Open Access Handbuch

Open Access HandbuchDie Deutsche UNESCO-Kommission hat das »Open Access Handbuch« veröffentlicht, sowohl als Printprodukt wie auch als PDF (nicht-kommerzielle Nutzung erlaubt). In dem Handbuch geht es um die »Chancen und Herausforderungen dieses Modells«, um Geschäftsmodelle, Urheberrecht, Qualitätssicherung, Archivierung und Finanzierung. Richard Sietmann umreisst im Intro folgende »paradoxe Situation«:

»Noch nie stand der Wissenschaft eine solche Plattform zur Wissensvernetzung zur Verfügung, wie sie das Internet bietet; doch zu gleich geht die Übertragung des traditionellen Publikationswesens auf den Cyberspace mit exklusiven Zugriffsrechten einher. Namhafte Wissenschaftler sehen durch die Zugriffsschranken letztlich das gefährdet, was die Generierung neuen Wissens ausmacht, indem sie den freien Austausch von Gedanken und Ideen behindern, der in der Forschung unverzichtbar ist.« (S. 12)

Ich übersetze diesen Widerspruch im Lichte der Universalgüterthese: Wissen ist ein gesellschaftliches Gut, dass den »freien Austausch von Gedanken und Ideen« braucht. Es ist einerseits ökonomisch gesehen »wertlos«, andererseits gleichzeitig unabdingbare Voraussetzung für die Produktion werthaltiger Güter. Wird Wissen und Wissensproduktion im Zuge der Neoliberalisierung der Welt dem unbedingten Wertdiktat unterworfen, bricht der Widerspruch offen hervor: Entweder das Universalgut »Wissen« wird künstlich verknappt und — obgleich »wertlos« — zum Bezahlgut gemacht oder es bleibt, was es ist, ein freies und unbehindertes Gut, zugreifbar für alle, was dann aber keinen mehr Preis haben kann. Früher zahlte der Staat durchweg die Kosten (der Forschung, der Bibliotheken etc.), heute soll das »der Markt« regeln, soll »Wissen« ein Bezahlgut, ein Profitgut werden.

Open Access nun ist die spontane Reaktion nicht nur »namhafter Wissenschaftler«, sondern eigentlich aller, die sich im Wissenschaftsbetrieb bewegen. Sie stehen intuitiv auf der Seite der Universalität, der freien Verfügung, der Kooperation, der Ideen, des Austausches. Und sie können sich das »leisten«, weil sie gleichzeitig (halbwegs bis stabil) abgesichert sind. Open Access ist nicht aufhaltbar. Universalität und Verwertung gehen nicht zusammen.

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