Besuch bei TSoLife im Büro der Projektagentur Brückenschläger

Im Rahmen der des Programms „Jugend in Aktion“ wird die Jugendinitiative „Lernen Leben“ für den Aufbau eines Projekt- und Infobüros gefördert, um auf lokaler Ebene Lernnetzwerke und Werbung für selbstbestimmtes Lernen auf den Weg zu bringen und auf globaler Ebene eine Lernvernetzungs-Website als interaktive Kommunikationsplattform zu gestalten. Dort soll langfristig ein Archiv der Travelling School of Life (TSoLife) sowie ein Informationspunkt rund um das selbstorganisierte Lernen entstehen. Über tsolife haben wir früher kurz berichtet.

Adelheid Scholten arbeitet für „Jugend für Europa“ und ist für das Monitoring dieses Projekts zuständig. 10% der geförderten Projekte werden „gemonitored“. Sie konnte nicht sagen, nach welchen Kriterien die so auszuwertenden Projekte ausgesucht werden. Im Rahmen dieses „monitoring“ werden die Projekte regelmäßig besucht und befragt.  Dadurch soll auch ein Austausch von Rückmeldungen in das Programm „Jugend in Aktion“ ermöglicht werden, was erst einmal bis 2013 läuft.

Dieses Treffen richtete sich also an die Geförderten. Sabine von Tsolife versteht tsolife jedoch als offenes Netzwerk und hat deshalb offen eingeladen.

Wir trafen uns im offenen Büro der Projektagentur Brückenschläger, Tsolife ist Teil dieser Bürogemeinschaft.

Im folgenden gebe ich den Verlauf des Gespräches in Interview-Form wieder, allerdings weis ich nicht mehr, wer die Antworten gegeben und deshalb mit „TSoLife“ gekennzeichnet. Vor allem haben Sabine, Chris und Emanuel von TSoLife geantwortet.

AS: Woher kam der Kontakt zu „Jugend in Aktion“ ?

TSoLife: Sabine kannte das Programm bereits aus ihrer Arbeit im Kontext zu den Kinderrechtszänkern (K.R.Ä.T.Z.Ä.), andere über SJB / Jouthbank, den Freiwilligendienst „Future Academy“/“Future Capital Project“ des wise e.V. oder dem Schenkladen Systemfehler in Berlin Freidrichshain.

AS: Welche Projekte beherrbergt das Projektbüro ?

TSoLife: ungefähr 10 unkommerzielle Projekte nutzen das Projektbüro, das sich als Lernort und Produktionsstätte für lernunterstützende Software versteht.

Die Entwicklung konzentriert sich momentan auf die Evaluation und Anpassung des Programms „Crabgrass“, das möglichst durch ein tsoLife-Modul berreichert werden soll.

Motivation der Programmierer sind die Ziele, zusammen Lernen zu unterstützen und den Nutzern sich „nicht alleine“ und nicht „an einen Ort gebunden“ zu fühlen. Chris, ein bekennender Autodidakt, sucht nach einem Weg, jedem ein hohes Bildungsniveau durch ein Angebot hochwertiger, von „Profis“ erstellter Materialen, zu gewährleisten, das offen jedem zu Verfügung steht. Ein weiteres Ziel von ihm ist ein effizientes gemeinsames Lernen zu unterstützen. Dabei soll letztendlich die Website von keinen „Experten“ abhängig sein, sondern nur von der selbstorganisierten Unterstützung der Lernenden getragen sein.

Wer sich in die Websiteentwicklung einarbeiten will: auch für NichtprogramiererInnen ist die Gruppenseite auf http://we.riseup.net geeignet.

AS: Wie funktioniert Crabgrass ?

TSoLife: Grundlegende Funktionalität von Crabgras sind User, Gruppen, zu denen User sich zusammenschließen können, Seiten und Seitentypen.

Das hebt Crabgras von einem reinen Wiki ab. Neue Funktionalität wird über neue Seitentypen erzeugt.

AS: Wie ist die Zusammenarbeit in der Gruppe ? Auf der einen Seite scheint es die Männgergruppe der Techniker, auf der anderen Seite die Gruppe der Frauen zu geben, die im direkten menschlichen Austausch nach neuen Lernformen suchen.

TSoLife: TSolife war schon immer ein von Frauen geprägtes Projekt. Wir sind uns aber bewusst, dass Websiteentwicklung eine Männerdomäne ist, deswegen versuchten wir schon, offensiv ProgrammiererInnen zu finden, was uns leider nicht gelungen ist. Allerdings gab es schon einmal eine Frau, die sich die Nutzung der Ruby on Rails – Programmiersprache hat im Büro zeigen lies, das hier ist also auch ein Lernort. Besonders Frauen sind eingeladen, das alles hier zu lernen. Die Frauen im Projekt befassen sich aber bisher meist mit Konzeption, Werbung, Büroeinrichtung und den Aufbau lokaler Lerngruppen, die auch ohne Internet funktionieren können.

Den meisten Frauen ist es jedoch wichtig, dass die Vernetzung in kleinen Gruppen, wie zum Beispiel zum „Skill-Sharing“ auch ohne Internet oder Computer funktionert.

AS: Wie viele Nutzer und „Lerngruppen“ gibt es ?

TSoLife: Im Wiki sind ca 140 Nutzer eingetragen, auf der Mailingliste mehrere hundert Menschen. Die Trennung in Mailingliste und Wiki wird als Mangel empfunden, in Zukunft soll die Mailingliste identisch mit einem im Web lesbaren Forum zusammengeführt werden.

In Potsdam gibt es eine sich unregelmäßig treffende Gruppe, in München sind einige sich regelmäßige treffende Gruppen bekannt, die aber im Wiki nicht präsent sind. In Berlin gibt es keine regelmäßige Gruppe, jedoch haben etliche Lernveranstaltungen stattgefunden.

AS: Warum ist es schwer, lokale Gruppen zu gründen.

TSoLife: Die Motivation ist meist hoch, aber die Barriere zu nehmen, sich verbindlich regelmäßig zu treffen oder zu verabreden schaffen nur wenige. Die Leute haben es lange vorher durch Fremdbestimmung in Schule und Kiga bereits verlernt, ihr Lernen selbst zu bestimmen, deswegen ist das Lernen zu organisieren an sich schon ein komplexer Lernprozess.

Diese Selbstmotivation zum Lernen ist aber das wesentlichste.

Mit Flugblättern könnte versucht werden, Menschen auf die Website hinzuweisen.

Als großes Problem wurde Verbindlichkeit befunden, die im „virtuellen“ Kontext besonders schwierig einzuhalten scheint. Welche Infrastruktur Verbindlichkeit begünstigt ist ein Forschungsthema.

Sabine: Es geht dabei auch um eine politische Dimension. Wer wirtschaftlich dabei unterstützt wird und es legal wäre selbstbestimmt zu lernen (im jungen Alter), dann müsste Mensch nicht gegen Armut und Justiz kämpfen und dabei Kraft vergeuden. Das erzeugt dann auch das falsche Bewusstsein, dass Lernen eben institutionelle geplant werden müsse und man das nicht selbst kann. Deswegen versuchen es die meisten gar nicht erst und verlieren immer mehr den eigenen Zugang zu ihrem Wissen und ihren fantastischen Gehirnfunktionen.

AS: Wann werdet ihr als Jugendinitiative euer  Ziel erreicht haben ?

TSoLife: Wir hoffen auf einen Hype nach Fertigstellung der Website.

TK: Was macht euch zuversichtlich, dass der von euch verfolgte Weg erfolgreich sein könnte ?

TSoLife: Die durchweg positive Resonanz, wann immer das Projekt vorgestellt wird.

Sabine hat einige Workshops durchgeführt, in denen die Gründung eins regionalen Netzwerkes simuliert wurde. Es wird dabei simuliert, dass die Leute grob gesagt eine Liste machen, wo sie reinschreiben, was sie lernen und anderen beibringen wollen und eine zweite mit Gegenständen, die sie bereitstellen wollen. Damit hat sie bisher immer positive Erfahrungen gemacht Allerdings gibt es bisher keinen „echten“ Workshop über mehrere Tage.

Danach wurde noch ein wenig über die Selbstverständlichkeit der Suche nach alternativer Pädagogik in den siebziger Jahren im Vergleich zu jetzt gesprochen.

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