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Bericht vom CCC

Der 23. Chaos Communication Congress [1] ist gestern zu Ende gegangen. Im Bereich Freie Software gab es eher wenig neues:

Zu dem von Stefan vorab analysierten [2] Vortrag „The Rise and Fall of Open Source“ [3] konnte ich nicht, aber (wie ich von anderen gehört habe) scheint der Vortrag auch nicht so doll gewesen zu sein.

Über „The gift of sharing“ [4] gibt es kaum positives zu berichten — leider war der gesamte Vortrag ähnlich inkohärent und seltsam („keep the flow going“) wie der Titel 🙁 . Wer wissen will, wie und warum Freie Software und Freie Kultur wirklich funktionieren, sollte lieber Yochai Benklers Analyse [5] der Peer-Produktion [6] lesen.

Sehr viel interessanter war „Freie Software — Eine Chance für Afrika?“ [7]

Thema dieses Vortrags war ein universitäres Kooperationsprojekt, in dem es darum geht, die Universität von Malawi [8], einem der ärmsten Länder der Welt, mit Hardware und Freier Software auszustatten; berichtet wurde auch von den dort gemachten Erfahrungen mit den neokolonialistischen Praktiken von Microsoft u.a. Es gibt auch ein Blog zum Projekt [9].

Den Vortrag von Atul Chitnis [10] (der auch schon auf der WOS 4 [11] war) über „Hacking a Country: FOSS in India“ [12], habe ich verpasst, so dass ich nicht weiß, ob sich im Vergleich zur WOS (damals: „in ganz Indien gibt es nur 7 FS-Entwickler/innen!“) ein größeres Delta ergeben hat; Berichte gibt es aber bei der Tagesschau [13] und bei Netzpolitik [14].

Im Bereich Freie Kultur gab es einen Erfahrungsbericht [15] von Dying Giraffe Recordings [16], einem weiteren Netlabel, das auf CC-Lizenzen [17] setzt und den Anspruch hat, „non-evil“ zu sein, aber den Musikern trotzdem Geld einzubringen. Bilanz: beides unter einen Hut zu bringen klappt wohl (noch?) nicht so ganz, freiwillig („tip jar“ für Spenden) zahlen die meisten wenig und preisgünstige CDs verkaufen sich nicht unbedingt besser als teurere (wegen der „billig == schlecht“ Wahrnehmung). Unterschwellig zu merken, wenn auch vom Vortragenden nicht reflektiert: Kapitalismus und „non-evil“ gehen halt nicht so leicht zusammen.

Außerdem gab’s eine Variation des Standardvortrags von Lawrence Lessig [18]. Wohl ähnlich wie auf der WOS [19] (wo ich ihn mir gespart hatte); wieder mal mit schönen Beispielen zur Remix-Kultur (z.B. „Jesus must survive“ [20] — witziges Video, deprimierende Kommentare) und seinen üblichen Argumenten. Zwei Stränge waren wohl neu:

Einen längeren Bericht zu Lessig gibt es bei futur:plom [25] (wo der Kongress überhaupt sehr detailliert und treffsicher aufbereitet wird).

Sehr lohnend war der nächtliche Vortrag „Revenge of the Female Nerds: Busting Myths about Why Women Can’t Be Technical“ [26] von Annalee Newitz. Definitiv eine genauere Betrachtung wert, zu der ich heute aber nicht mehr komme, daher vorerst nur ein Link auf die Berichte bei Scrupeda [27] und futur:plom [28] sowie auf Newitz‘ Websites Techsploitation [29] sowie She’s Such a Geek [30] (Blog und Buch).

Soweit zu den on-topic (für dieses Blog) Veranstaltungen. Es gab aber auch andere interessante, z.B.:

Soweit zum Kongress, die rein [40] unterhaltsamen [41] oder inhaltlich weiter entfernten Vortrage spar ich mir. Insgesamt immer eine nette und spannende Möglichkeit, die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr zu verbringen. Vielleicht sehn wir uns 2007?