[1]Heute hat das mit Spannung erwartete Seminar-Wochenende zur Peer-Ökonomie [2] begonnen. Um allen, die nicht teilnehmen können, einen kleinen Eindruck zu vermitteln, werde ich jeweils am Ende der drei Tage einen kurzen Bericht schreiben. Audio-Mitschnitte von den einzelnen Beiträgen gibt’s dann später.
Ab 16 Uhr trafen die ersten Gäste in Ulis grandiosem Fachwerkhaus in Hiddinghausen [3] ein, bis wir zum Begrüßungsessen am Abend schließlich 21 Personen waren (im Laufe des Abends kamen noch 6 weitere). Nach der Vorstellung des bisher geplanten Programms zum Wochenende, begann Benni mit dem ersten einführenden Beitrag zu Peer-Produktion & Freier Software.
Zunächst nannte Benni eine Reihe aktueller Beispiele von Peer-Produktion, um zu verdeutlichen, dass es sich nicht um eine ferne Angelegenheit handelt, sondern dass es die Peer-Produktion in vielfältiger form immer schon gab und zunehmend mehr gibt. Aus diesen Beispielen destillierte er anschließend vier kennzeichnende Merkmale heraus:
- Beitragen statt tauschen
- Freie Kooperation
- Basiert auf »Commons«
- Reputation statt Status
Anhand einer Tabelle verglich Benni die Peer-Produktion und eine durch die Peer-Produktion dommierte Gesellschaft mit den beiden gängigen anderen Produktionsweisen des Kapitalismus und des Staatssozialismus:
Produktionsweise | getrennte Privatproduzenten | Kommandowirtschaft | Peer-Produktion |
Besitzverhältnisse | Privateigentum | Staatseigentum | gemeinsamer Besitz unter Kontrolle einer Gemeinschaft |
Wirtschaftsweise | Marktwirtschaft | Planwirtschaft | Peer-Ökonomie |
Gesellschaftsform | Kapitalismus | Staatssozialismus | ? |
Im zweiten Einführungsbeitrag versuchte Christian sich der Frage zu nähern, wie eine auf der Peer-Produktion basierende Gesellschaft aussehen könnte und welche Anforderungen sie erfüllen sollte. Folgende Stichpunkte erläuterte er:
- Die Bedürfnisse und nicht der Profit bestimmen die Produktion
- Menschen tragen zu Projekten bei, die ihnen wichtig sind
- Der Aufwand zur Produktion wird unter den Beteiligten aufgeteilt
- Man muss nichts verkaufen, auch nicht die eigene Arbeitskraft
- Man braucht also kein Geld, und es gibt auch keine Arbeitslosigkeit
- Folglich gibt es keinen Konkurrenzkampf
- Stattdessen kooperiert man mit anderen, um gemeinsam zu produzieren, was man haben möchte
- Es gibt keinen Grund mehr, Wissen und Innovationen geheim zu halten
- Stattdessen kann man sie mit anderen teilen und gemeinsam weiterentwickeln
- Da es keinen Markt, kein Regime des Privateigentums, keine Arbeitsverhältnisse und keine Arbeitslosigket mehr gibt, verliert der Staat seine Funktion
Den zweiten Teil der Einführung gibt’s morgen früh 🙂
Hier Christians Einführungsbeitrag als Download [4].
In der Diskussion konnten die wesentlichen Grundbegriffe geklärt werden. Die Diskussion litt jedoch dann ein wenig darunter, dass es noch keine gemeinsame Grundlage gab, da das Peer-Ökonomie Modell ja noch nicht vorgestellt ist. In den nächsten beiden Tagen werden aber sicher alle Einwände wieder eingebracht werden. Mehr dann dazu an dieser Stelle.