Erste Eindrücke von der Freien Schule Frankfurt

Mein Sohn geht jetzt seit einer Woche auf die Freie Schule Frankfurt. Ich habe mir vorgenommen gelegentlich hier darüber zu bloggen. Zum einen weil ich denke, dass im Bildungsbereich viele Möglichkeiten für Keimformen lauern und zum anderen aber auch, weil ich mir neben den harten Fakten und Konzepten in der Zeit als wir uns für eine Schule entscheiden wollten mehr athmosphärische, persönliche Eindrücke gewünscht hätte und ich auch schon von einigen Leuten nach genau sowas gefragt wurde.

Das wichtigste erstmal zuerst: Er fühlt sich pudelwohl und ist momentan geradezu euphorisch. Irgendwas müssen sie da also wohl richtig machen. Ich war nur ein paar Stunden mit da und hab vom eigentlichen Schulbetrieb also momentan auch nur einen kleinen Eindruck, da die Eltern nach der Eingewöhnung während der Schulzeit eigentlich auch nicht anwesend sein sollen, wird sich das auch in Zukunft meistens auf indirektes Erleben beschränken. Auffällig fand ich wieder die enorme soziale Kompetenz der Kinder, wodurch die ältesten schon ziemlich „erwachsen“ wirken. Außerdem wirkt dieses Haus auf eine Weise lebendig, die man sonst nicht kennt. Ich hab auch den Eindruck, dass es Lino sehr gefällt, in einem ganzen Haus rumlaufen zu können und so dem größten Trubel nicht so ausgeliefert zu sein wie vorher im Kindergarten. Es ist also zum einen immer was los und zum anderen kann man sich immer zurückziehen. So sollte es sein – und nicht nur an der Schule.

Teil des Konzeptes der Schule ist es auch, dass alle Kinder – unabhängig vom Alter, ob 3 oder 13 – ein Euro pro Tag Taschengeld kriegen. Damit ist er erwartungsgemäß noch völlig überfordert – vielleicht auch, weil wir es versäumt haben, dass schon vorher zu „üben“. Bisher ist eigentlich noch jeden Tag was lustiges mit dem Geld passiert. Am ersten Tag hat er es auf den Gehweg geschmissen und auf Nachfrage gesagt: „Macht doch nix, ich krieg ja morgen wieder eins.“ Da ist also für die nächsten Wochen wohl für wertkritische Unterhaltung gesorgt. Und soviel teurer als Kino ist es schließlich auch nicht.

Als besonders an der Schule empfinde ich – neben dem offensichtlichen, dass es eine Schule ist, an der die Kinder lernen was sie wollen und nicht was sie müssen – auch, dass sie schon so alt ist. Bald 35 Jahre sind sehr viel für eine Freie Schule und es ist wohl auch die älteste ihrer Art in Deutschland. Die haben also schon einige Krisen hinter sich und daraus gelernt. Das ist ein großer Erfahrungsschatz, der da angehäuft wurde. Leider geht damit bei einigen scheinbar auch eine Angst vor neuen Eltern einher. Das liegt wohl auch zu einem großen Teil daran, dass durch einen Generationswechsel bei den Kindern auf einen Schlag ziemlich viele neue Eltern in die Schule gekommen sind. Ich hab durchaus Verständnis für diese Ängste, denn eine solche Institution bewegt sich ja tendenziell in einem feindlichen Umfeld. Diese Spannungen liegen also wohl in der Natur der Sache. Aber Spannungen sind ja immer auch eine produktive Chance. Bisher hab ich auch von der Streitkultur einen positiven Eindruck. Es ist ja gut, wenn es Konflikte gibt, so lange sie nicht lähmen.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass das nicht nur für meinen Sohn sondern auch für mich eine intensive und aufregende Woche war und ich sehr gespannt bin, wie es weiter geht. Ich hoffe ich komme dazu regelmäßig zu berichten, wie es mir da ergeht. Vielleicht noch ein kleiner Hinweis an die neuen Leser: Wenn ihr euch nicht für den Rest des Blogs interessiert (was ich natürlich nicht hoffe), könnt ihr über die Kategorie Lernen, die hoffentlich jetzt etwas mehr gefüllt wird, nur die bildungsbezogenen Artikel beziehen.

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