Common Wealth

Rainer Rilling schreibt in der ND-Beilage zur Leiziger Literaturmesse eine Besprechung des Buchs »Common Wealth. Das Ende des Eigentums« von Michael Hardt und Antonio Negri — nach »Empire« und »Multitude« das dritte Buch einer Trilogie. Auszug:

Den Abschluss dieser ungewöhnlichen Trilogie bildet nun der eben in Deutsch erschienene und von Thomas Atzert hervorragend übersetzte Band »Common Wealth. Das Ende des Eigentums.« Er möchte die Voraussetzungen und Formen der »demokratischen politischen Aktion im und gegen das Empire« entwickeln – also nichts weniger als einen Vorschlag für eine grundlegende, revolutionäre Veränderung umreißen. Dabei vertiefen die Autoren ihren bereits in den früheren Büchern begonnenen Bezug auf das »Gemeinsame«, die »commons«, an dem wir alle teilhaben. Sie unterscheiden zwischen den natürlichen commons, also dem gemeinsamen Reichtum der materiellen Welt, der Luft, dem Wasser, der Früchte der Erde und der Schätze der Natur, und den künstlichen, sozialen commons wie Wissen, Sprachen, Codes, Information, Affekte etc. Es gelte, gegen das Ineinandergreifen von Kapital und Recht (der Republik des Eigentums) das Gemeinsame und seine Potenziale zurückzugewinnen, auszuweiten und, schließlich, »eine neue Welt des Gemeinsamen«, eine »Welt des Common Wealth« und eine Demokratie der Multitude zu schaffen. Die Entfaltung dieses Grundgedankens, den die Verfasser letztendlich mit der alt-neuen Idee des Kommunismus zu verbinden suchen, unterstützt sicherlich die aktuellen politischen Kämpfe gegen die »Entsozialisierung des Gemeinsamen«, für eine Stärkung der commons und des Öffentlichen und eine demokratische Teilhabe an den Entscheidungen über das Gemeinsame, die Gemeingüter und das Gemeinwesen (Kommune).

Mit diesem Ende:

Freilich baut diese Hoffnung auf eine globale Multitude auf der Annahme auf, dass sie ihre Wurzeln im Gemeinsamen in allen Bereichen des Lebens schlagen könne. Dies indes ist eine illusionäre Annahme in einer Zeit, in der durchgängig all jene Momente des Gemeinsamen, welche die Autoren nennen, ungebrochen in Wert gesetzt und in kapitalistisch fungierende Waren verwandelt werden. So bleibt es bei hoffnungsvoller Mystik.

Wer das davor und dazwischen lesen möchte, gucke hier, hier oder hier. Nach dieser Besprechung bin ich nicht gerade motiviert, das Buch zu lesen. Hat jemand da mehr rausgeholt?

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