Chemnitz: Diskussion über Universalgüter

Alternatives Jugendzentrum Chemnitz

Das Alternative Jugendzentrum Chemnitz hat eine Veranstaltung zum Thema der Universalgüter organisiert und mich als Referent eingeladen. Titel: »Universalgüter. Entwertet sich der Kapitalismus selbst?« Termin: Samstag 24.11.2007, 17:00 Uhr. Ort: AJZ Chemnitz, M54.

Aus der Ankündigung:

Über eine Klärung der vier Dimensionen bei der Produktion und Nutzung von Gütern – die stoffliche Beschaffenheit, die Nutzungsweise, die gesellschaftliche Form und die Eigentumsform – gelangt Stefan Meretz zu einem spezifizierten Begriff des Universalguts, der vom verwandten Begriff des Allgemeinguts abgegrenzt wird. Universalgüter sind danach nicht stoffliche und meist digital vorliegende Wissens- und Kulturgüter einschließlich Software. Diese besitzen ihren universalen Charakter unabhängig von der gesellschaftlichen Form. Damit der Charakter als Universalgut erhalten bleibt, ist es egal, ob diese frei zugänglich sind oder ob der Zugang beschränkt wird. Universalgüter unterscheiden sich von anderen Allgemeingütern, werden diese nämlich privatisiert, werden sie zu Waren und der Charakter geht verloren. Universalgüter kommen paradox daher, einerseits handelt es sich nicht um Tauschgüter, denn sie werden lediglich weiter gegeben, ohne das das Gut von einer Hand zur anderen wechselt. Damit sind Universalgüter keine Waren obwohl sie andererseits als solche erscheinen und uns als Bezahlgüter in Warenform begegnen können. Zum Beispiel ist die Knappheit von Software nur eine äußere Hülle. Lediglich die Rechtsform – unfreie Software – mit Lizenzen und Kopierschutz sorgt als äußere Hülle für eine künstliche Knappheit und lässt die Güter als Waren erscheinen. Eigentlich lässt sich Software bekanntlich unbegrenzt kopieren und damit weiterverbreiten ohne dass vom Ausgangsgut etwas verloren ginge.

Karl Marx legte anhand der Wissenschaft den Unterschied zwischen so genannter wertbildender abstrakter Arbeit und allgemeiner Arbeit dar. Letztere bringe – so wiederum Sefan Meretz – die Universalgüter hervor. Bei allgemeiner Arbeit handelt es sich im vor hinein um gesellschaftliche Arbeit, die als solche zwar Voraussetzung für die kapitalistische Produktion ist, jedoch keine Wert bildet. Mit privatisierten Universalgütern wird trotz fehlendem Wert aber viel Geld verdient. Wo kommt der Wert dann her, wenn nicht aus der Produktion des Universalgutes selbst? Stefan Meretz verweist darauf, dass hier bereits geschaffener Wert lediglich umverteilt wird, d. h. eine so genannte Informationsrente gezahlt und kassiert wird.

Das besondere an freier Software nunmehr ist, dass sie hinsichtlich ihrer universellen Produktionsweise am Besten dem Charakter eines Universalgutes entspricht. Folgt man dieser Argumentation, dann entsteht in der gegenwärtigen Produktionsweise ein auch für diese funktionables Gut, das aber von seinem Charakter her über diese Produktionsweise hinausweist. Wenn freie Software im Vergleich zu unfreier Software zudem für die angemessenere soziale Form der Herstellung eines Universalgutes steht, dann müsse und werde sich diese soziale Form auch auf Dauer durchsetzen. Das macht – so Stefan Meretz – ihren Keimform-Charakter aus.

Im einzelnen werden Vortrag und Diskussion um folgende Fragen kreisen:

  • Was ist das Besondere an Wissens- und Kulturgütern und Software?
  • Wie sind diese nichtstofflichen Güter theoretisch zu fassen?
  • Sind es normale Waren oder gar keine Waren?
  • Welche Rolle spielt das Konzept des „geistigen Eigentums“?
  • Eröffnet die freie Software- und Kulturbewegung „Wege aus dem Kapitalismus“?

Zum Einlesen: Stefan Meretz: Der Kampf um die Warenform. Wie Knappheit bei Universalgütern hergestellt wird. – krisis 31 (2007), 52-89. Online: http://www.balzix.de/sm%200705%20Kampf.html

(veranstaltet durch den Rosa-Luxemburg-Club Chemnitz und das AJZ Chemnitz)

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