Commoneering?

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Auf der Economics and the Commons Conference (22.–24.5.2013, Berlin) schlug Jem Bendell, Professor für »Sustainability Leadership« an der Universität von Cambia (GB), einen neuen Begriff vor: Commoneering. Commoneering würde im Englischen deutlich sexyier klingen als das eher holperige Commoning. David Bollier hat nun vorgeschlagen, den Begriff zu vermeiden, da er sinnlose Kontroversen provozieren würde. Mit diesem Vorschlag wertet David die Diskussionen aus, die es u.a. im Orga-Team der Konferenz gegeben hat. Ich gehörte dort zu denen, die große Vorbehalte gegen den Begriff äußerten. Warum?

Commoneering hat für mich die Assoziation von »engineering«, vielleicht weil ich ein Ingenieur bin. David erwähnt »commandeer« und »pioneer« in seinem Artikel. Alle drei Assoziationen tragen die Bedeutung des Prozeß-Designens, des sich-vom-ordinären-Commoning-Abhebens, einer Commons-Elite in sich, und im Auswertungsteam gab es einzelne explizite Unterstützung dafür.

In der Commmons-Praxis, dem Commoning, gibt es immer wieder Persönlichkeiten, die herausragen und vorangehen oder -denken. Immer gibt wieder Leute, die sich reinhängen und mit Enthusiasmus Dinge voranbringen. Und immer wieder Leute, die die vielen oft ungesehenen Tätigkeiten tun, die ein Commoning braucht. Alles sind besondere Menschen. Es ist gerade der Witz der Commons, dass Menschen ihre Besonderheit in einer Weise entfalten können ohne dass die Besonderheit der anderen dadurch geschmälert wird, zumindest prinzipiell. Es gibt keine Commoneers, oder was auf das gleiche hinausläuft: Alle sind Commoneers.

David Bollier war von Jem Bendells Vortrag »Commoneering Money, Markets and Value« begeistert. Ich nicht. Bendell hat unkritisch die herrschende Geldlogik akzeptiert und nur Designfehler kritisiert (»the monetary system is anti-commons«). Logisch klang so sein Vorschlag, neue Geldformen einzusetzen, um die Transaktionen zu relokalisieren und innerhalb der Communities zu verbessern. Sprach Silke Helfrich nicht gerade vorher davon, dass Commons »soziale Beziehungen statt Transaktionen« bedeuten? So passt auch der Commoneering-Vorschlag ins Bild: Damit könne das »Marketing« für die Commons verbessert werden.

Doch so sieht’s aus: Die Illusionen über die Neutralität des Geldes, des bloßes Tool-Charakters, sind weit verbreitet. So waren viele Konferenz-Teilnehmer*innen enthusiastisch über Vorschläge eines »Commons-Geldes«, dass »wir selbst gestalten« könnten usw. Stars wie Margret Kennedy wurden gefeiert. Aber es gibt auch einen akzeptierten minoritären Strang der »Demonetarisierung« im Commons-Diskurs, und das ist gut so. Aber das wird nun schon wieder ein neuer Artikel 🙂

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