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Ein Universelles Stigmergisches Allokationsystem

Peers support each other [1]In vielen Diskussionen ob hier im Blog oder sonst wo, komme ich immer wieder dazu festzustellen, dass viele Skepsis, die dem Keimform-Ansatz entgegengebracht wird, vor allem darin begründet liegt, dass sich die meisten Leute einfach nicht vorstellen können, dass Bedürfnisse und Fähigkeiten zusammen kommen ohne das jemand oder etwas Zwang ausübt.

Wir verweisen dann immer auf die Stigmergie [2] als wichtige Organisationsform. Damit ist eine Form der Organisation gemeint, die im wesentlichen darauf basiert, festzuhalten, wo noch etwas getan werden müsste. Diese Hinweise ermöglichen es dann anderen, die gerne etwas tun wollen, auch etwas zu tun, was gebraucht wird.

Die Erfahrung der meisten Menschen ist aber weit weg von funktionierenden stigmergischen Organisationsstrukturen. Ich glaube, viele denken dabei eher an dreckige WG-Küchen oder zugemüllte Wälder als an Freie Software oder Wikipedia. Eine Möglichkeit diese Situation zu ändern, wäre möglichst vielen Menschen die Möglichkeit zu geben, Stigmergie selbst zu erfahren. Bisher ist das nur in eng umgenzten Bereichen möglich und die medialen Systeme, die zu diesem Zweck eingesetzt werden (seien sie jetzt virtuell oder nicht-virtuell) sind zum einen oft eher primitiv (z.B. TODO-Listen) und zum anderen meist speziell auf ein einzelnes Projekt zugeschnitten, was dazu führt, dass man deren Wirksamkeit erst erfahren kann, wenn man sich an diesem konkreten Projekt beteiligt. Die Wirksamkeitserfahrung ist bei stigmergischen Systemen also an aktive und nicht an passive Partizipation gebunden und es gibt zwar Millionen von Wikipedia-Benutzern aber eben nur ein paar tausend Autoren.

Um diese Situation zu ändern möchte ich ein Universelles Stigmergisches Allokationssystem (USA) bauen, um folgendes zu erreichen:

Die Kernfunktionen des USA müssten sein:

Das klingt noch sehr abstrakt. Ich gebe euch ein paar Anwendungs-Beispiele, um zu verdeutlichen, was mir vorschwebt:

Dabei bin ich mir sehr bewusst, dass das Hauptproblem dabei nicht so sehr ein technisches ist, sondern das soziale Problem vor allem darin liegt, eine kritische Masse von Menschen zum mitmachen zu bewegen. Um das zu erleichtern möchte ich mich an folgenden Designprinzipien orientieren:

Außerdem erhoffe ich mir von der Universalität des Ansatzes auch, dass es leichter wird die kritische Masse zu überspringen, bzw. dass die kritische Masse in einzelnen Nischen übersprungen werden kann. Es ist auch möglich, dass sich am Ende unterschiedliche Instanzen um unterschiedliche Bedürfnisse kümmern. Das System selbst sollte einfach und universell bleiben.

Bisherige Versuche soziale Netzwerke zur Koordination von Bedürfnisbefriedigung zu nutzen gehen meistens von den Fähigkeiten aus und die Leute, die ein Bedürfnis haben, suchen dann im Datenbestand (Beispiele: Nutzigems [7], Couchsurfing [8], Schenknetzwerke wie freecycle [9], …). Möglicherweise funktioniert das gut, so lange man sehr spezialisierte Anwendungsbereiche hat. Die doch recht eingeschränkte Reichweite von universelleren Ansätzen (Nutzigems, Schenknetzwerke, …) lässt mich denken, dass es vielleicht etwas bringen kann, es einfach mal umgekehrt zu versuchen.

Außerdem passt es auch besser zu einer Commons-basierten Gesellschaft, in der eben Bedürfnisse befriedigt werden und nicht auf Verdacht für einen Markt produziert wird, wo man das Zeugs dann unbedingt losschlagen muss. Ich denke auch, dass der Impuls „Ich brauche X“ einfacher zu erfassen ist als ein „Ich habe Y und will es loswerden“. Meine gesamte Bibliothek zu verdaten um sie eventuell mal zu verleihen, das mach ich nicht so schnell, aber mal eben Suchen ob jemand in der Nachbarschaft ein Buch braucht, was ich gerade wegschmeißen will, dass macht man schon eher mal.

Nun ist es leider so, dass ich alleine nicht die Ressourcen habe um ein solches Projekt zu stemmen. Hätte jemand Lust bei Konzeption und Umsetzung mitzuarbeiten? Dann bitte melden. Vielleicht fällt uns dann auch noch ein schönerer Name für das Ding ein.

UPDATE: Es gibt momentan eine Mailingliste [10], ein Pad [11] und einen Entwurf für ein Lastenheft [12] über das sich Mitarbeiter_innen und andere am Projekt interessierte koordinieren.