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Freitag: Vortrag zur Peer-Ökonomie

Diesen Freitag werde ich in Berlin einen Vortrag über die Peer-Ökonomie [1] halten. Hier die Ankündigung [2]:

Beitragen statt tauschen: Wie kann sich eine nichtkapitalistische Gesellschaft organisieren?

Info- und Diskussionsveranstaltung im Systemfehler, Schenkladen Friedrichshain [3], Scharnweber Str. 29, U-Bahn Samariterstr.

am Freitag, 29. Februar 08 um 19.30 Uhr

Wie könnte eine Gesellschaft aussehen, wo die Bedürfnisse, nicht der Profit bestimmen, was und wie produziert wird? Wo nicht mehr verkauft und gekauft wird? Wo also auch niemand gezwungen ist, die eigene Arbeitskraft zu verkaufen, oder arbeitslos und arm zu bleiben, falls dieser Verkauf scheitert? Wo es keinen Zwang zur Konkurrenzfähigkeit gibt, die einer/einem vorschreiben, wie man sich verhalten muss, wenn man (wirtschaftlich) überleben will? Wo die Produktion unmittelbar durch Kooperation vermittelt wird, und es kein Kapital und keinen Tausch mehr braucht?

Solche Fragen, die versuchen, aus der kapitalistischen Logik auszubrechen, werden heute kaum noch gestellt, geschweige denn beantwortet. Aber wenn wir uns eine bessere Gesellschaft nicht mal vorstellen können, wie wollen wir sie dann erreichen?

Ein Versuch, hier weiterzukommen, kann darin bestehen, sich anzuschauen, was schon da ist, und von da aus weiterzudenken. Einen interessanten, wenn auch noch unzureichenden Ansatz einer nichtkapitalistischen Produktionsweise gibt es nämlich schon heute: Freie Software (wie das Betriebssystem Linux und der Browser Firefox) und Freie Inhalte (wie die Internet-Enzyklopädie Wikipedia) entstehen in vielen Fällen aufgrund der Bedürfnisse der Beteiligten (etwa weil sie das Produkt ihrer Tätigkeit selber brauchen oder aus Lust am Tun), nicht aufgrund der Notwendigkeit des Geldverdienens oder der Geldvermehrung.

Bislang ist diese neue Produktionsweise (die sogenannte Peer-Produktion) allerdings auf Informationsgüter beschränkt. Lässt sich diese Beschränkung überwinden? Wie könnten materielle Dinge und Dienstleistungen in ähnlicher Weise produziert werden? Geht dies überhaupt, und wenn ja wie?

Christian Siefkes hat zu diesen Fragen ein Buch geschrieben*, und wird die Kernideen seiner Antworten vorstellen und diskutieren.

Eine Gesellschaft ohne Kapital, ohne Markt und ohne Staat ist möglich, wenn die Menschen in freier Kooperation selbst entscheiden, wie sie gern leben würden, was sie dafür brauchen, und wie sie den dafür nötigen Aufwand untereinander aufteilen. Dabei ist es nicht nötig, sich irgendwelchen Institutionen oder einem abstrakten Prinzip wie dem Profit unterordnen zu müssen, oder aber seine Zeit in endlosen Diskussionen zu verplempern. Wie das funktionieren kann, darum wird es an diesem Abend gehen.

  • *Christian Siefkes: From Exchange to Contributions: Generalizing Peer Production into the Physical World. Berlin, 2007. Website: http://www.peerconomy.org/ [1] (das Buch kann hier komplett heruntergeladen oder gekauft werden).

Wer vorbeikommen möchte, ist herzlich willkommen!