Monat: Januar 2011

Egypt: Footage and Photos under CC

The Qatar based televison network Al Jazeera released footages (raw film material) and photos (at their Flickr account) from the Egypt Riots under Creative Commons Attribution License (as long the logo remains intact in the remix). Using CC Al Jazeera is ahead compared to other network stations glued to proprietary formats. Although Egypt information minister shuted down Al Jazerra’s office in Cairo, Al Jazeera announced that »it will continue its in-depth and comprehensive reporting on the events unfolding in Egypt«. Here you’ll find an emotional video remix (from other sources) and informations on alternative internet access capabilities in Egypt. [via]

S21: Stresstest mit proprietärer Software

Der Geissler-Coup mit »Stuttgart-21-Plus« war machttaktisch ziemlich clever, wurden dem Widerstand gegen S21 doch damit so ziemlich die Beine weggehauen. Teil des »Schlichterspruches« ist auch ein sogenannter »Stresstest«, mit dem die von den Kritiker_innen bezweifelte ausreichende Kapazitätsauslegung des S21-Konzeptes geprüft werden soll. Dazu wird eine Simulation mit einer Software des Schweizer Unternehmens SMA durchgeführt.

Gemäß der Weisheit »Traue keiner Statistik, die Du nicht selber gefälscht hast« (wahlweise Churchhill oder Goebbels zugeschrieben) dürfte das Ergebnis des »Stresstests« schon vorher feststehen: »Alles paletti, S21 — go!«. Begünstigt wird dies durch die Tatsache, dass es sich bei der verwendeten Simulations-Software um proprietäre Software handelt. Der Quellcode liegt nicht offen, die Algorithmen können nicht geprüft und nachvollzogen werden. Hinzu kommt, dass »alternative Stresstests« nicht möglich sind, weil die Daten aus den S21-Bauplänen nicht freigestellt, sondern per Urheberrecht »geschützt« sind.

Die Konsequenz für S21-Gegner_innen muss sein:

  • Das Ergebnis eines Stresstests mit proprietärer Software wird nicht anerkannt!
  • Baupläne von öffentlichen Bauvorhaben müssen grundsätzlich unter eine Freie Lizenz gestellt werden!

Allmende, Gemeingut oder Gemeingüter?

Welches der Worte wurde in welcher Zeit benutzt? Die Antwort auf diese Frage gibt der NGram-Viewer. Und hier das Ergebnis (Klicken zum Vergrößern):

»Gemeingut« (rote Linie) ist wesentlich häufiger verwendet worden als »Allmende« oder »Allgemeingut«. Die heute durchaus gängige Verwendung in der Mehrzahl als »Gemeingüter« hat in der Vergangenheit kaum eine Rolle gespielt (die Ergebnisse gehen nur bis 2000). Überrascht hat mich die relativ hohe Bedeutung des Begriffs »Allgemeingut«, der teilweise »Gemeingut« abgelöst hat. Die Datenbasis stammt aus dem Google-Scanprojekt von Büchern. Der größte Corpus liegt in Englisch vor. Ergebnisse für »commons« und »public good« hat David Bollier zusammengestellt.

Brasilien: Das war’s mit der »Free Culture Nation«

Der erste Artikel in diesem Blog aus dem Jahr 2006 handelte u.a. von Brasilien als »Free Culture Nation«. Der berühmte Musiker Gilberto Gil beförderte damals als Kulturminister maßgeblich Freie Software und Freie Kultur und war für eine Lockerung des Copyrights (Legalisierung von nicht-kommerziellem Filesharing). Mit der Wahl von Dilma Rousseff ist das nun vorbei. Die designierte Kulturministerin Ana de Hollanda vollzieht eine Kehrtwende zum früheren Hardcore-Copyright. Die Creative-Commons-Lizenz wurde bereits von der Website des Kulturministeriums erfernt.

Community Anti-Patterns

Dave Neary, langjähriges Mitglied der GNOME-Foundation und Maintainer von maemo.org, hat auf der MeeGo-Konferenz im November 2010 einen interessanten Vortrag zur Frage gehalten, wie eine Community scheitern kann. Er wählte dafür den Begiff »Anti-Patterns« (nach Christopher Alexander), also etwa »Muster destruktiven Verhaltens«. Viele (nicht alle) der aus der Software-Entwicklung gewonnenen Beobachtungen lassen sich auf andere commons-basierte Projekte übertragen.

Zu Beginn des Vortrags erklärt Dave den Begriff »Pattern« (»Muster«) mit einem Picasso-Zitat: »Good artists copy, great artists steal« (»Gute Künstler kopieren, großartige Künstler stehlen«). Wenn man ein Muster von etwas wirklich versteht, dann nimmt man es in sich auf (»stiehlt es«) und verwendet im eigenen, neuen Sinn weiter, anstatt das unverstandene Muster nur nachzuahmen (»zu kopieren«).

Der Witz ist nun: Nachahmung funktioniert in Communities nicht! Aus bloßer Nachahmung können stattdessen Anti-Patterns entstehen, die Dave Neary dann in 8 Punkten beschreibt — inklusive Vorschlägen (die sich v.a. an Maintainer richten), damit umzugehen.

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»Kommunismus« in der TAZ

Kommunismus-Plakat in der TAZDas diskursive Kommunismus-Plakat von Benni und Wolfgang ist heute in der Printausgabe (und nur dort) der TAZ — nett!

Die Möglichkeiten, das Plakat in Farbe zu bekommen, werden im Artikel zum Plakat beschrieben. Oder ihr klingelt bei der TAZ an und fragt, ob sie’s nicht drucken und vertreiben wollen. Oder sonst jemand? Alles möglich, denn das Plakat steht unter einer freien Lizenz.

Peer Produktion: Wie im Internet eine neue Produktionsweise entsteht

Beitragen statt tauschenDer folgende Artikel ist im WIDERSPRUCH – Münchner Zeitschrift für Philosophie, Heft 52 (2010) erschienen.

„Kreativ zu sein, ist eine inhärente Eigenschaft des menschlichen Geistes … Warum singt Figaro, warum schreibt Mozart Musik, die Figaro singt, warum erfinden wir alle neue Worte? Weil wir es können. Homo ludens trifft Homo faber. Die soziale Bedingung globaler Verbundenheit, die wir das Internet nennen, ermöglicht uns allen, kreativ zu sein auf eine neue und nie erträumte Weise. Wenn wir nur nicht das ‚Eigentum‘ dazwischen­funken lassen.“

So beschreibt der US-amerikanische Rechtsprofessor Eben Moglen (1999) das bemerkenswerte Phänomen, das Peer-Produktion genannt wird. Es hat die Art und Weise der Produktion von Software und Kulturgütern in den letzten Jahrzehnten kräftig durcheinander gewirbelt. Was ist das Geheimnis der Peer-Produktion, und wie weit reicht ihr Potential? Warum und unter welchen Umständen kommt es zur spontanen und ungezwungenen Kooperation gleichberechtigter „Peers“? Welche Bereiche der gesellschaftlichen Produktion wurden dadurch schon verändert, und wo stehen Veränderungen ähnlicher Reichweite bevor? Darum soll es im Folgenden gehen.
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Fabber und Stricknadeln

[Quelle: Oya 06/2011, Lizenz: CC-by-sa]

Von Lara Mallien

Keine Frage, ein MacBook ist ein geniales Arbeitsgerät. Aber irgendwie bleibt es doch fremd, mit seinem für die meisten Normal­sterblichen komplett unverständlichen Innenleben und einer fragwürdigen Ökobilanz. Auch wenn Apple nach Protesten von Greenpeace einiges für einen grüneren Computer unternommen hat, schaffte es die Firma erst ins Mittelfeld des Greenpeace-Ökorankings. Ich persönlich hätte lieber einen Computer von einem lokalen Hersteller. Aber wäre Hightech-Produktion in meiner Region überhaupt denkbar – und sinnvoll?

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