Monat: Oktober 2008

Ist die Finanzmarktkrise eine Krise der Vermittler?

Das Internet bringt jede Menge Krisen hervor, meist sind es Krisen der Vermittler. Viele von ihnen werden überflüssig oder müssen sich zumindestens massiv neue Geschäftsmodelle suchen. Die Musikindustrie ist das beliebteste Beispiel. Das Grundmuster ist immer das selbe: Das Internet bringt Anbieter und Abnehmer direkt ins Geschäft, deswegen werden die Vermittler nicht mehr benötigt.

Nun ist ja auch das Bankengeschäft im Kern ein Vermittlergeschäft. Leute mit zu viel Geld geben Leuten mit zuwenig etwas ab in der Hoffnung mehr zurückzukriegen. Dazwischen sitzen die Banken und Broker. Nun kann man schon seit ein paar Jahren von zu Hause aus Börsenhandel betreiben, und es gibt inzwischen auch viele Leute die davon leben oder es zumindestens versuchen. Außerdem gibt es Internetplattformen, die Kleinkredite vermitteln zwischen Privatleuten. Im Prinzip bräuchte also auch die Bankenvermittler niemand mehr, genau wie die Musikindustrie.

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15.000 bis 100.000 auf der Straße

Tux auf der Demo in BerlinOk, es liegt zwar keine 10er-Potenz zwischen der Schätzung der Polizei und der der Veranstalter, aber fast. Ts. Also ziehen wir mal die Zuschauer_innen ab und gehen dann rund von 50.000 Menschen aus, die gegen den Überwachungswahn demonstriert haben — dann waren das immer doch richtig viele! Und das bei so einem Langweilerthema wie »Datenschutz«. Es gruselt eben doch viele, was CDU/SPD so alles vorhaben.

Wie schon letztes Jahr, war das Tux-Transparent beliebtes Fotomotiv, zum Beispiel auch jener oben erwähnten Zuschauer_innen. Auch der RBB hat drauf gehalten, mal sehn ob’s einen Dreisekundenschnipsel in den Nachrichten gibt. Es war nett, so viele Leute getroffen zu haben, und es gab so auch immer jemanden, der das Transparent getragen hat 😉

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Open Source Banking?

In den letzten Tagen dachte ich immer mal wieder, eigentlich müsste doch in dieser Krise diejenige Bank als Gewinner hervorgehen, die möglichst transparent mit ihren Geschäften umgeht, weil so offen liegt wo ihr Geld herkommt und wo es hingeht und damit die Risiken einschätzbarer wären. Das wäre in der aktuellen Vertrauenskrise das stärkste Kapital. Tatsächlich gibts sowas schon ansatzweise, und es ist auch sehr erfolgreich momentan. Vielleicht wäre jetzt der richtige Schritt nicht nur die Beteiligungen offenzulegen sondern auch die Beteiligten? Doch da ist wohl das Bankgeheimnis vor: Dialektik des Datenschutz.

Weltzeituhr um zwei

Mit Tux auf der Demo gegen ÜberwachungsstaatMorgen, am Samstag, um 14:00 Uhr, beginnt die große Feier zur Beerdigung des Kapitalismus Demo gegen den Überwachungswahn. Freundinnen und Freunde des Neuen im Alten treffen sich — gewiss, etwas phantasielos — um 14:00 Uhr an der Weltzeituhr. Wir werden nebenstehendes Transparent dabei haben, sollten also nicht zu verfehlen sein. Wir können ja dann schon mal überlegen, wie es nach dem Kapitalismus weitergeht wir die Überwachung individuell unterlaufen, Vorschläge hatten wir ja schon mal letztes Jahr in einem Flyer (PDF) gemacht.

Community Building in Zeiten der galoppierenden Krise

Stefan hat mich gerade dankenswerterweise durch sein letztes Posting wieder auf eine ältere Diskussion gestoßen. Ich hab dadurch meine alten Hoffnungen wieder entdeckt, die ich eigentlich mit Hiddinghausen verbunden hatte. Diese Diskussion wollte ich da eigentlich weiter führen aber dazu kam es dort nicht so recht. Ich glaube auch, dass das kein Zufall ist. Dort kamen Leute aus ganz Deutschland für ein Wochenende zusammen. Es war schon vorher klar, dass man hinterher im Alltag nicht viel miteinander zu tun haben wird. Deswegen ist es kein Wunder, dass die Schwerpunkte da andere waren. Ich möchte jetzt einen anderen Versuch starten. Worum geht es?

In einem Satz: Aufbau einer lokalen „resilient community“ zur Produktion des Lebens durch „commons based Peer Production“ in einem „Saturday House“.

Ok, jetzt seid ihr nicht viel schlauer als zuvor. Hier also ein paar Erklärungen:

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Arbeiterselbstverwaltung und Keimform

»Interessierter Beobachter« hat interessante Fragen aufgeworfen, die ich lieber als eigenen Beitrag diskutieren möchte. »Interessierter Beobachter« überlegt, ob die

Arbeiterselbstverwaltung … dem Keimformansatz sehr nahe sind (oder vielmehr der Keimformansatz diesen schon alten Konzepten mit seinen Problematiken)

und fragt schließlich, wie man die

Ausdehnung dieser Keimformen [wie Freie Software] auf immer größere Bereiche skizzieren … (kann), ohne bei einem bloßen Appell stehen zu bleiben

Mal davon abgesehen, dass der Keimform-Blog als Ganzes das Thema hat, sich letzterer Frage anzunähern, will ich meine Überlegungen hier skizzieren.

Übrigens: Wer ein längeres Nachdenken gerne als Artikel aufschreiben möchte, kann dies gerne tun! Dazu einfach als Nutzer registrieren, anmelden, Beitrag schreiben und Bescheid geben zum Freischalten des Beitrages.

Aber jetzt zu den Fragen nach den Keimformen, ihrer Verallgemeinerung und der Arbeiterselbstverwaltung.

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Thesen zur allgemeinen Arbeit

Der nachfolgende Text erläutert die Präsentationsfolien (PDF|ODP) meines Vortrages auf dem krisis-Seminar vom 3. bis 5. Oktober. Da es sich nur um Thesen handelt, ist der Text ziemlich dicht geschrieben. Ich möchte den Text noch zu einer größeren Publikation umarbeiten, in der ich dann ausführlicher die einzelnen Argumente ausführen werde. Die Folien enthalten einige ergänzende Zitate, die in den Thesen nicht vorkommen.

Abstract: Kernaussage des Textes (und der Folien) ist These, dass der Kapitalismus mit der »konkret-allgemeinen Arbeit«, die »unmittelbar gesellschaftliche Arbeit« ist, bei bestimmten Produkten (nämlich Universalgütern) eine Form der sozialen Vermittlung hervorbringt, die über den Kapitalismus hinausweist: Resultate konkret-allgemeiner Arbeit werden nicht über den Wert vermittelt (sprich: getauscht). Voll gültig ist dies allerdings nur für »freie Universalgüter«, während »privatisierte Universalgüter« als Bezahlgüter diese Potenz nur widersprüchlich repräsentieren.

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Crashkurs Krise

Norbert Trenkle eröffnete das diesjährige Krisis-Seminar zum Thema »Crashkurs – Finanzmarktkrise, Peak Oil und die Grenzen der Warengesellschaft« mit dem ironischen Hinweis, dass das Seminar nicht wegen des aktuellen Finanzmarkt-Crashes stattfände (und auch nicht umgekehrt!), sondern dass das Seminar schon länger geplant sei. So sei es zwar passend, aber doch zufällig, sich mitten im Crash zu treffen. Grundsätzlich gehe man zwar von einer tiefgreifenden Krise aus, doch die Verlaufsform sei eben nicht vorherzusagen.
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Wider den Überwachungsstaat

freedom not fear

Auch dieses Jahr wird offline (ja, da draußen auf der Straße!) demonstriert, und zwar gegen den Staat, der online allerlei Daten auf Vorrat speichern will. Wie schnell man aufgrund simpler Stichworte als Terrorverdächtiger in die Repressionsmühlen gerät, zeigte der Fall von Andrej und anderen im letzten Jahr sehr anschaulich. — »Kann mir nicht passieren« gilt hier nicht!

Aus dem Demo-Aufruf:

Um gegen Sicherheitswahn und die ausufernde Überwachung zu protestieren, gehen wir am Samstag, den 11. Oktober 2008 in Berlin unter dem Motto „Freiheit statt Angst – Stoppt den Überwachungswahn!“ auf die Straße. Treffpunkt ist der Alexanderplatz um 14.00 Uhr. Der Protestmarsch durch die Stadt wird mit einer großen Abschlusskundgebung vor dem Brandenburger Tor enden.

Mehr zum Thema Überwachung im Interview mit Anne, die seit ihrem mittelbaren Hineingeraten in die o.g. Mühlen ein Blog zum Thema betreibt.