COM’ON: Gemeinschaftsbegriff

Bei der COM’ON-Tagung am 10.12.2011 fand ein World Café mit fünf Tischen statt, die sich in zwei Runden mit jeweils einer Frage befassten. Nachfolgend das Protokoll vom Tisch mit der Frage »Der Gemeinschaftsbegriff wird oft als reaktionär kritisiert. Geht´s auch anders?« (Moderation: Friederike Habermann, Protokoll: Andrea Vetter):

Input Friederike Habermann:

  • Es gibt eine problematische Tradition des „Gemeinschafts“-Begiffs: völkisch etc
  • Eine Pluralität der Beteiligten (Klasse, Herkunft, etc) ist trotz gegensätzlichem Anspruch oft nicht die Realität in bestehenden Projekten

  • Solidaritätsbegriff ist häufig nicht bedingungslos, sondern auf Mitglieder einer „Gemeinschaft“ (persönlich, oder im Sinne einer Identitätskategorie) beschränkt
  • wie geht statt „common being“ (eine essentielle Gemeinsamkeit, die auf einem gemeinsamen Sein beruht, das bekannt und vorausgesetzt ist) ein „being in common“ (J.K. Gibson-Graham), was das Werden neuer und ungedachter Möglichkeiten des Seins erlaubt
  • Strukturelle Gemeinschaftlichkeit als Gegenpol zu Konkurrenz: ohne Gemeinschaftsdruck und ohne Ausschluss
  • Stichwort „commons based queer production“: die Frage der Reproduktionsarbeit als Problem der Geschlechtergerechtigkeit kann durch das Prinzip „Beitragen statt Tauschen“ der commons-basierten Peer-Produktion gelöst werden.

Diskussionspunkte im World-Café:

1. Ausgehen von eigenen Erfahrungen/konkreten Projekten:

  • Landprojekte
  • Ferienkommunismus/Camp
  • Garten-Coop
  • Offener Platz: Kiefernhain

2. Arten von Gemeinschaft

  • Ist enge Reziprozität gekoppelt an enge soziale Beziehungen?
  • Welche Rolle spielt eine gemeinsame Identität (als Blutsverwandtschaft, als Seelenverwandtschaft, als Linux-User etc)?
  • Gemeinschaft-Sein als Voraussetzung vs. Gemeinschaft-Werden als Möglichkeit/als Prozess gemeinsamen Tuns

3. Anforderungen an Projekte freier Kooperation:

  • Offenheit für verschiedene Menschen
  • Offenheit für Unterschiede, für entstehende Konflikte
  • Offenheit für den Unterschied zwischen dem, was IST und dem, was sein SOLL → Reibungsfläche/Konflikte als Ressource
  • Möglichkeit, ohne „Kosten“ die Gemeinschaft zu wechseln → Ermöglichung von Vielfalt

4. Strukturelle Gemeinschaftlichkeit auf gesellschaftlicher Ebene

  • Was kann das bedeuten?
  • Unterscheidung zwischen „wir“ und den „anderen“ führt zu Identitätsbildung
  • Bildet sich automatisch „Gemeinschaft“, wenn man sich gemeinsam um etwas kümmert?

Ein Kommentar

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