlig wegfallen und das Wachstum geht daraufhin nur noch schneller vonstatten, weil mehr Mittel für die Akkumulation verfügbar werden.

Dies lässt sich beispielhaft an einem Szenario durchrechnen, in dem der Privatkonsum der Kapitalist_innen dem Wert nach gleich bleibt. Als Ausgangspunkt nehme ich ein Anfangskapital von 800 (wie immer bei Marx ohne angegebene Einheit), dessen organische Zusammensetzung (c/v) in allen Branchen drei zu eins beträgt bei einer Mehrwertrate (v/m) von 100 Prozent. Im Folgenden wird nicht gezeigt, wie sich das jährlich investierte Kapital auf die drei Branchen verteilt, sondern nur welche Outputmenge jede Branche zum Jahresende produziert haben muss, damit die Produktion im nächsten Jahr krisenfrei weiterlaufen kann.

Der Modellrechnung liegt ein gleichbleibender Privatkonsum der Kapitalist_innen von 100 pro Jahr zugrunde – das ist somit auch die Wertmenge, die die KK-Branche jährlich produzieren muss. Das Verhältnis der anderen beiden Branchen entspricht der organischen Zusammensetzung, die Pm-Branche bindet also immer dreimal so viel Kapital und produziert dreimal so viel Output (wertmäßig gesehen) wie die ALm-Branche. Gerundet ergibt sich folgende Entwicklung:

Tabelle 1: Akkumulation bei konstantem Privatkonsum der Kapitalist_innen

Jahr 1: 600c + 200v + 200m produzierte Wertsumme 1000 (davon 675 PM, 225 ALm, 100 KK)
Jahr 2: 675c + 225v + 225m Summe 1125 (769 PM, 256 ALm, 100 KK)
Jahr 3: 769c + 256v + 256m Summe 1281 (886 PM, 295 ALm, 100 KK)
Jahr 4: 886c + 295v + 295m Summe 1476 (1032 PM, 344 ALm, 100 KK)
Jahr 5: 1032c + 344v + 344m Summe 1720 (1215 PM, 405 ALm, 100 KK)
Jahr 6: 1215c + 405v + 405m Summe 2025 (1444 PM, 481 ALm, 100 KK)

Wie man sieht, wächst das Kapital hier krisenfrei und zunehmend schneller, wobei das gesamte Wachstum von den beiden Branchen PM und ALm getragen wird, die sich gegenseitig „hochschaukeln“. PM produziert jedes Jahr mehr Produktionsmittel, damit die beiden Branchen im Folgejahr ihre Produktion ausweiten können. Parallel dazu produziert ALm mehr und mehr Konsumgüter, die dann im Folgejahr von den in beiden Branchen beschäftigten Arbeiter_innen gekauft werden und dafür sorgen, dass diese nicht hungern oder frieren. Nur ein zunehmend kleiner werdender Teil der Produktions- und Arbeiter-Lebensmittel geht in die KK-Branche, die für den kapitalistischen Privatkonsum produziert, aber in diesem Szenario nicht wächst und deshalb einen immer kleineren Anteil am gesamten Wirtschaftsgeschehen übernimmt.

Das Ganze funktioniert deshalb, weil in Marx’ Modell der Output eines Jahres erst verzögert, d.h. im nächsten Jahr zum Input wird. Dank dieser Verzögerung kann sich der Kapitalismus Münchhausen gleich am eigenen Schopfe aus der anderenfalls drohenden Krise ziehen. Obwohl c + v zusammen immer kleiner als die damit produzierte Wertsumme (c + v + m) sein müssen, kann das c + v des kommenden Jahres fast den gesamten Output des aktuellen Jahres (abgesehen von einem immer kleiner werdenden Anteil des kapitalistischen Privatkonsums KK) verbrauchen.

Aber ist dieses gegenseitige Aufschaukeln der beiden Wachstumsbranchen realistisch? Kapitalismus ist zwar immer spekulativ, aber zugleich tendieren Firmen dazu, unnötige Risiken zu vermeiden. Sie weiten ihre Produktion am liebsten erst dann aus, wenn die „Auftragsbücher gut gefüllt“ sind (wie es gerne heißt), sie also schon einen soliden Puffer an Bestellungen abzuarbeiten haben und deshalb damit rechnen können, bei einer gewissen Steigerung des Produktionsvolumens noch keine Überkapazitäten aufzubauen. Das aber bedeutet: Es muss jemanden geben, der den ersten Schritt macht und bestellt.

Im beschriebenen Szenario, in dem nur Pm und ALm wachsen können, kommt es zu einem Patt: Ohne zusätzliche Aufträge haben die Pm-Produzent_innen keinen Grund, die Produktionskapazitäten auszuweiten und neue Mitarbeiter_innen einzustellen. Das heißt aber auch, dass die Nachfrage nach zusätzlichen Arbeiter-Konsumgütern nicht wächst und die ALm-Branche ebenfalls keinen Grund hat, auf eine erfolgreiche Ausweitung ihrer Produktion hoffen zu können und ihre Produktionskapazitäten entsprechend auszuweiten.

Da aber frisches Kapital vorhanden ist, das die Kapitalist_innen investieren möchten – aber nur in ein Erfolg versprechendes Unternehmen, denn niemand setzt das eigene Geld gern in den Sand – kommt es genau zu dem Szenario, das wir heute beobachten: Große Mengen ungebundenes Kapital sind global auf der verzweifelten Suche nach aussichtsreichen Investitionsmöglichkeiten, die sich aber kaum finden. „Der gängigen Theorie zufolge sollten die Unternehmen das billige Geld aufsaugen und es in neue Ideen und zusätzliche Kapazitäten investieren. Aber das geschieht kaum. […] Echte Investitionen […] sind rar.“ (Müller 2016)

Die Bedeutung des Privatkonsums der Kapitalist_innen

Wie sieht es nun aus, wenn wir dem Privatkonsum der Kapitalist_innen eine größere Rolle einräumen? Oben hatten wir angenommen, dass er in absoluten Zahlen gleich bleibt und somit relativ zum gesamten Wirtschaftsvolumen immer unwichtiger wird. Ein konventionelleres Modell (wie es Marx seinen eigenen Berechnungen zugrunde legt) lässt den Privatkonsum der Kapitalist_innen dagegen relativ zum Mehrwert wachsen und nimmt an, dass diese einen festen Anteil des Mehrwerts konsumieren und den Rest neu investieren. Falls die Hälfte des Mehrwerts konsumiert wird, entwickelt sich das oben betrachtete Szenario wie folgt:

Tabelle 2: Akkumulation bei proportionalem Privatkonsum der Kapitalist_innen zum Mehrwert

Jahr 1: 600c + 200v + 200m produzierte Wertsumme 1000 (davon 675 PM, 225 ALm, 100 KK)
Jahr 2: 675c + 225v + 225m Summe 1125 (759 PM, 253 ALm, 113 KK)
Jahr 3: 759c + 253v + 253m Summe 1265 (854 PM, 284 ALm, 127 KK)
Jahr 4: 854c + 284v + 284m Summe 1422 (960 PM, 320 ALm, 142 KK)
Jahr 5: 960c + 320v + 320m Summe 1600 (1080 PM, 360 ALm, 160 KK)
Jahr 6: 1080c + 360v + 360m Summe 1800 (1215 PM, 405 ALm, 180 KK)

Auf den ersten Blick sieht das Schema ähnlich wie oben aus, mit dem Unterschied, dass die Wirtschaft etwas langsamer wächst. Während sich in Tabelle 1 der Output innerhalb von fünf Jahren mehr als verdoppelt hat, steigt er in Tabelle 2 „nur“ um 80 Prozent. Das etwas verlangsamte Wachstum ergibt sich daraus, dass die für Neuinvestitionen verfügbare Summe ab dem zweiten Jahr niedriger ist als im ersten Szenario. Jenseits der numerischen Werte gibt es jedoch einen wesentlichen Unterschied: Diesmal gibt es eine Branche, die als genuiner „Wachstumstreiber“ fungieren kann, nämlich KK. Diese Branche wächst Jahr für Jahr, und zwar proportional zum gesamten Wirtschaftswachstum. Ihre Auftragsbücher sind gut gefüllt – neue Bugattis, Jachten, Luxusvillen und andere Güter für den gehobenen Bedarf werden bestellt und wollen produziert werden. Die KK-Branche hat allen Grund, ihre Produktion zur Befriedigung der steigenden Nachfrage auszuweiten, wofür sie zusätzliche Produktionsmittel braucht und zusätzliche Arbeiter_innen einstellt, die den Bedarf nach ALm erhöhen. Das Wachstum der KK-Branche zieht so auch Wachstum in den anderen Branchen nach sich.

Zwar gibt es auch hier keine Gewissheit, dass das so ausgelöste Wachstum aller Branchen groß genug ist, um alles Verwertungsmöglichkeiten suchende Kapital zu binden. Grundsätzlich haben die Kapitalist_innen es jedoch in der Hand, dafür zu sorgen, dass alles neu akkumulierte Kapital Erfolg versprechende Anlagemöglichkeiten findet. Steigern sie ihren Privatkonsum, dann führt das einerseits zu einer zusätzlichen Nachfrage nach investierbarem Kapital und andererseits zu einem reduzierten Angebot an ebendiesem.

Im Extremfall verkonsumieren die Kapitalist_innen den gesamten Mehrwert – der von Marx als „einfache Reproduktion“ bezeichnete Fall –, dann wächst die Wirtschaft gar nicht mehr und es kursiert überhaupt kein Kapital, das neue Verwertungsmöglichkeiten sucht. Lange vor Erreichen dieses Extrems dürfte aber schon ein Gleichgewichtspunkt erreicht sein, wo das Wachstum des kapitalistischen Privatkonsums und des neu akkumulierten Kapitals im richtigen Verhältnis zueinandersteht, um (theoretisch) dafür zu sorgen, dass das Kapital Erfolg versprechende Anlagemöglichkeiten findet. Natürlich wird es auch dann noch zu Fehlinvestitionen und Firmenpleiten kommen, aber derartiges ist Teil des kapitalistischen Normalbetriebs und kein grundsätzliches Problem.

Ist es realistisch, das seit 2007 andauernde Schwächeln des kapitalistischen Wachstums als Überakkumulationskrise zu interpretieren und ein zu zögerliches Konsumverhalten der Kapitalist_innen als wesentliches auslösendes Element? Warum sollten die Kapitalist_innen ihren Privatkonsum langsamer steigern, als der neu produzierte Mehrwert wächst? Auch wenn ich keine Zahlen kenne, die diese These definitiv untermauern oder widerlegen könnten, halte ich sie wegen der im Maschinenfragment angesprochenen unterschiedlichen Entwicklung von Wert- und Gebrauchswertproduktion für plausibel: Produktivkraftsteigerungen führen zu einer quantitativen oder qualitativen Steigerung der produzierten Gebrauchswerte, auch wenn die in diesen gebundene Wertmasse gleich bleibt. Die Kapitalist_innen können also dank der voranschreitenden Produktivkraftentwicklung Jahr für Jahr besser leben, auch wenn die für ihren Privatkonsum aufgewandte Wertmasse stagniert oder sogar fällt. Um dafür zu sorgen, dass ihr Konsum wertmäßig proportional zur produzierten Mehrwertmasse steigt, müssten die konsumierten Gebrauchswerte noch stärker zulegen, um auch die Produktivkraftsteigerungen auszugleichen. Nicht unbedingt eine plausible Annahme, zumal es aus Sicht der einzelnen Kapitalist_in eine feine Sache ist, wenn sie einen größeren Anteil der erwirtschafteten Profite sparen und neu investieren kann. Erst gesamtgesellschaftlich ergeben sich daraus Probleme.

Dieser Analyse folgend spielen Produktivkraftsteigerungen also durchaus eine wesentliche Rolle bei der Dauerkrise der letzten Jahre – doch zugleich steht das Argument, dass der Kapitalismus sich auf diese Weise selbst die Grundlage entzieht, auf dünnem Grund. Denn aus den resultierenden Verwertungsproblemen könnten die Kapitalist_innen ja durchaus nach und nach den Schluss ziehen, einen größeren Teil ihrer Profite lieber zu „verjubeln“ statt beim Versuch, sie zu vermehren, ihre Verminderung bis hin zum Totalverlust zu riskieren. Das würde einen Abbau des Überangebots an Kapital bei gleichzeitiger Steigerung der Nachfrage bedeuten. Auf diese Weise könnte die Überakkumulationskrise gelöst werden und sich eine stabilere Phase von etwas verlangsamtem, aber weniger krisenhaftem Wachstum einstellen.

Staat und Kredit

Die Reproduktionsschemata arbeitet mit Abstraktionen; es gibt hier nur Kapitalist_innen und Arbeiter_innen, aber keine Arbeitslosen und keinen Staat; es gibt auch nur Geld als Zirkulationsmittel, aber keinen Kredit. Wie sich diese Phänomene auf obige Analyse auswirken, kann hier nur exemplarisch angerissen werden. So können Kredite eine Überakkumulationskrise zumindest temporär entschärfen, wenn mit dem geliehenen Geld zusätzliche Waren gekauft werden. Dies gilt, wenn der Staat sich Geld leiht und es ausgibt oder wenn Arbeiter_innen, Arbeitslose oder Kapitalist_innen kreditfinanziert ihren Privatkonsums steigern.

Kredite können andererseits ebenso gut für produktive Zwecke eingesetzt werden. In diesem Fall fungieren sie als zusätzliches Kapital und verschärfen sogar die Überakkumulationskrise (die ja in einem Überangebot von Kapital besteht). Aber auch Konsumkredite sind nur eine temporäre Lösung des Problems, da sie irgendwann zurückgezahlt werden müssen (darauf hoffen jedenfalls die Gläubiger) – wer ein Auto auf Kredit kauft, muss in den Folgejahren mit einem reduzierten Konsumbudget auskommen, bis der Kredit getilgt ist.

Staaten bauen ihre Schulden zwar in den wenigsten Fällen wieder ab, sondern nehmen parallel zur Rückzahlung alter Kredite neue auf, doch auch diese Lösung ist nicht problemlos. Wenn die neuen Kredite nur der Rückzahlung der alten dienen, erhält der Staat kein zusätzliches Geld, das er ausgeben und so zur Stimulierung der Wirtschaft beitragen kann. Leiht er sich hingegen Jahr für Jahr zusätzliches Geld, dann steigt seine Schuldenlast immer weiter an. Damit riskiert er, dass potenzielle Investor_innen schließlich das Vertrauen in seine Rückzahlungsfähigkeit verlieren und ihm neue Kredite gar nicht mehr oder höchstens gegen deutlich erhöhte Zinsen gewähren, was schnell zur Zahlungsunfähigkeit führen kann. Dieses Dilemma – entweder die Neuverschuldung zurückfahren und dadurch die eigene Wirtschaft schrumpfen oder aber die Schuldenquote erhöhen und einen Vertrauensverlust der Gläubiger riskieren – ist insbesondere für die süd- und westeuropäischen Staaten seit 2009 sehr real.

Bei realer Mehrwertabschöpfung durch den Staat sieht es anders aus. Wenn dieser einen Teil der Profite als Steuern einzieht und entweder selbst ausgibt (etwa für Infrastrukturprojekte) oder an Bedürftige (beispielsweise an Arbeiter_innen oder Arbeitslose) umverteilt und so deren Konsummöglichkeiten erhöht, dann sorgt er effektiv dafür, dass mehr konsumiert wird und weniger investiert werden kann. Der Effekt solcher staatlicher Umverteilungen ist also derselbe, wie wenn sich Kapitalist_innen entscheiden, selbst mehr (Luxus) zu konsumieren. Eine Überakkumulationskrise kann auf diese Weise grundsätzlich gelöst oder jedenfalls abgemildert werden.

Allerdings wird der Spielraum der Staaten zu derartigen Umverteilungen „von oben nach unten“ unter anderem durch die Staatenkonkurrenz um Kapital und Investitionen begrenzt. Kein_e Kapitalist_in lässt sich gern enteignen, weshalb die Kapitalien vorzugsweise in Staaten mit niedrigen Unternehmens- und Kapitalertragsteuern wandern. Staaten sehen sich deshalb eher gezwungen, durch Steuersenkungen gegeneinander zu konkurrieren, statt derartig umverteilend eingreifen zu können.

Kommunismus ohne viel Arbeit

Aus der gemeinsamen Betrachtung von Maschinenfragment und Reproduktionsschemata ergibt sich, dass Produktivkraftentwicklung durchaus zu (schwerwiegenden und lang andauernden) Krisen führen kann. Gleichzeitig gibt es jedoch gegenläufige Faktoren, wie eine Steigerung des kapitalistischen Privatkonsums oder stärkere staatliche Umverteilung, die diese Krisenhaftigkeit grundsätzlich abmildern oder sogar beseitigen könnten. Eine grundsätzliche Tendenz des Kapitalismus, seiner eigenen Abschaffung zuzustreben, lässt sich auf dieser Grundlage nicht begründen, auch wenn keineswegs gesagt ist, dass diese Faktoren auch greifen.

Dennoch ergibt sich aus dem Maschinenfragment die Möglichkeit einer besseren Zukunft, nämlich dort, wo Marx sich von den vermeintlichen Tendenzen des Kapitalismus abwendet und stattdessen die mögliche Verfasstheit einer künftigen, kommunistischen Gesellschaft diskutiert. Im Übergang zwischen diesen beiden Themensträngen sieht er den Kapitalismus als unfreiwilligen Wegbereiter einer kommunistischen Emanzipation: „das Kapital [reduziert] – ganz unabsichtlich – die menschliche Arbeit auf ein Minimum […]. Dies wird der emanzipierten Arbeit zugute kommen und ist die Bedingung ihrer Emanzipation“ (MEW 42: 598).

Allerdings gilt dies wiederum nur in Hinblick auf eine bestimmte Menge an Gebrauchswerten. Grundsätzlich werden zwei Reaktionen ermöglicht, indem für die Herstellung bestimmter Gebrauchswerte weniger Arbeit nötig ist: Entweder wird die freiwerdende Arbeitskraft für die Herstellung zusätzlicher oder verbesserter Gebrauchswerte eingesetzt, oder die Menschen genießen mehr Freizeit. Für den Kommunismus hält Marx vor allem die letztere Option für relevant. Wesentliches gesellschaftliches Ziel wird dann „[d]ie freie Entwicklung der Individualitäten” und dafür „die Reduktion der notwendigen Arbeit der Gesellschaft zu einem Minimum, der dann die künstlerische, wissenschaftliche etc. Ausbildung der Individuen durch die für sie alle freigewordne Zeit und geschaffnen Mittel entspricht“ (ebd.: 601). Ähnlich wie der Kapitalismus wird also auch der Kommunismus eine weitere Absenkung der Arbeitszeiten anstreben, doch für andere Zwecke. Während es unter der Herrschaft des Kapitals darum geht, die notwendige Arbeitszeit reduzieren, um Surplusarbeit zu erhöhen, also mehr Reichtum für die Kapitalist_innen zu produzieren, wird im Kommunismus die individuelle Entfaltung zum allgemeinen Ziel, von dem der materielle Produktionsprozess möglichst wenig ablenken soll: „Es ist dann keineswegs mehr die Arbeitszeit, sondern die disposable time das Maß des Reichtums“ (ebd.: 604).

Gleichzeitig ändert sich der Fokus der materiellen Produktionsprozesse, die nun „ihr Maß an den Bedürfnissen des gesellschaftlichen Individuums haben“ und „auf den Reichtum aller […] berechnet“ (ebd.) sind, während zuvor nur zahlungskräftige Bedürfnisse befriedigt wurden und überhaupt die Bedürfnisbefriedigung immer nur Mittel zum eigentlichen Zweck der Kapitalverwertung war. Marx sieht darin keinen Widerspruch zur Ausweitung der frei verfügbaren Zeit, da er nach dem Ende der kapitalistischen Produktion sogar eine noch raschere „Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft“ (ebd.: 604) als zuvor erwartet. Warum das so sein sollte, wird allerdings nicht ganz klar. Denn würde doch der Stachel der Konkurrenz fehlen, der jeden kapitalistischen Produzenten nötigt, seine Produktionsprozesse permanent zu optimieren, um nicht gegenüber der Konkurrenz ins Hintertreffen zu geraten.

Vielleicht sieht er den Grund darin, dass mit voranschreitender Automatisierung „das allgemeine gesellschaftliche Wissen, knowledge, [immer mehr] zur unmittelbaren Produktivkraft“ wird (ebd.: 602). Dieses Wissen, dass sich in den Produktionsmitteln und Produktionsprozessen niederschlägt, kann sich aber erst im Kommunismus frei ausbreiten und von allen kollektiv weiterentwickelt werden. Im Kapitalismus hingegen versucht jedes Unternehmen, seinen Wissensvorsprung durch Geschäftsgeheimnisse und Patente für sich zu behalten und es so als Vorteil gegenüber den Konkurrenten einsetzen zu können.

Mit dem Kommunismus endet die Aneignung von Mehrwert durch die Kapitalist_innen – die durch Produktivkraftsteigerung ermöglichte Arbeitseinsparung führt so zu mehr Freizeit für alle bei hohem allgemeinem Lebensstandard. Der Unterschied zwischen notwendiger Arbeitszeit und freier, selbstbestimmter Zeit bleibt für Marx aber bestehen: „Die Arbeit kann nicht Spiel werden, wie Fourier […] will“ (ebd.: 607).

Er sieht also keinen „spielerischen“ Kommunismus heraufziehen, in dem das Notwendige zugleich angenehm und befriedigend ist, wohl aber einen, der die notwendige Arbeit auf ein Minimum reduziert. Letzteres steht im Kontrast zu späteren Lesarten des marxschen Werks, die das Arbeiter_in-Sein und das möglichst engagierte Arbeiten zum Idealbild und zum wesentlichen Lebensinhalt verklärten. Daraus entstanden Auszeichnungen wie „Held der (sozialistischen) Arbeit“, mit denen in den realsozialistischen Staaten besonders fleißige Arbeiter_innen wie die Bergleute Alexej Stachanow (Sowjetunion) und Adolf Hennecke (DDR) belohnt wurden.

Gemäß Marx’ Logik, derzufolge (wie schon zitiert) die Minimierung der Arbeit gerade die Bedingung ihrer Emanzipation ist (ebd.: 598) – vielleicht sollte man lieber sagen: die Minimierung der Arbeit ist Bedingung der menschlichen Emanzipation – würde eher eine Auszeichnung für „Held_innen der Arbeitsminimierung und Freizeitsteigerung“ Sinn machen, doch dass sich sozialistisch nennende Staaten solche Auszeichnungen vergaben oder vergeben, ist nicht bekannt.

Ganz verschwinden wird die Arbeit allerdings nicht, auch das macht Marx klar, und das bleibt auch beim heutigen Stand der Technik plausibel – vieles lässt sich automatisieren, aber keineswegs alles. Und gerade bei Care-Tätigkeiten wie Krankenpflege und Kinderbetreuung stellt sich die Frage, ob eine Delegation an Maschinen überhaupt wünschenswert ist.

Wo beginnt das Reich der Freiheit?

Wie aber steht es um die Aussage, dass die Arbeit „nicht Spiel werden“ kann? Den eigentlichen Reichtum der kommunistischen Gesellschaft sieht Marx in der frei verfügbaren Zeit, in der die Menschen ihre Individualitäten frei entfalten können. Dem scheint die Vorstellung zugrunde zu liegen, dass die verbleibende notwendige Arbeit auch im Kommunismus eher dröge und uninspirierend sein wird und man sich erst in der Freizeit wirklich erfüllenden und befriedigenden Tätigkeiten zuwenden kann.

Jedoch sind es gerade die langweiligen Routinetätigkeiten, die sich tendenziell am besten automatisieren lassen. Mit Aufgaben, die Empathie oder Kreativität erfordern, tun sich Computer traditionell schwer – auch wenn die Produktivkraftentwicklung inzwischen in Bereiche vordringt, die lange den Menschen vorbehalten schienen. Selbstfahrende Autos sind menschlichen Fahrer_innen in den allermeisten Situationen heute zumindest ebenbürtig und das Computerprogramm AlphaGo beherrscht das chinesische Strategiespiel Go so gut wie die allerbesten Profispieler_innen – ein extrem komplexes Spiel, bei dem gute Spieler_innen ein hochgradig intuitives Verständnis der Spielsituation entwickeln und dem mit bloßer Rechenpower absolut nicht beizukommen ist. Nicht nur die Arbeit, auch das Spielen könnten die Menschen inzwischen mehr und mehr an Computer delegieren, wenn sie denn wollten.

Andererseits sind Programme wie AlphaGo hochgradige Spezialisten, ein „Universalroboter“, der sich beliebige menschliche Fähigkeiten aneignen kann – programmieren, Gedichte schreiben, Kinder zu Bett bringen oder bergarbeiten – dürfte zumindest in den kommenden Jahrzehnten nicht realisierbar bleiben. Bis dahin dürfte weiterhin die Faustregel gelten: je berechenbarer eine Aufgabe, desto besser lässt sie sich automatisieren – und desto dröger und weniger „spielerisch“ ist sie auch.

Marx kannte noch nicht den psychologischen Flow-Zustand, in den Menschen geraten können, wenn sie sich einer als interessant und herausfordernd empfundenen Tätigkeit intensiv und ungestört widmen können. Arbeiten im Flow-Zustand ist spielerisches Arbeiten, der von Marx benannte Unterschied besteht dann nicht mehr.

Auch das heute Peer-Produktion genannte Phänomen kannte Marx noch nicht, das die Wikipedia und Freie Softwareprogramme wie GNU/Linux und Firefox hervorgebracht hat. Hierbei tragen Menschen freiwillig und oft unbezahlt zur Erstellung und Verbesserung von Wissensartefakten bei und teilen die Ergebnisse ihrer Zusammenarbeit mit der ganzen Welt. Aber ist unbezahlte Peer-Produktion überhaupt Arbeit?

Um Erwerbsarbeit handelt es sich in solchen Fällen nicht (wobei es auch häufig vorkommt, dass Firmen ihre Mitarbeiter dafür bezahlten, z.B. Linux zu verbessern, weil sie selbst das Ergebnis einsetzen oder über Supportverträge Geld verdienen wollen – aber längst nicht alle Peer-Produktion lässt sich durch solche kapitalistischen Motive erklären). Doch wenn man unter Arbeit die Versorgung der Menschen mit notwendigen und nützlichen materiellen oder immateriellen Gütern versteht – eine Definition, die auch im Kommunismus noch Sinn machen dürfte —, dann handelt es sich zweifellos um solche.

Gleichzeitig hat unbezahlte Peer-Produktion aber auch etwas Spielerisches – man tut etwas, weil man darauf Lust hat oder es für sinnvoll hält, nicht weil man durch die Notwendigkeit des Geldverdienens oder unmittelbaren Zwang (wie etwa die Einberufung zum Militärdienst) dazu genötigt wird.

Marx hat also nicht ganz recht mit seiner Aussage, dass notwendige und nützliche Arbeit nicht (auch) Spiel sein kann und das Reich der Freiheit immer erst nach dem Reich der Notwendigkeit beginnt – zumindest manchmal fällt beides zusammen. Allerdings dürfte das auch im Kommunismus nicht unbedingt auf alle Arbeiten zutreffen. Es ist gut möglich, dass zumindest ein Rest an Aufgaben bleiben würde, auf die niemand besonders viel Lust hat, die aber erledigt werden müssen, damit es Essen und Wohnraum für alle gibt, damit Alte, Kranke und Kinder versorgt werden, damit Wasser- und Energieversorgung sowie Müllabfuhr funktionieren usw.

Dennoch eröffnet Marx mit dem Maschinenfragment die Perspektive eines Kommunismus, der sich keineswegs als „Arbeiter-und-Bauern-Staat“ bezeichnen lässt (wie Sowjetunion und DDR dies taten), sondern eher als „weitgehend arbeitsfreie Gesellschaft“. Dieser Kommunismus ist dezidiert postkapitalistisch, er speist sich aus der kapitalistischen Tendenz zur möglichst weitgehenden Arbeitseinsparung und treibt diese noch weiter.

Während im Kapitalismus Einsparungen notwendiger Arbeit nur zur Erhöhung der unbezahlten Mehrarbeit (und damit zu verstärkter Ausbeutung) führen sowie zur Ausgrenzung derer, die keinen „Arbeitsplatz“ mehr finden, kommen sie im arbeitsminimierten Kommunismus allen zugute – niemand hat mehr viel zu tun und der gesellschaftlich produzierte Reichtum steht allen gleichermaßen zur Verfügung. Vermutlich wird dann niemand mehr im Überfluss schwimmen, aber es wird auch niemand hungern oder aufgrund schlechter medizinischer Versorgung an behandelbaren Krankheiten sterben.

Die Aufteilung der notwendigen und nützlichen Arbeiten dürfte in vielen Fällen gemäß des eher spielerischen Prinzips der Selbstauswahl erfolgen, wie heute schon bei digitaler Peer-Produktion: Die Menschen entscheiden selbst, welche Aufgaben sie reizen oder welche ihnen besonders am Herzen liegen.

Was aber, wenn das nicht klappt – wenn den Bewohner_innen einer Stadt oder Region bestimmte Aufgaben wichtig sind, sie aber beim besten Willen keine Freiwilligen dafür finden und auch keine Möglichkeiten, diese Aufgaben durch Automatisierung zu eliminieren oder zumindest auf eine Weise umzugestalten, dass sie doch noch Freiwillige anziehen? Dann braucht es andere gesellschaftlich vereinbarte Lösungen. Denkbar wären etwa Losverfahren – unter allen, die sich die fraglichen Aktivitäten wünschen, wird jeweils eine Gruppe von Personen ausgelost, die sie dann etwa ein halbes Jahr lang übernimmt.

Der arbeitsminimierte Kommunismus wäre nicht ganz frei von Arbeit und von Dingen, die erledigt werden müssen, auch wenn niemand besonders viel Lust drauf hat. Aber sie würden das Leben lange nicht mehr so beherrschen wie heute – kaum jemand würde mehr 40 Wochenstunden oder mehr im Büro oder in der Fabrik verbringen, jedenfalls nicht über Jahre und Jahrzehnte hinweg.

Es gäbe viel Muße und frei verfügbare Zeit für alle, doch auch das notwendige und nützliche Tun würde einen spielerischeren und selbstbestimmteren Charakter bekommen, weil sich die Menschen freiwillig und gemäß ihren Interessen entscheiden, wo und wie sie sich einbringen – statt durch den „stummen Zwang der Verhältnisse“ (Marx) zum Verkauf ihrer Arbeitskraft gezwungen zu sein. Arbeitslosigkeit gäbe es gar nicht mehr – wenn niemand mehr die eigene Arbeitskraft verkaufen muss, muss auch niemand mit dem prekären Zustand leben, der heute aus dem Scheitern dieses Verkaufs folgt.

Das von Gewerkschaften gern propagierte Leitbild „guter Arbeit“ – in ausreichendem Umfang vorhanden, dauerhaft abgesichert, gut bezahlt und unter guten Bedingungen stattfindend – wird in Zeiten zunehmender Automatisierung und dadurch verschärfter Konkurrenz um „Arbeitsplätze“ hingegen zunehmend unrealistischer. Umso wichtiger, sich auf die Perspektive einer Gesellschaft nach der Arbeit zu besinnen, in der es nur noch wenig notwendige Arbeit gibt und in der es trotzdem, und gerade deshalb, allen Menschen gut geht. Das aber geht nur im Kommunismus.

Doch was nutzt uns die Erkenntnis, dass im Kommunismus alles besser sein könnte, solange wir im Kapitalismus feststecken, in dessen Entwicklung die reaktionären und barbarischen Elemente zudem wieder verstärkt auf dem Vormarsch sind? Der Hoffnung, der Kapitalismus würde sich schon selber abschaffen, fehlt, wie wir gesehen haben, ein solides Fundament. Die Produktivkraftentwicklung bleibt nicht stehen, doch ob sie uns dem Kommunismus näher bringt oder nur zu neuen und verschärften Ausbeutungsregimen führt, ist nicht von vornherein ausgemacht. Der Weg ins kommunistische Reich der Freiheit ist kein Selbstläufer. Das macht es nicht leichter, ihn zu beschreiten – aber um so dringender.

Literatur

Lohoff, Ernst/Trenkle, Norbert (2012): Die große Entwertung. Münster.

Luxemburg, Rosa (1913): Die Akkumulation des Kapitals. In: Gesammelte Werke, Band 5. Berlin 1990.

Marx, Karl/Engels, Friedrich (1956ff.): Marx-Engels-Werke (MEW). Berlin.

Mason, Paul (2016): Postkapitalismus. Berlin.

Müller, Henrik (2016): Müllers Memo: Die Droge kickt nicht mehr. In: Spiegel Online. URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/muellers-memo-die-droge-kickt-nicht-mehr-a-1107541.html, Zugriff: 1.9.2016

Pasinetti, Luigi (1981): Structural Change and Economic Growth. Cambridge/UK.

Rifkin, Jeremy (2014). Die Null-Grenzkosten-Gesellschaft. Frankfurt/M.

Rilling, Rainer (2014). Transformation als Futuring. In: Michael Brie (Hg.): Futuring. Münster.

Rosdolsky, Roman (1968): Zur Entstehungsgeschichte des Marxschen Kapital. Band 1. Frankfurt/M.

Siefkes, Christian (2016). Freie Software und Commons. Digitale Ausnahme oder Beginn einer postkapitalistischen Produktionsweise? In: Navigationen, Nr. 2: 5-21.

Stützle, Ingo (2014): Imperialismustheorie und Luxemburgs Kritik an Marx’ Reproduktionsschemata. URL: http://stuetzle.cc/2014/04/imperialismustheorie-und-luxemburg-kritik-an-marx-reproduktionsschemata/, Zugriff: 28.10.2016.

Trigg, Andrew B. (2006): Marxian Reproduction Schema. London.

30 Kommentare

Einen Kommentar hinzufügen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Entdecke mehr von keimform.de

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen