WoW als Testplattform für die Peer-Economy

Ich bin ja gerade mal wieder etwas in World of Warcraft abgetaucht und verfolge die Diskussion hier deshalb zur Zeit etwas passiv. Aber einen Vorschlag von dort hätte ich hier einzubringen:

World of Warcraft bietet ja einen spielinternen Marktplatz, die sogenannten Auktionshäuser. Dort können Spieler Gegenstände, die sie im Spiel finden oder selber herstellen, an andere Spieler verkaufen oder versteigern. Meine Idee wäre es jetzt eine Alternative zu diesen Auktionshäusern zu bieten, die auf den Prinzipien der Peer-Economy basiert. Man könnte in dieser vielleicht etwas schräg anmutenden Spiel-Ökonomie einiges ausprobieren ohne schon wirklich etwas kaputt machen zu können. Man kann das Benutzerinterface des Spiels programmieren, so dass man ein eigenes Programm („Addon“ im WoW-Jargon) dort einbinden könnte.

Zunächst sind aber einige theoretische Vorüberlegungen nötig, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der WoW-Ökonomie und der „echten“ Marktwirtschaft beleuchten. Ich fang mal stichwortartig an (schließlich hab ich nicht so viel Zeit, sondern muß wieder zocken gehen;-) ):

  • Obwohl auf dem „Universalgut“ Software basierend, ist die spielinterne Ökonomie keine in der man einfach alles kopieren kann. Gegenstände sind selten und knapp in WoW, sonst würden ja auch die normalen Auktionshäuser nicht funktionieren. Für uns ist das in dem Fall ausnahmsweise mal gut, weil wir so überhaupt eine Testplattform haben. Bei kopierbaren Gütern funktioniert die Peer Economy ja bereits erwiesenermaßen, da wäre Testen also garnicht mehr nötig.
  • Überleben erfordert in der Spielwelt keinen ständigen Aufwand, wie im richtigen Leben. Aber wenn man sich verbessern will oder bestimmte Gegenstände herstellen oder finden will, braucht es schon diesen Aufwand. Da das alle wollen, ist das also auch eine Gemeinsamkeit beider Ökonomien und kein Unterschied.
  • Leider gibt es einen prinzipiellen Unterschied: Im wirklichen Leben ist Geld prinzipiell in allen Bereichen ersetzbar. Für das WoW-Gold gilt das leider nicht. Es gibt zum einen die Flugkosten, wenn man von A nach B will ohne ewig zu laufen (die wären prinzipiell sogar noch durch einen Portalservice von Hexenmeistern ersetzbar). Zum anderen muss man zum Erlernen neuer Fähigkeiten und Zaubersprüche Geld bezahlen. Erst wenn man alle Fähigkeiten hat, braucht man Geld nur noch für die – prinzipiell ersetzbare – Spieler-Spieler-Ökonomie.
  • Gold fällt quasi nebenher an. D.h. selbst wenn man es eigentlich garnicht mehr haben will, kriegt man es dennoch beim normalen Spielen nachgeschmissen. Es wird also immer eine „Versuchung“ geben, Gegenstände doch im normalen Auktionshaus anstatt im Peer-Auktionshaus zu bezahlen.
  • Vielleicht der wichtigste Unterschied: Die WoW-Ökonomie ist nicht wirklich ein Kapitalismus. Es findet keine Kapitalbildung statt, da man keine Produktionsmittel im großen Stil erwerben kann. Gewinne im Auktionshaus kann man nur mit Preisschwankungen machen.

Was meint ihr? Macht ein solches Testprojekt Sinn? Ich finde neben den offensichtlichen Nachteilen, dass man dort nicht im realen Kapitalismus bestehen muss und das es einem natürlich auch nicht wirklich das Überleben sichert, hätte ein solcher „Umweg“ auch einige Vorteile:

  • Die Beteiligungsschwelle ist niedrig. Man müsste sich nur das von uns programmierte Addon installieren und das ist etwas, was WoW-Spieler eh ständig tun.
  • Man hätte auf einen Schlag 10 Millionen potentielle Beteiligte, die auf der ganzen Welt verteilt leben.
  • Das Projekt würde sicherlich einige Aufmerksamkeit generieren können mit ein bisschen Pressearbeit.
  • Man könnte vielleicht die eine oder andere Erkenntnis gewinnen, die einem dann auch bei späteren „echten“ Peer-Economy-Projekten weiterhelfen könnte.
  • Es gibt schon einige GPL-Bibliotheken für WoW-Interface-Addons auf denen man aufbauen könnte.
  • Man könnte verschiedene Ausprägungen der Peer-Economy studieren und vielleicht auch mit anderen Ansätzen vergleichen.
  • Wenn man scheitert, ist es nicht wirklich tragisch. Schließlich ist es ja „nur ein Spiel“.

Also, wie siehts aus? Irgendwelche Lua-Programmierer anwesend oder solche, die es werden möchten?

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